Malte Krüger "Deutschland kann super Autos bauen – aber nicht verkaufen“

Kleine Autohändler haben es zunehmend schwer, große Händlergruppen und Internetportale machen das Geschäft. Malte Krüger, Geschäftsführer von mobile.de, erklärt, wie das Internet den Autohandel verändert.

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WirtschaftsWoche: Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Autokauf?
Malte Krüger: Das ist schon ein paar Tage her, aber ja, noch recht gut. Der Händler war ein ehemaliger Klassenkamerad, daher war das einfach.

Und wie oft hatten Sie sich vor dem Kauf im Internet schlau gemacht?
Überhaupt nicht.

Was hätte Ihr Klassenkamerad damals wohl gesagt, wenn Sie ihm gesagt hätten: Ich stelle deine Autos für dich ins Netz und du gibst mir dafür Geld - also genau das, was mobile.de heute tut?
Wir haben dieses Jahr 25-jähriges Abi-Treffen, ich werde ihn mal fragen. Aber, auch wenn es hypothetisch ist, das Internet kam damals gerade erst auf. Da gab es viele Ängste. Ich denke aber mein Bekannter hätte es als Chance begriffen, viele neue Kunden über seinen Umkreis von 20 Kilometern hinaus zu gewinnen.

Mobile.de-Geschäftsführer Malte Krüger. Quelle: Presse

Sie arbeiten mit fast 90 Prozent aller deutschen  Autohäuser zusammen. Wie würde Sie die Beziehungen zu den Händlern beschreiben?
Wir sehen uns als Partner des Handels, der Hersteller und Importeure. Wir sind gut vernetzt und sehen uns als Ansprechpartner in allen Fragen der Digitalisierung.

Seit ein paar Monaten dürfen Kunden die Händler auch bewerten. Darüber waren sicher nicht alle Händler glücklich.
Bewertung und Transparenz ist im Internet ja nichts Neues – egal ob bei Büchern, Reisen oder Autos. Und wir als mobile.de, haben mit unser Konzernmutter Ebay auch die „Mutter aller Bewertungen“ im Hause. Aber man muss sagen: Der Autohandel hängt der Digitalisierung hinterher und die Vorbehalte waren recht groß. Seit 1. Februar sind wir mit den Bewertungen live. Wir haben schon über 150.000 mit einem von Schnitt 4,3 (5 ist die Bestnote) bekommen. Die Sorge der Händler, schlecht wegzukommen, bewahrheitet sich damit nicht. Im Gegenteil: Viele Händler profitieren davon, in dem mehr Kunden ins Autohaus kommen. Jeder Zweite ist laut Umfragen sogar bereit, bei gut bewerteten Händlern mehr zu bezahlen.

Zur Person

Gab es Händler die ausgestiegen sind, weil sie nicht bewertet werden wollten?
Eine Handvoll ist zunächst ausgestiegen – die sind inzwischen aber alle wieder da. Das war wohl eine erste emotionale Handlung im Affekt.

Mobile.de hat vor 20 Jahren begonnen den Autohandel ins Netz zu bringen. Warum haben es Händler und Hersteller nicht selbst geschafft?
Ich glaube, das ist klassische Innovators-Dilemma – sein eigenes Geschäftsmodell zu hinterfragen ist immer schwierig. Die Autoindustrie ist sicher groß und mächtig, sie verdient viel Geld und kann super Autos bauen. Sie hat sich aber lange nicht angeschaut, wie Menschen Autos kaufen. Das war einfach nicht auf dem Radar. Das Internet war nur ein Brandbeschleuniger.

Mobile.de wird 20 - Meilensteine

Es gab vor einigen Monaten den Anlauf von Audi/VW-Händlern, selbst einen Onlinehandel aufzuziehen. Ist das ein Indiz, sich von mobile.de zu emanzipieren?
Wir begrüßen, wenn sich Hersteller digital engagieren. Das ist extrem wichtig. Wichtig dabei ist natürlich die Frage, in welchem digitalen Vertriebskanal man die Kunden am besten erreicht. Mobile.de genierte mehr Nachfrage als jeder andere Spieler auf dem Markt. Wir sind der Marktführer und an uns führt kein Weg vorbei. Zudem bieten wir einen neutralen und vollständigen Marktüberblick, was Autokäufern extrem wichtig ist. Deshalb sehe ich es nicht als emanzipieren, sondern als sinnvollen Schritt, wenn sich ein Hersteller aktiv Gedanken zur Digitalisierung macht.

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