Porsche-IPO Volkswagen bereitet Börsengang von Porsche vor

Porsche: Ein Börsengang des Autobauers rückt näher. Quelle: imago images/photothek

Jetzt ist es offiziell: Volkswagen bereitet den Börsengang der Porsche AG vor. Wie sehen die Börsenpläne genau aus? Und wann könnte es soweit sein? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Kaum etwas elektrisiert Auto-Analysten und Investmentbanker in Deutschland so wie ein möglicher Börsengang von Porsche. Dass Volkswagen diesen Schritt zumindest erwägt, pfiffen die Spatzen schon seit geraumer Zeit von den Dächern. Hinweise, ob es dazu kommt, wurden im März erwartet. Dann legen der Wolfsburger Konzern, die Sportwagentochter Porsche AG und der Haupteigner Porsche SE ihre Bilanzen vor. Dann ging es aber doch schneller und es ist nun offiziell: Volkswagen bereitet einen Börsengang seiner Sportwagentochter Porsche AG vor. Man befinde sich darüber in fortgeschrittenen Verhandlungen mit dem VW-Haupteigner Porsche SE, teilte der Wolfsburger Konzern am Dienstag mit. Es sei bereits über eine Eckpunktevereinbarung verhandelt worden, die Basis für die weiteren Schritte zur Vorbereitung eines Börsengangs bilden solle. Eine abschließende Entscheidung sei noch nicht getroffen worden.

Hinweise auf eine bevorstehende Platzierung von Porsche hatten sich in den vergangenen Wochen verdichtet. Der Volkswagen-Aktie etwa hatten die Gedankenspiele der Börsianer um einen Börsengang der Sportwagen-Tochter Anfang Februar ein Kursplus von sechs Prozent beschert. Die Titel der Beteiligungsholding Porsche SE spurteten mit einem Kursplus von 7,3 Prozent auf 84,12 Euro am 9. Februar sogar an die Dax-Spitze, dicht gefolgt von VW. Seit Anfang Dezember haben die Papiere von Porsche SE rund zwölf Prozent zugelegt.

Fragen zu einem möglichen Börsengang wichen Konzern-Chef Herbert Diess und Finanzvorstand Arno Antlitz bis zuletzt allerdings immer aus. Sie hatten wiederholt bekräftigt, der Konzern sei durch seinen Barmittelzufluss in der Lage, die milliardenschwere Transformation auch ohne Erlöse aus einem Porsche-IPO stemmen zu können.

Zu Gast im „Chefgespräch“-Podcast erzählte Porsche-Chef Oliver Blume, warum er das kroatische E-Sportwagen-Start-up Rimac so toll findet – und wie er in der Vergangenheit auf Shitstorms reagierte.
von Beat Balzli

Die Porsche SE, über die die Familien Porsche und Piech 31,4 Prozent des Kapitals von Volkswagen halten, verwies immer wieder darauf, dass Porsche zu Volkswagen gehöre und entsprechende Entscheidungen in Wolfsburg gefällt würden. Zu Marktspekulationen äußere man sich nicht.

Aus Finanzkreisen hieß es, die vier Interessengruppen bei VW – das Management, die Familien Porsche und Piech, das Land Niedersachsen und die Arbeitnehmer – müssten sich auf einen Weg einigen. „Sobald sie das tun, wird es sehr schnell gehen“, sagte eine Person mit Kenntnis der Zusammenhänge.

Wie könnten die Börsenpläne für Porsche aussehen?

Börsianer halten sowohl eine Abspaltung als auch einen Börsengang für möglich. Bei einem Spin-off werden Aktien den Anteilseignern ins Depot gebucht. Für Volkswagen, dem Porsche zu 100 Prozent gehört, wären damit keine Einnahmen verbunden. Entscheidend könnte ein emotionaler Faktor sein: Die Eigner-Familien bekämen wieder direkten Zugriff auf die Porsche AG, die nach der verlorenen Übernahmeschlacht vor bald zehn Jahren an Volkswagen gegangen war. Seitdem sind die Familien über die Porsche SE indirekt an der VW-Tochter beteiligt.

