Wirtschaft von oben #237 – West Virginia So transformieren Firmen von Warren Buffett den „Coal State“

Quelle: LiveEO/Sentinel

West Virginia hat jahrzehntelang von der Kohle gelebt und braucht dringend neue Energiequellen. Mit Hilfe des Inflation Reduction Act entsteht in dem US-Bundesstaat nun ein Zentrum für Erneuerbare Energien, wie exklusive Satellitenbilder zeigen. Mitten drin: Firmen aus dem Reich von Starinvestor Warren Buffett. Wirtschaft von oben ist eine Kooperation mit LiveEO.

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Jackson County, West Virginia, hat schon bessere Zeiten gesehen. Seit Jahren schrumpft die Bevölkerung, die Armutsquote ist hoch, überdurchschnittlich nur die Arbeitslosigkeit. Gute Nachrichten sind selten.

Doch jetzt keimt Hoffnung für Bewohner der Gegend auf: Im März begannen auf dem Gelände eines stillgelegten Aluminiumwerks und rundherum Bauarbeiten für einen neuartigen Industriepark. Exklusive Satellitenbilder von LiveEO zeigen, wie sich das Gelände immer mehr wandelt.

Das Besondere: Die Anlage soll vollständig mit Erneuerbaren Energien betrieben werden – insbesondere durch die Sonne. Die erste Ansiedlung steht auch schon fest: Eine Titanschmelze bringt 200 neue Jobs in den Westen des Bundesstaats.


Erneuerbare Energien und West Virginia, das passt auf den ersten Blick nicht gut zusammen. Der Appalachen-Staat steht wohl wie kein anderer für die Bedeutung der Kohle-Industrie für die Vereinigten Staaten. Und für ihren rasanten Abstieg. Nach Angaben der U.S. Energy Information Administration lag der Anteil der Kohle an der Energieerzeugung in den USA 2021 bei 19 Prozent, gegenüber 45 Prozent im Jahr 2010. Tendenz weiter sinkend.

Für West Virginia war dieser Trend ein Desaster. Zuletzt arbeiteten dort nur noch rund 11.000 Menschen in der Kohleindustrie. 1948 waren es noch 146.000. Die Hobet-Kohlemine im Südwesten dehnte sich seit den 1980er-Jahren immer stärker aus, wie Satellitenfotos zeigen. Doch 2015 war Schluss. Die Mine wurde dichtgemacht.


Trotzdem ist der Rohstoff für den Staat noch wichtig. 91 Prozent seines Stroms werden immer noch aus Kohle erzeugt. Der Weg zu einem ergrünten West Virginia ist weit.

Dass auch West Virginia sich von der Kohle verabschieden wird, bezweifelt indes kaum jemand. Es ist kein Zufall, dass Joe Manchin, Senator des Bundesstaats in Washington, eine der treibenden Kräfte hinter dem Inflation Reduction Act (IRA) war, der Anreize in Höhe von fast 400 Milliarden US-Dollar freisetzte, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Davon profitiert nun auch Jackson County. Der neue Industriepark wird die Zahl der Solaranlagen in West Virginia auf einen Schlag vervierfachen. Und Arbeitsplätze schaffen.


Aus Liebe zur Umwelt schieben die Investoren das Projekt gleichwohl nicht an. Sie erwarten Rendite. Einer der Geldgeber: Warren Buffetts Berkshire Hathaway – eine Firma also, die für ihren guten Riecher bekannt ist. Das ist genau das Signal, das der IRA in skeptische Regionen wie West Virginia, ein Staat fest in Hand der Republikaner, senden will: Erneuerbare Energien sind gut für die Wirtschaft. Und nebenbei auch für den Planeten.

Sowohl die Firma, die das Gebiet erschließt und umbaut, BHE Renewables, als auch das Unternehmen, das die Titanschmelze betreibt, Precision Castparts, gehören zu Berkshire Hathaway. Um die in dem neuen gigantischen Solarpark südlich des Flugplatzes von Jackson County eines Tages erzeugte Energie speichern zu können, hat sich BHE Renewables mit dem Start-up Our Next Energy zusammengetan, das genau dies in großem Stil tut.

Der neue Industriepark in Jackson County ist nur eines von zahlreichen Projekten, die West Virginia, einem der ärmsten Staaten der USA, einen Schub geben sollen. Bereits vor der Verabschiedung des IRA begannen sich die Dinge zu verändern. Vor allem im Norden stieg das Interesse an Erneuerbaren Energien, insbesondere an Wind.

Der Pinnacle-Windkraftpark etwa erstreckt sich über rund vier Meilen in der nordöstlichen Ecke von West Virginia. 23 Turbinen sind in unregelmäßigen Abständen entlang der Bergkämme der Appalachen verteilt.


2021 folgte die Genehmigung einer weiteren Windfarm zwischen Mineral und Grant County. Ihr Name: Black Rock Wind. Sie besteht ebenfalls aus 23 Turbinen, die insgesamt 115 Megawatt Energie liefern sollen. Das Investitionsvolumen betrug rund 200 Millionen Dollar. Beide Windfarmen werden von Clearway Energy betrieben.

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Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.

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