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Wirtschaft von oben #235 – Chinesische MarineChina will den ersten Drohnenträger der Welt bauen

China baut gerade eine große Flotte amphibischer Angriffsschiffe. Auf künftigen Amphibienschiffen sollen neben Hubschraubern offenbar auch Drohnen starten und landen. Dafür hat das Land nun sogar eine neue Werft gebaut. Wirtschaft von oben ist eine Kooperation mit LiveEO.Thomas Stölzel 06.11.2023 - 11:45 Uhr

Im nagelneuen Trockendock auf der Insel Changxing bei Shanghai wird bereits das erste Schiff montiert – offenbar ein Kriegsschiff.

Foto: LiveEO/Planet Labs PBC SkySat

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel war auch China mit sechs Kriegsschiffen präsent im Nahen Osten. Zwar stellte die Regierung in Peking schnell klar, dass es sich um Freundschaftsbesuche und Routine-Missionen etwa zur Abwehr von Piraten handle. Beobachter werten das dennoch als weiteres Zeichen, dass die Volksrepublik zur militärischen Supermacht auf den Weltmeeren aufsteigen will.

Neueste Satellitenbilder von LiveEO zeigen nun, wie das Land für dieses Ziel eine ganz neue Werft gebaut hat. In ihr soll offenbar eine weltweit ganz neue Kategorie von Kriegsschiff entstehen: Drohnenträger. Die Schiffe mit der Typenbezeichnung 076 werden eine Mischung aus Flugzeug- und Hubschrauberträger sein. Und wie der modernste chinesische Flugzeugträger, die Fujian, über ein elektromagnetisches Katapult verfügen. Damit können von dem Schiff auch besonders schwer bewaffnete und voll betankte Drohnen starten.

Zudem zeigen Entwürfe, die seit drei Jahren auf chinesischen Rüstungswebsites zirkulieren, eine angewinkelte Landebahn wie bei heutigen Flugzeugträgern. Diese würde erlauben, dass gleichzeitig Drohnen starten und landen können.

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Um das riesige Schiff zu bauen, braucht die staatliche Hudong-Zhonghua-Werft offenbar einen neuen Standort – auf der Insel Changxing bei Shanghai. Bisher liegt sie am Huangpu-Fluss mitten im Stadtgebiet der Millionenmetropole. Die Werftanlagen dort scheinen aus allen Nähten zu platzen, da die Arbeiter hier neben den amphibischen Angriffsschiffen, wie die Hubschrauberträger genannt werden, auch noch kleinere Kriegsschiffe und LNG-Tanker bauen.

Chinesische Websites hatten schon vor einer Weile zusammengetragen, wie sich die chinesische Regierung ihre zukünftige Flotte vorstellt. Demnach sollte es neben vier Flugzeugträgern – der dritte wird gerade fertig gestellt – auch acht klassische amphibische Angriffsschiffe vom Typ 075 geben. Von den deutlich größeren Drohnenträgern vom Typ 076, die ebenfalls zur Kategorie der amphibischen Angriffsschiffe gehören, sollten demnach drei Stück gebaut werden. Taiwanische Militärbeobachter erwarten nun allerdings, dass China es bei den vier bisher gebauten Hubschrauberträgern belässt und stattdessen mehr Drohnenträger bauen wird.

China würde damit bei seinen Fähigkeiten einigermaßen zu den USA aufschließen, die ihre klassischen Hubschrauberträger vom Typ Wasp bei Bedarf auch mit F35B-Kampfjets bestücken können. Diese können senkrecht starten und landen, eine Fähigkeit, die chinesische Flugzeugingenieure bisher nicht gemeistert haben. Die USA und Japan bereiten sich schon länger auf einen Konflikt mit China im Pazifikraum vor.

Auf den Satellitenaufnahmen ist nun zu erkennen, wie an der östlichen Spitze der Changxing-Insel neue Werftanlagen samt einem großen Trockendock entstanden sind. Das wird den Bildern zufolge mehr als 400 Meter lang sein. Das größte Trockendock am alten Standort ist rund 360 Meter lang. Im Sommer war im Internet ein Foto aufgetaucht, auf dem Arbeiter die Fertigstellung des Trockendockbodens feierten. In Taiwan, das eine Invasion durch China fürchtet, sieht man das als Anzeichen, dass die Machthaber in Peking mit ihren Plänen für den neuen Schiffstyp ernst machen. 

Auf dem neuesten Bild sind nun erste Rumpfteile eines neuen Schiffs zu erkennen. Die vorn spitz zulaufende Form spricht für ein Kriegsschiff. Weitere Rumpfteile liegen dahinter. Ob es tatsächlich schon der erste neue Drohnenträger vom Typ 076 oder doch ein kleineres Kriegsschiff wird, lässt sich wohl erst in ein paar Wochen genauer beurteilen.

Noch 2019 war an dieser Stelle nichts von einer neuen Superwerft zu sehen. 2021 gab es dann die ersten Bodenarbeiten. Nun ragen hier riesige orangene Kräne in die Höhe, die die schweren Schiffsteile in Position hieven.

Am 20 Kilometer Luftlinie entfernten alten Standort der Hudong-Zhonghua-Werft entstanden in den vergangenen fünf Jahren drei Hubschrauberträger vom Typ 075, alle benannt nach chinesischen Provinzen: Die Hainan mit der Kennung 31, die Guangxi mit der Kennung 32, und die Anhui mit der Nummer 33. Satellitenbilder zeigen, wie dieser Träger Schritt für Schritt gebaut werden. Auf der neuesten Aufnahme ist das vierte Schiff, das die Kennung 34 tragen wird, zu erkennen. Dessen Name ist bisher noch nicht bekannt. 

Wie klassische Flugzeugträger operieren diese großen amphibischen Angriffsschiffe in einem Flottenverband, werden also meist von anderen Kriegsschiffen begleitet. Die Träger vom Typ 075 haben dabei Luftkissenboote, Hubschrauber und gepanzerte Fahrzeuge an Bord. Diese aktuellen chinesischen Hubschrauberträger sind etwas kleiner als die Wasp-Klasse der US-Navy. Sie gelten dennoch als wichtige Waffe für einen militärischen Angriff auf Taiwan, das Peking notfalls mit Gewalt unter seine Kontrolle bringen will.

Die Hubschrauberträger wären hier nicht nur für eine Invasion hilfreich. Mit ihnen könnte China auch eine maritime Blockade der Insel leichter durchsetzen, Handelsströme abdrängen. Das gilt unter Militärbeobachtern zurzeit als wahrscheinliches Szenario. 

Ein Entwurf des Drohnenträgers vom Typ 076, der in chinesischen Rüstungskreisen zirkuliert. Foto: WirtschaftsWoche

Die künftigen Drohnenträger vom Typ 076 unterscheiden sich vom Design her offenbar stark von den heutigen 075-Hubschrauberträgern. Das lassen Bilder erahnen, die seit 2020 in chinesischen Militärforen kursieren. Darauf sind neben mehreren Hubschraubern auch Tarnkappendrohnen zu erkennen, wie sie das chinesische Militär besitzt – vermutlich vom Typ „Hongdu GJ-11 Scharfes Schwert“. Diese lassen sich unter anderem mit Lenkwaffen bestücken. Die US-Navy startet ihre Drohnen derzeit von klassischen Flugzeugträgern.

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Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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