Finanzchef geht Tesla verliert einen wichtigen Stabilitätsanker

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Wirtschaftliche Normalität wird es noch lange nicht bei Tesla geben

Die niedrige Investitionssumme für 2019 überrascht, zumal Tesla in Shanghai neben einer Akkufabrik eine neue Fertigungslinie hochzieht, die bis Ende des Jahres 3000 Tesla 3 pro Woche produzieren soll.

Musk begründet die geringen Investitionen damit, dass die Installation der chinesischen Fertigung dank des gewonnenen Erfahrungsschatzes in den USA weniger als die Hälfte der Model-3-Linie im Stammwerk Fremont kosten wird. Die Fabrik im Silicon Valley soll bis Ende des Jahres auf 7000 Model 3 pro Woche hochgefahren werden, um damit eine globale Kapazität von 10.000 Stück pro Woche sicherzustellen. Zudem least Tesla das Land von der chinesischen Regierung für 50 Jahre, statt es zu kaufen. Ein Teil der Kosten soll durch günstige Kredite von chinesischen Banken finanziert werden.

Auch im laufenden Quartal ist Musk optimistisch, wieder einen Gewinn zu verbuchen. Allerdings könne es knapp werden. Für den Rest des Jahres erwartet er Profitabilität.

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Klar ist: Wirtschaftliche Normalität wird bei Tesla noch lange nicht geben. „Ich erwarte weiterhin ein Auf und Ab“, meint Gartner Analyst Michael Ramsey, der an das Überleben des Elektroautopioniers glaubt. Das komplette Unternehmen ist auf einer Kaskade von Wetten aufgebaut, die seine Zukunft sichern und zugleich bedrohen.

Neben dem weltweiten Vertrieb des Model 3 treibt Musk die Expansion seiner Akkufabriken, dem eigentlichen Engpass bei der Produktion, voran. Außerdem wird der Start des Kompakt-Geländewagens Model Y und des Semi Sattelzuges vorbereitet. Auch ein Pick-up Truck ist in Planung. Er könnte im Sommer präsentiert werden.

Seine größte Herausforderung besteht derzeit darin, den Preis des Model 3 herunterzuschrauben, ohne Verluste zu schreiben. Noch immer lässt die 35.000 Dollar Einstiegsvariante auf sich warten, die Musk vor knapp drei Jahren in Aussicht gestellt hatte. Am Mittwoch sprach er davon, eventuell Mitte des Jahres so weit zu sein. Eine definitive Zusage machte er nicht.

Wie nun das erste Quartal läuft, wird entscheidend für Anleger sein. Für schwache Nerven ist die Tesla-Aktie noch nie geeignet gewesen.

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In den USA hat sich zum Jahresanfang der Steuerrabatt für Tesla-Käufer von 7500 Dollar halbiert. Mitte des Jahres wird er auf unter 2000 Dollar schrumpfen. Das Problem ist, dass Wettbewerber wie Volkswagen oder BMW weiterhin den vollen Rabatt nutzen können, weil sie das vorgesehene Kontingent von 200.000 zugelassenen Elektrofahrzeugen nicht erreicht haben. Solange US-Politiker nicht einschreiten, ist das ein Nachteil für den amerikanischen Elektroautohersteller.

Tesla hat bereits mit einer preiswerteren Variante des Model 3 mit geringerer Reichweite reagiert. Beim Tesla S und X werden günstigere Modelle offeriert, bei denen die Ladekapazität des Akkus zunächst via Software beschränkt ist.

Wie der schrumpfende Steueranreiz die Nachfrage für das Model 3 in den USA beeinträchtigt hat, darauf wollte Musk nicht genauer eingehen. Aber Tesla räumte in einem Brief an die Aktionäre ein, dass im Weihnachtsquartal etliche Tesla-S- und X-Käufe vorgezogen wurden, weil die Kunden den noch bis Jahresende geltenden vollen Steuerrabatt mitnehmen wollten.

Nun hat Musk die Chance, die möglicherweise schwächelnde Nachfrage im Heimatmarkt durch die Expansion nach Europa und China auszugleichen. Deshalb ist es so wichtig, bis Ende März möglichst viele Fahrzeuge global zu verkaufen. „Unsere Wachstumschancen sind massiv“, behauptet Musk. Nur die Autos, räumt er ein, müssten eben noch günstiger werden.

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