Sunmaxx und Oxford PV: Neues Solarmodul erzeugt Strom und Wärme zugleich
Meyer Burger hat in Freiberg dicht gemacht, Solarwatt will sein Werk in Dresden schließen, Solarworld ist schon lange Geschichte: Eine Solarfabrik nach der anderen hat in den vergangenen Jahren in Deutschland die Produktion eingestellt. Seit China systematisch eine Massenproduktion aufgezogen und die Preise für Solarmodule gesenkt hat, ist die deutsche Solarindustrie am Boden.
Anders in Ottendorf-Okrilla bei Dresden. Dort hat das Unternehmen Sunmaxx Mitte April das Gegenteil getan – und eine neue Solarproduktion eröffnet. 120.000 Solarmodule sollen hier pro Jahr vom Band laufen, genug für 5000 Einfamilienhäuser. Um mit der Konkurrenz aus China mithalten zu können, setzt das Unternehmen nicht auf spottbillige Preise – sondern auf technischen Fortschritt.
Auf der Solarmesse Intersolar, die diese Woche in München starten wird, wird Sunmaxx nach Informationen der WirtschaftsWoche zusammen mit dem britischen Hersteller Oxford PV eines der effizientesten Solarmodule der Welt vorstellen. Haben marktgängige Module einen Wirkungsgrad von gut 20 Prozent, soll das neue Panel 80 Prozent des Sonnenlichts in nutzbare Energie umwandeln.
Wärme- und Stromproduktion in einem
Möglich wird das mit einer ungewöhnlichen Kombination zweier Technologien: Die Solarzellen von Oxford PV erzeugen Strom, die Technik von Sunmaxx wiederum erntet die Wärme, die herkömmliche Solarmodule bislang ungenutzt abstrahlen. Dazu dienen Wärmeabsorber auf der Rückseite des Moduls, die die Wärmeenergie über Flüssigkeit in einen Kreislauf transportieren, mit dem sich etwa Gebäude heizen lassen.
Sunmaxx hat zuvor schon Fotovoltaikzellen anderer Hersteller in sein Kombimodul integriert. Doch die Zellen von Oxford PV sind besonders leistungsstark: Es handelt sich um Sandwich-Solarzellen, die aus herkömmlichem Silizium plus neuartigem Perowskit-Material zusammengesetzt sind. Die Technik gilt aufgrund ihrer hohen Effizienz als nächste Generation der Fotovoltaik.
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Die Solarexperten von Rethink Energy erwarten, dass weltweit bis zum Jahr 2026 Fabriken mit mehreren Gigawatt Jahresausstoß für die neuen Perowskit-Zellen errichtet werden. So hat das Unternehmen Quells in Südkorea 100 Millionen Dollar in eine Fertigungslinie investiert, First Solar aus den USA hat das schwedische Start-up Evolar übernommen.
Eingebaut in die Module von Sunmaxx erreichen die Oxford-PV-Zellen einen elektrischen Wirkungsgrad von 26,6 Prozent. Hinzu kommt der Wärmeabsorber mit einem Wirkungsgrad von 53,4 Prozent. Die Werte seien vom Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme in Freiburg zertifiziert worden, heißt es bei Sunmaxx.
„Solar-Hammer“ nennen die beiden Unternehmen ihre Innovation. „Wir glauben, dass diese Technologie wertvoll für Hausbesitzer, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen sein wird, die ihre Dekarbonisierungsziele schnell erreichen wollen“, kommentiert Sunmaxx-CEO Wilhelm Stein.
Auf gleicher Dachfläche lasse sich mit den neuen Modulen deutlich mehr Energie gewinnen als bisher. Auch lasse sich die Solarwärme etwa als Energiequelle für Wärmepumpen nutzen, die sie besonders effizient für die Gebäudeheizung verwenden könnten.
Im Osten was Neues
Wie teuer die neuen Module sein werden, verraten die beiden Unternehmen noch nicht. Auch werden sich Verbraucher noch etwas gedulden müssen, bis der „Solar-Hammer“ bei ihnen zuschlagen kann: In den nächsten zwölf bis 18 Monaten soll die Produktion des neuen Moduls anlaufen.
Nicht nur die Technologie macht das Bündnis der beiden Unternehmen besonders, sondern auch, dass beide ihre Fabriken in Deutschland aufbauen: Sunmaxx produziert in seinem neuen Werk bei Dresden. Oxford PV wiederum fertigt seine Perowskit-Tandemzellen in Brandenburg an der Havel. „Diese Partnerschaft zeigt, wie die innovativsten Teile der deutschen Solarindustrie zusammen kommen“, sagt David Ward, CEO von Oxford PV. Damit werde Technologie kommerzialisiert, mit der Europa sich einen Wettbewerbsvorteil sichern könne.
3,25 Millionen Euro hat Sunmaxx eingesammelt, um seine Modulfertigung in Sachsen auszubauen. Der Jahresausstoß von 50 Megawatt ist klein im Vergleich zu chinesischen Fabriken, die tausende Megawatt pro Jahr produzieren. Doch zum Start der Messe Intersolar ist es ein Lichtblick, der zeigt, dass die Solarindustrie mit innovativen Ideen aus Europa den Wettbewerb mit China in Angriff nimmt.
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