Der Verwaltungsrat von Mitsubishi Motors hat für eine Absetzung seines Vorsitzenden Carlos Ghosn gestimmt. Die Entscheidung vom Montag folgte auf die Festnahme Ghosns wenige Tage zuvor. Er wird beschuldigt, seine Bezüge als Verwaltungsratschef des Autoherstellers Nissan teilweise nicht offengelegt zu haben und damit gegen Finanzvorschriften verstoßen zu haben.
Dieses Amt werde Mitsubishi-Chef Osamu Masuko vorübergehend übernehmen, teilte das Unternehmen mit. Ghosn hatte Mitsubishi vor zwei Jahren in die schon länger bestehende Allianz von Renault und Nissan aufgenommen.
Die japanischen Behörden nahmen Ghosn vor einer Woche fest, da dieser nach einem Untersuchungsbericht von Nissan Firmengelder für private Zwecke veruntreut und seine Einkünfte um rund die Hälfte zu niedrig angegeben haben soll.
Der Verwaltungsrat von Nissan stimmte bereits vergangene Woche dafür, ihn als Vorsitzenden dieses Gremiums abzusetzen. Nissan strebt eine Veränderung der Führungsstrukturen innerhalb der Allianz mit dem französischen Partner Renault an. Es habe eine zu große „Konzentration an Macht“ in der Person Ghosn gegeben, sagte Nissan-Vorstandschef Hiroto Saikawa vor Beschäftigten, wie ein Sprecher am Montag auf Anfrage erklärte. Ghosn war am 19. November in Tokio festgenommen worden, weil er gegen japanische Börsenauflagen verstoßen haben soll. Am vergangenen Donnerstag wurde er von Nissan als Verwaltungsratschef entlassen. Bei Renault fungiert Ghosn jedoch vorerst weiter als Vorstandschef.
Es bedürfe einer „gesünderen und nachhaltigeren“ Führung, die Macht dürfe nicht mehr wie bisher so stark auf eine einzelne Person konzentriert sein, so Nissan-Vorstandschef Saikawa. Ein Bericht der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo, wonach Nissan die Allianz mit Renault überprüfe, träfe indes nicht zu, sagte der Sprecher. Die Kapitalstruktur der Allianz aus Nissan, Renault und Mitsubishi sei niemals ein Thema gewesen, hieß es.
Automanager Carlos Ghosn: Frankreichs „Kostenkiller“
Nissan kennt Ghosn, der sieben Sprachen sprechen soll, bestens. 1999, also vor knapp 20 Jahren, managte er den Einstieg von Renault bei dem japanischen Autobauer. Das Unternehmen hatte damals große finanzielle Schwierigkeiten und schlug dann einen Sanierungskurs ein. Die Konzerne sind durch Überkreuz-Beteiligungen miteinander verbunden.
Bei Renault übernahm Ghosn dann 2005 den Chefposten von Vorgänger Louis Schweitzer. Sein Umbauplan führte in Frankreich zu viel Widerspruch. Der französische Staat hat bei dem Unternehmen immer noch gewichtigen Einfluss, er hält 15 Prozent der Anteile.
Die Hauptaufgaben des 64-Jährigen mit Wurzeln im Libanon: die Strategie des Konzerns lenken, einen Nachfolge-Plan vorantreiben und die komplexe Allianz mit den japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi absichern. Ghosn ist bisher insbesondere für dieses globale Bündnis der Dreh- und Angelpunkt.
Erst zu Beginn 2018 bekam der in Brasilien geborene Vorstandschef eine Vertragsverlängerung bis 2022. Die Hauptaufgaben des 64-Jährigen mit Wurzeln im Libanon: die Strategie des Konzerns lenken, einen Nachfolge-Plan vorantreiben und die komplexe Allianz mit den japanischen Autobauern Nissan und Mitsubishi absichern. Ghosn ist bisher insbesondere für dieses globale Bündnis der Dreh- und Angelpunkt.
Mit der jüngsten Vertragsverlängerung akzeptierte Ghosn, dass sein Gehalt um 30 Prozent gekürzt wird. Der Manager selbst begründete dies damit, dass er die Steuerung des operativen Geschäfts abgebe. Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire sagte seinerzeit jedoch in einem Interview: „Ich habe Herrn Ghosn sehr klar gesagt, dass wir nicht für einen Chef stimmen können, der eine so hohe Vergütung bekommt.“
Ghosns Gehalt war in der Vergangenheit immer wieder Anlass zu Reibereien mit der Regierung in Paris gewesen. Die Nachrichtenagentur AFP zitierte eine Expertenschätzung, wonach Ghosn im vergangenen Jahr an der Spitze der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz rund 13 Millionen Euro erhalten habe.
Renault ist zu 43,4 Prozent an Nissan und zu 34 Prozent an Mitsubishi beteiligt. Nissan wiederum hält einen Anteil von 15 Prozent an dem französischen Autokonzern, verfügt dabei aber über keine Stimmrechte.
Unterdessen leitete auch Renault eine interne Untersuchung ein. Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire sagte am Sonntag im Nachrichtensender BFMTV, bei der internen Rechnungsprüfung drehe es sich um Fragen der Bezahlung oder einer möglichen Unterschlagung von Gesellschaftsvermögen. Er äußerte in diesem Zusammenhang aber keine Verdachtsmomente. Es lägen auch immer noch keine Informationen über die Vorwürfe aus Japan gegen Ghosn vor.
Japanische Medien hatten zunächst berichtet, Ghosn habe seit 2011 über einen Zeitraum von fünf Jahren 5 Milliarden Yen (rund 40 Millionen Euro) Einkommen zu wenig angegeben.
Nach japanischem Strafrecht kann der Automanager bis zu drei Wochen lang ohne einen Prozess in der Haftanstalt in Tokio festgehalten werden. Renault hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe eine kommissarische Führung eingesetzt, Ghosn aber auf dem Chefposten belassen. Dem Vernehmen nach soll Ghosn jedoch auch bei Renault auf Dauer nicht mehr haltbar sein, falls sich die Vorwürfe bewahrheiten sollten.
Ghosn ist zudem der Chef von Renault, wird dort aber vorerst operativ von seinem Vertreter Thierry Bolloré vertreten. Der französische Autobauer setzte ihn wegen der noch nicht erwiesenen Anschuldigungen bisher allerdings nicht ab.
Das Bündnis aus Renault, Nissan und Mitsubishi hat im vergangenen Jahr mehr Autos verkauft als jeder andere Konzern.