„Es kann bei der Aktion nicht darum gehen, Cash zu heben“, sagte Arndt Ellinghorst, Autoexperte bei QuantCo. „Es gibt andere, sehr gute Gründe für die Eigenständigkeit der Porsche AG.“ Ellinghorst hält einen Spin-off für „die deutlich elegantere Lösung als ein (Teil-)IPO.“ Volkswagen benötige keine Geldzufuhr. „Oder anders herum, wenn man der Ansicht wäre, dass es aus eigenen, organischen Mitteln nicht reicht, wäre das quasi ein Bankrott-Erklärung für den Konzern.“

Die Wolfsburger würden vermutlich nur einen kleinen Teil der Porsche-Aktien an die Börse bringen, um weiter Zugriff auf Synergien aus der technischen Verflechtung mit Porsche zu haben. Investmentbanker schätzen, in einem ersten Schritt könnten es weniger als 20 Prozent sein. Womöglich würde das schon ausreichen, um dem Aktienkurs von Volkswagen Flügel zu verleihen.

Wie stehen die Familien Porsche und Piech dazu?

Die Porsches und Piechs haben Insidern zufolge bereits vor einiger Zeit Modelle durchgespielt, wie sie wieder mehr Einfluss auf die Porsche AG bekommen könnten. Das Ergebnis ist nicht bekannt.

Die Porsche AG selbst begleitet die Gedankenspiele mit Sympathie. Finanzchef Lutz Meschke sprach bislang immer von einer Börsennotierung als Vorteil für den abgebenden Konzern, weil dadurch der Wert von Porsche besser sichtbar würde als in einem Mehr-Markenkonzern. Unternehmenschef Oliver Blume äußerte sich bislang eher zurückhaltend und verwies auf die Verflechtung mit dem Konzern.

Wann könnte ein IPO über die Bühne gehen?

Analyst Daniel Schwarz von der Investmentbank Stifel hält das Jahr 2022 für geeignet für ein Porsche-IPO. Gute Zeitpunkte wären aus seiner Sicht: Erstens nach der Betriebsratswahl im März, zweitens vor Ablauf der Amtszeit von Wolfgang Porsche (78) als VW-Aufsichtsrat 2023 oder drittens der Moment, an dem der Markt von Porsches Elektro-Strategie überzeugt sei. Das könnte nach Meinung von Experten schon bald der Fall sein. Porsche hat die Auslieferungen seines vollelektrischen Taycan im vergangenen Jahr auf rund 41.300 mehr als verdoppelt.

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Welche Erfolgsaussichten hat ein Börsengang?

Das operative Geschäft entwickelt sich trotz Lieferengpässen gut. Als hochrentables Unternehmen profitiert Porsche von einer guten Versorgung durch Vorprodukte, vor allem Halbleiter. Durch einen Börsengang könnte eine besondere Chance entstehen, schrieb WiWo-Dax-Experte Anton Riedl zum Jahreswechsel in seinem Aktiencheck mit Blick auf 2022. Die Anteilsinhaber der bisherigen Porsche-Holding-AG, die bei Volkswagen und Porsche bestimmenden Familien Porsche und Piech, sollten dabei nicht schlecht abschneiden. Kurzfristig ist die Aktie im Fahrwasser der VW-Entwicklung gebremst. Daraus könnten neue Einstiegsgelegenheiten entstehen, womöglich im Bereich zwischen 70 und 75 Euro. Langfristig sollen Notierungen über 100 Euro kein Problem sein.

Mehr zum Thema: Porsche-Chef Oliver Blume gilt als Gegenentwurf zur Generation Dieselskandal. Im „Chefgespräch“-Podcast sprach der Porsche-Chef über seine Rolle, seine Begeisterung für E-Sportwagen und den VW-internen Chipbasar.

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