ShareNow-Chef „Ich hatte keine Angst vor der Fusion von Car2go und DriveNow“

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„Wir müssen nicht alles selber machen“

Und eine Hochzeit können Sie den Kunden aus Markensicht besser verkaufen als eine profitgetriebene Fusion.
Aber die positive Darstellung stimmt ja. Wir wollen den Städten helfen, die Mobilitätswende zu schaffen. Und dafür beziehen wir alle Beteiligten mit ein: die öffentlichen Verkehrsmittel, Bike-, Roller- oder auch Scooterverleiher. Wir reden ständig mit Unternehmen wie Coup oder Emmy. Und kennen Tretroller-Verleiher wie Lime oder Bird schon länger, weil wir ja auch in den USA aktiv sind.

Diese Multimodalität erwähnen Sie oft.
Weil auch ich alle Verkehrsmittel nutze. Es wäre ja unsinnig, nur auf Carsharing zu setzen, bloß weil ich ein solches Unternehmen leite. Ich nutze auch E-Bikes von Jump und fahre mit Rollern von Emmy oder Coup – das macht gerade im Sommer einfach Spaß.

Wird ShareNow bald also auch Fahrräder, E-Mofas oder Tretroller verleihen?
Natürlich ist es vernünftig, solche Verkehrsmittel anzubieten, wir gucken uns das an. Allerdings kennen wir die Probleme vieler Städte mit den Anbietern, die den Markt mit ihren Fahrzeugen oftmals fluten. Wenn wir so einen Service auch anbieten wollen, dann nur in Zusammenarbeit mit den Städten. Außerdem ist ja auch eine Kooperation mit den anderen Wettbewerbern möglich. Wir müssen nicht alles selber machen.

Nun haben Sie neben den Marken auch alle Mitarbeiter zusammengelegt. Benötigen Sie überhaupt so viele Mitarbeiter, wenn ShareNow einmal fertig ist?
Selbstverständlich. Wir wollen ja weiterhin wachsen. Und um das zu schaffen, brauchen wir einfach diese Kapazitäten. So können wir das Angebot stets auf neue Städte ausweiten.

Diese Expansion verantworten Sie als Chef von ShareNow. Warum eigentlich? Immerhin hatten Sie mit Sebastian Hofelich, der bis zu der Fusion Chef von DriveNow war, ja einen ebenbürtigen Amtskollegen.
Das ist eine gute Frage, die ich nicht beantworten kann. Das mussten damals die Shareholder entscheiden. Selbstverständlich habe ich mich gefreut, das neue Unternehmen leiten zu dürfen. Und für Sebastian, den ich immer respektiert habe, ist ja auch eine tolle Position als CFO bei FreeNow herausgesprungen. So arbeiten wir auch heute noch zusammen.

Aber hätte es nicht eher einer Hochzeit entsprochen, wenn eine Doppelspitze, bestehend aus den ehemaligen Firmenchefs, die Kompetenzen der beiden Unternehmen zusammengebracht hätte?
Ich wäre für alles offen gewesen. Gerade weil wir beide eine große Leidenschaft für das Carsharing teilen.

Durch den Zusammenschluss bündeln Sie jetzt nicht nur mehr Autos und Mitarbeiter, sondern auch viel mehr Kapital. Wofür wollen Sie das jetzt in Zukunft nutzen? Mehr E-Autos würden ja zum Beispiel dem Zeitgeist entsprechen.
Tatsächlich wollen wir bis Ende des Jahres 20 Prozent Elektroautos in unserer Flotte anbieten. Heute sind es 16 Prozent – verglichen mit den privaten Pkw sind wir da schon sehr gut aufgestellt und haben mit Stuttgart, Paris, Amsterdam und Madrid sogar vier vollelektrische Städte im Angebot.

BMW- und Daimler-Konkurrent Volkswagen vollzieht gerade allerdings eine radikale Elektro-Strategie. Müssen Sie sich da nicht auch klare Ziele auferlegen, um mitzuhalten?
Es ist schwierig, ein Ziel auszusprechen, da wir sehr stark von der Entwicklung der Städte und deren Infrastruktur abhängig sind. Wir wissen zwar mittlerweile, wie wir eine E-Flotte betreiben müssen und dass sie bei den Kunden ankommt. Doch wenn wir schneller sein wollen, müssen die Städte das auch sein.

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