DriveNow vs. Car2Go BMW hat bei Carsharing die Nase vorne

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Geplante Erweiterungen

Für die Autohersteller sind die Carsharing-Töchter ein wichtiges Marketinginstrument: Wer mal einen Smart, Mini oder 1er-BMW geliehen hat, kauft sich womöglich irgendwann auch so ein Modell. Und sie bringen Umsatz: Zum Listenpreis von 10.000 Euro pro Fahrzeug würden die 11.000 Car2Go-Smart 110 Millionen Euro bringen. Abzüglich der beträchtlichen Rabatte, deren genaue Höhe aber geheim ist.

Dafür ist Wachstum garantiert: „Bis 2020 werden wir weltweit in 40 bis 50 weiteren Städten an den Start gehen“, sagt Car2Go-Europa-Chef Beermann, drei Mal so viele wie heute. Sein Umsatzziel: eine Milliarde Euro. Auch BMW setzt auf Expansion, aber langsamer. „Unser Ziel in den kommenden Jahren: bis zu 15 europäische und 10 amerikanische Metropolen“, kündigt Gabriel an. Dicke Gewinne wird Carsharing auf Dauer aber nur abwerfen, wenn die Betreiber nicht nur expandieren, sondern gleichzeitig Nutzerzahl und Auslastung erhöhen sowie zusätzliche Erlöse durch Extra-Angebote erzielen. Car2Go und DriveNow steigerten den Umsatz, indem sie ihren Kunden in einigen Städten erlaubten, die Autos auch außerhalb des City-Bereichs, etwa am Flughafen, abzustellen.

Freier Eintritt in die Therme

Car2Go bietet in Berlin und Hamburg neben Smart auch die Mercedes B-Klasse an. Die 100 schwarzen Limousinen kosten zehn Euro pro Stunde und 49 Euro pro Tag – inklusive Benzin. Bei der Offerte „Car2Go Black“ werden dann ab Kilometer 51 zusätzlich 29 Cent pro Kilometer fällig. Der Vorteil: Die Autos können auf festen Parkspots abgestellt werden, die Parkplatzsuche entfällt. Auch einfache Fahrten zwischen Hamburg und Berlin sind möglich. Car2Go attackiert damit die Autovermieter.

Die erfolgreichsten Städte im Carsharing

Das nächste Schmankerl der Carsharing-Anbieter könnten Fahrten ins Umland werden. Die Möglichkeit, für acht Euro extra zwischen Köln und Düsseldorf zu pendeln, hat laut DriveNow auch Kunden über 45 Jahre überzeugt. Jetzt wollen die Bayern die Auslastung weiter erhöhen, indem sie ihre Kunden zu Tagesausflügen animieren: in Köln oder Düsseldorf zum Wasserski, in Hamburg zum Outlet-Center oder in München in die Therme – jeweils mit Gutschein für Eintritt oder Einkauf.

Die Ausflugsidee ist nur eine von vielen, an denen die Konzerne arbeiten. Wer mit DriveNow zum Beispiel zum Shopping zu Rewe fährt, erhält bis zu zehn freie Parkminuten sowie fünf Prozent Rabatt auf den Einkauf. „Solche Pakete sind noch kein riesiger Hebel“, sagt BMW-Manager Gabriel, „aber da ist noch viel Zukunftsmusik drin.“

Bleibt die Frage, wie die Städte auf die neuen Autoflotten reagieren. Denn von deren Verwaltungen hängt der langfristige Erfolg des Carsharings ab, bei dem der Kunde sein Auto nach Belieben in der City abstellen kann. Nicht überall treffen die Unternehmen damit auf Gegenliebe. In London erlebte Car2Go ein Debakel, nach nur 18 Monaten zog sich die Daimler-Tochter in diesem Jahr aus der britischen Hauptstadt zurück – wegen „administrativer Hürden“, wie Beermann formuliert. Alle 32 Stadtbezirke haben einen eigenen Bürgermeister, was beim Aufbau eines einheitlichen Parkraums zu Problemen geführt habe. „Wir mussten mit jedem einzelnen Stadtteil verhandeln – und wir hatten Ende 2013 nicht genügend Innenstadt-Bezirke beisammen.“ Auch in Deutschland gibt es Bremser in den Städten. München etwa deckelt die Zahl der Fahrzeuge pro Anbieter auf 500 und limitiert das Freiparken in Anwohnergebieten.

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