




WirtschaftsWoche: Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Autokauf?
Malte Krüger: Das ist schon ein paar Tage her, aber ja, noch recht gut. Der Händler war ein ehemaliger Klassenkamerad, daher war das einfach.
Und wie oft hatten Sie sich vor dem Kauf im Internet schlau gemacht?
Überhaupt nicht.
Was hätte Ihr Klassenkamerad damals wohl gesagt, wenn Sie ihm gesagt hätten: Ich stelle deine Autos für dich ins Netz und du gibst mir dafür Geld - also genau das, was mobile.de heute tut?
Wir haben dieses Jahr 25-jähriges Abi-Treffen, ich werde ihn mal fragen. Aber, auch wenn es hypothetisch ist, das Internet kam damals gerade erst auf. Da gab es viele Ängste. Ich denke aber mein Bekannter hätte es als Chance begriffen, viele neue Kunden über seinen Umkreis von 20 Kilometern hinaus zu gewinnen.

Sie arbeiten mit fast 90 Prozent aller deutschen Autohäuser zusammen. Wie würde Sie die Beziehungen zu den Händlern beschreiben?
Wir sehen uns als Partner des Handels, der Hersteller und Importeure. Wir sind gut vernetzt und sehen uns als Ansprechpartner in allen Fragen der Digitalisierung.
Seit ein paar Monaten dürfen Kunden die Händler auch bewerten. Darüber waren sicher nicht alle Händler glücklich.
Bewertung und Transparenz ist im Internet ja nichts Neues – egal ob bei Büchern, Reisen oder Autos. Und wir als mobile.de, haben mit unser Konzernmutter Ebay auch die „Mutter aller Bewertungen“ im Hause. Aber man muss sagen: Der Autohandel hängt der Digitalisierung hinterher und die Vorbehalte waren recht groß. Seit 1. Februar sind wir mit den Bewertungen live. Wir haben schon über 150.000 mit einem von Schnitt 4,3 (5 ist die Bestnote) bekommen. Die Sorge der Händler, schlecht wegzukommen, bewahrheitet sich damit nicht. Im Gegenteil: Viele Händler profitieren davon, in dem mehr Kunden ins Autohaus kommen. Jeder Zweite ist laut Umfragen sogar bereit, bei gut bewerteten Händlern mehr zu bezahlen.
Zur Person
Malte Krüger, Jahrgang 1971, ist seit April 2012 Geschäftsführer der mobile.de GmbH. In dieser Funktion verantwortet er die strategische Weiterentwicklung des Geschäftsmodells und die kontinuierliche Stärkung der Marke. Hierzu gehört die Erschließung wichtiger Zukunftsmärkte wie den Neuwagenhandel. Der studierte Betriebswirt arbeitet seit 2009 für mobile.de, davor hatte er unter anderem das Portal autoplenum.de gegründet.
Gab es Händler die ausgestiegen sind, weil sie nicht bewertet werden wollten?
Eine Handvoll ist zunächst ausgestiegen – die sind inzwischen aber alle wieder da. Das war wohl eine erste emotionale Handlung im Affekt.
Mobile.de hat vor 20 Jahren begonnen den Autohandel ins Netz zu bringen. Warum haben es Händler und Hersteller nicht selbst geschafft?
Ich glaube, das ist klassische Innovators-Dilemma – sein eigenes Geschäftsmodell zu hinterfragen ist immer schwierig. Die Autoindustrie ist sicher groß und mächtig, sie verdient viel Geld und kann super Autos bauen. Sie hat sich aber lange nicht angeschaut, wie Menschen Autos kaufen. Das war einfach nicht auf dem Radar. Das Internet war nur ein Brandbeschleuniger.
Mobile.de wird 20 - Meilensteine
Hamburg im Jahr 1996: Das Internet ist ein Experimentierfeld. Die Seitenauflösung von 640x480 Pixel ist schlecht, die Bilder sind klein und an Videos ist nicht zu denken. Zu dem Zeitpunkt entwickelten der Werbetexter Vijay Sapre und der Programmierer Ralf Prehn mit mobile.de die erste Autodatenbank im Internet. Die Website lief damals noch auf einem alten, ausrangierten Rechner.
... sind 50.000 Fahrzeuge von 1.200 Händlern online. 2006 knackt mobile.de die Schallmauer von einer Millionen Fahrzeugen und zählte 25.000 Händler zu seinen Kunden.
2004 erkennt eBay das Potenzial des Unternehmens. mobile.de wird Tochter des Internetkonzerns.
Im Jahr 2013 startet mobile.de die digitale Neuwagenwelt. Seither finden Autokäufer sowohl Bestands-, als auch Bestellneuwagen auf der Onlinebörse.
Highlight der jüngeren Geschichte ist die Akquise von Motor-Talk, Europas größter Autocommunity. Die gemeinsame Reichweite liegt nun bei 13,51 Millionen Unique Users pro Monat.
Es gab vor einigen Monaten den Anlauf von Audi/VW-Händlern, selbst einen Onlinehandel aufzuziehen. Ist das ein Indiz, sich von mobile.de zu emanzipieren?
Wir begrüßen, wenn sich Hersteller digital engagieren. Das ist extrem wichtig. Wichtig dabei ist natürlich die Frage, in welchem digitalen Vertriebskanal man die Kunden am besten erreicht. Mobile.de genierte mehr Nachfrage als jeder andere Spieler auf dem Markt. Wir sind der Marktführer und an uns führt kein Weg vorbei. Zudem bieten wir einen neutralen und vollständigen Marktüberblick, was Autokäufern extrem wichtig ist. Deshalb sehe ich es nicht als emanzipieren, sondern als sinnvollen Schritt, wenn sich ein Hersteller aktiv Gedanken zur Digitalisierung macht.