
Wüstenstrom, ja bitte. Vor zwei Jahren, lange vor dem beschlossenen Ausstieg aus der deutschen Kernenergie und noch vor den Revolutionen in Nordafrika, gründete die deutsche Industrie eine Gemeinschaft für ein Solarprojekt gigantischen Ausmaßes. In der Nordsahara will sie einen Park von Solarkraftwerken bauen.
55 Großunternehmen, die meisten aus Deutschland, haben sich deshalb unter Führung der Munich Re in der Initiative Desertec zusammengeschlossen. Doch trotz eines respektablen Anfangserfolgs, den die Initiative nun vermeldete, kommt das Großvorhaben nicht recht voran.
Partner liefern wenig Konkretes
Die Marokkaner wollen ein Pilotkraftwerk errichten. Es werde so viel Energie liefern wie ein halber Atommeiler, hieß es. Spätestens 2016 soll von dort der erste Strom fließen, frohlockte ein Projektleiter.
Aber das marokkanische Kraftwerk ist keine Desertec-Idee, es sollte sowieso gebaut werden. Der König von Marokko fördert den Neubau nach Kräften, weil er sich davon Jobs verspricht, die ein Herüberschwappen der Revolutionen von Libyen nach Marokko verhindern sollen.
Sonst aber gibt es kaum Ansätze für Solarkraftwerke in der Nordsahara. Trotz der geballten Macht der Desertec-Partnerunternehmen, darunter die Deutsche Bank, RWE, E.On, Siemens und ABB, liegen kaum vielversprechende Verträge vor.
Unterwasser bis nach Rom
Eine Absichtserklärung gibt es zwar: Ein Unterwasserkabel soll Tunis mit Rom verbinden, versprach der tunesische Energieminister dem Desertec-Leiter Paul van Son. Aber auch dafür liegt nichts Konkretes vor. Bisher gibt es nur ein Kabel, das den Wüstenstrom nach Europa leiten kann – zwischen Casablanca und Gibraltar. Doch diese Leitung ist zu klein, um den Strom des geplanten Großprojekts in deutsche Wohnstuben und Betriebe zu leiten.