Elektroauto-Preiskämpfe Sorry, Mercedes – aber ich mag Rabattschlachten!

Quelle: REUTERS

Mercedes-Benz beklagt heftige Preiskämpfe im E-Automarkt. Für einen Hersteller, der ziemlich irrwitzige Gewinnziele hat, ist das nachvollziehbar. Davon abgesehen gilt: Das ist Wettbewerb, wie er sein soll. Ein Kommentar.

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Der Aktienkurs von Mercedes-Benz ist heute sechs Prozent im Minus. Was ist passiert? Der Konzern hat im dritten Quartal sieben Prozent weniger verdient als im Vorjahresquartal. Viele Anleger scheint das zu schocken. Dabei sind die meisten Analysten entspannt. Sie wissen schließlich, woher die Stuttgarter kommen: Im Vorjahresquartal waren die Gewinne irre hoch, weil Neuwagen Mangelware waren und zum höchstmöglichen Preis den Kunden zugeteilt wurden. Das Minus von heute ist nicht schön, aber eben auch einfach eine Normalisierung.

Anleger wollen immer mehr Dividende sehen. Das ist wenig überraschend – zumal Mercedes die Gier ständig selbst befeuert. Glaubt man der Konzernleitung, dann war die Rekordumsatzrendite des vergangenen Jahres von 14,6 Prozent im Autobereich nur der Anfang. Mercedes-Chef Ola Källenius will mit dem Stern noch viel höher hinaus, will eher Luxus- als Automarke sein. Also nicht Audi (Umsatzrendite 12 Prozent), sondern LVMH (18 Prozent).

Das ist ein legitimer Versuch, den Börsenwert zu steigern. Denn die als Gelddruckmaschinen wahrgenommenen Luxusmarkenunternehmen sind für Börsianer das viel schönere Kopfkino als die schnöden, aus China bedrohten Autoschrauber.

Einen Versuch ist es wert. Heute allerdings ist der Abstand zu LVMH erst mal größer geworden. Man kann sich also um Källenius‘ schöne Gewinnziele sorgen. Man kann sich aber auch darüber freuen, dass Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm heute einen „intensiven Preiswettbewerb, vor allem bei Elektroautos“ beklagte. Denn das heißt: E-Autos werden günstiger.

Ein Hauptkritikpunkt bei Elektroautos ist ihr Preis. Auch wenn sie in der Gesamtkostenbetrachtung oft gar nicht teurer sind, ist da was dran. Die Kaufpreise schrecken ab, liegen oft etliche tausend Euro über einem vergleichbaren Verbrenner. Viele Hersteller haben ihre E-Auto-Produktionskapazitäten massiv erhöht, sehen nun aber, dass viele Kunden es gar nicht so eilig haben mit dem Umstieg auf Elektro. Die Hersteller bleiben zunehmend auf ihren Batterieautos sitzen.

Da bleibt nur: Runter mit den Preisen. Durchschnittlich zehn Prozent Rabatt gewähren die Autobauer inzwischen auf neue E-Autos. Bei einzelnen Modellen sind die Rabatte sogar noch viel höher. Auf den Cupra Born aus dem Hause Volkswagen (das Pendant zum VW ID.3) gibt es derzeit 32 Prozent Nachlass, hat das Center Automotive Research (CAR) in Duisburg ermittelt. „In den nächsten Monaten kann mit weiteren Rabattaktionen bei den Elektroautos gerechnet werden“, heißt es beim CAR. Und trotzdem würden „die Verkäufe von Elektroautos auch in den nächsten Monaten zurückgehen“.

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