PSA und Nidec Opel-Mutter arbeitet an ihren Elektro-Plänen

Wirtschaftlich steht der neue Opel-Eigentümer PSA inzwischen gut da, doch zukunftsträchtige Elektroautos fehlen. Jetzt wollen die Franzosen ihren Rückstand bei Elektromotoren aufholen – mit Hilfe aus Japan.

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PSA-Konzernchef Carlos Tavares Quelle: dpa

Bei Elektroautos hat die Opel-Mutter PSA Nachholbedarf – abgesehen von der in die Jahre gekommenen Adaption des Mitsubishi iMiEV und sehr wenigen Plug-in-Hybriden hat der französische Autokonzern wenig zu bieten. Die Vorgabe unter CEO Carlos Tavares war klar: Solange das Unternehmen mit Elektroautos kein Geld verdienen kann, wird nicht investiert.

Das ändert sich jetzt: Am Montag kündigten PSA und das japanische Unternehmen Nidec an, in einem Gemeinschaftsunternehmen Elektromotoren entwickeln und produzieren zu wollen. Das Ziel soll sein, leistungsstarke Elektromotoren für PSA-Marken und „potenziell auch andere Autobauer“ in Frankreich zu fertigen. Dazu investieren beide Unternehmen insgesamt 200 Millionen Euro in das Joint Venture, das seinen Sitz in Carrieres-sous-Poissy nahe Paris haben soll.

Das französisch-japanische Gemeinschaftsunternehmen wird aber französisch geprägt sein: Nidec hatte im Januar 2017 Leroy-Somer übernommen, einen französischen Anbieter von Generatoren und elektrischer Antriebstechnik – seitens der Japaner soll Leroy-Somer in dem Joint Venture aktiv sein.

Opel-Übernahme durch PSA: Vorteil Frankreich

Nidec selbst fertigt ebenfalls Elektromotoren, weitere Produkte sind Industrieroboter, Messgeräte, Bearbeitungsmaschinen und Wasserpumpen.

Opel profitiert von den Elektromotoren

Von der Arbeit des neuen Unternehmens wird künftig auch Opel profitieren. Das derzeit einzige Elektroauto der Marke, der Ampera-e, ist noch eine GM-Entwicklung und wird auch von den Amerikanern in Ohio gebaut. In Europa ist der Wagen bislang nur in geringen Stückzahlen verfügbar – seit der Opel-Übernahme durch PSA ist auch fraglich, wie viele Elektroautos GM für Opel bauen wird.

Der Bedarf an guten Elektromotoren in Rüsselsheim wird bald stark steigen. Bei der Vorstellung der Zukunfts-Strategie im November kündigte Opel-Chef Michael Lohscheller an, bis 2024 alle Baureihen elektrifizieren zu wollen. Neben Plug-in-Hybridmodellen soll es auch reine E-Modelle geben, darunter eine Variante des 2019 neu aufgelegten Corsa.

Angesichts von Dieselkrise und strengeren Abgasvorschriften setzen Hersteller verstärkt auf Elektroautos. Um die künftigen CO2-Grenzwerte zu erreichen, sind bei einigen Autobauern große Anstrengungen nötig – offenbar auch bei Opel. PSA-Chef Carlos Tavares hatte zuletzt mehrfach öffentlich die CO2-Bilanz von Opel kritisiert, wo der Flottendurchschnitt zuletzt bei 127 Gramm CO2 pro Kilometer lag. PSA kommt nach eigenen Angaben auf 101 Gramm. Von 2020 an sind 95 Gramm vorgeschrieben.

Die Abgaswerte könnten auch zu einem teuren Nachspiel bei der Übernahme im Sommer führen: In der vergangenen Woche hatte die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen Insider berichtet, dass PSA bis zu 500 Millionen Euro von GM zurückverlangen wolle. PSA wollte den Vorgang damals nicht kommentieren. General Motors teilte am vergangenen Mittwoch mit: „Wir wissen nichts von Ansprüchen bezüglich künftiger CO2-Ziele und wir können nicht über Angelegenheiten spekulieren, die uns gegenüber nicht aufgeworfen wurden.“

Opels Produktionsstandorte in Europa

Wie die WirtschaftsWoche von einer mit den Vorgängen vertrauten Person erfuhr, wurde eine entsprechende Klausel gegen nachträgliche Überraschungen in den Vertrag eingefügt. „Tavares wusste von Anfang an, dass GM nicht ganz ehrlich sein würde, deshalb die Klausel“, sagte der Insider.

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer kann sich gut vorstellen, dass eine Auseinandersetzung zwischen PSA und GM um den Kaufpreis entbrannt ist. Jedoch dürfte das Abgasproblem nach seiner Einschätzung nicht der Grund sein. PSA-Chef Tavares kenne die Opel-Fahrzeuge auch aus der Zusammenarbeit beider Konzerne sehr gut.

„Vermutlich sind die Verluste bei Opel höher als angenommen, und das vorgelegte Sanierungsprogramm reicht nicht aus“, sagte der Duisburger Auto-Professor der Deutschen Presse-Agentur.

PSA hatte Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall im Sommer für 1,3 Milliarden Euro von GM übernommen. Unter dem Strich war die Trennung vom verlustreichen Europageschäft für die Amerikaner jedoch ein dickes Minusgeschäft - zuletzt bezifferte GM die Belastungen aus dem Verkauf auf 5,4 Milliarden Dollar. Im letzten Quartal hatten diese Sonderkosten ein tiefes Loch in die GM-Bilanz gerissen.

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