US-Autobauer Ford will Tausende Stellen in Europa streichen

Ford plant Stellenabbau in Europa Quelle: obs

Das Europageschäft von Ford steckt tief in den roten Zahlen. Nun handelt der US-Autobauer und streicht Tausende Jobs. Auch Jaguar hatte am Donnerstag angekündigt, Stellen abbauen zu wollen.

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Wegen schlechter Geschäfte in Europa stellt sich der Autobauer Ford neu auf und will dabei Tausende Jobs streichen. Von den rund 50.000 Arbeitsplätzen werde „eine beträchtliche Anzahl“ wegfallen, sagte Ford-Europachef Steven Armstrong am Donnerstag in Köln. In Deutschland arbeiten für Ford circa 24.000 Menschen, der Großteil davon in Köln. Wie viele Arbeitskräfte in der Domstadt wegfallen, wollte der Manager nicht sagen. Man führe noch Gespräche mit der Arbeitnehmerseite zu den einzelnen Standorten, sagte er. Bis spätestens Mitte 2019 sollen Einzelheiten feststehen.

Bereits Ende 2018 hatte Ford die Schließung eines kleinen Getriebe-Werks im französischen Bordeaux sowie Einschnitte für sein Werk im saarländischen Saarlouis angekündigt. An dem zweitgrößten deutschen Standort wurde jahrelang unter anderem der Van C-Max gefertigt, diese Produktion wird im August 2019 eingestellt. Grund: gesunkene Nachfrage nach den Vans. In dem Werk arbeiten rund 6000 Menschen. Von drei Schichten soll eine wegfallen. Generell will Ford Europa sein Pkw-Angebot „straffen“ und sein Geschäft mit Nutzfahrzeugen und Importmodellen ausbauen.

Obgleich noch keine konkrete Zahl für Köln feststeht, dürfte es auch das Werk mit seinen derzeit circa 18.000 Mitarbeitern treffen. Denn Armstrong stellte klar: „Die Einschnitte werden in allen Geschäftsbereichen kommen.“ Der Abbau solle sozialverträglich erfolgen, also zum Beispiel mit Altersteilzeit oder Abfindungen.

In Großbritannien sollen zwei Standorte zusammengelegt werden. Sollten die Fronten zwischen London und Brüssel verhärtet bleiben, würden Einschnitte des Autobauers im Vereinigten Königreich tiefer ausfallen als bisher angedacht. „Wenn wir das falsche Ergebnis bekommen und einen harten Brexit haben, dann sollte man erwarten, dass die Folgen deutlich dramatischer werden als das, worüber wir nun nachdenken“, sagte Armstrong.

Ford hat in Europa seit langem einen schweren Stand, die Tochterfirma des US-Konzerns ist in den roten Zahlen. Auch 2018 sei ein Verlustjahr gewesen, sagte Armstrong. Konkrete Geschäftszahlen nannte er nicht, betonte aber: „Es ist wichtig, dass wir 2019 wesentliche Fortschritte machen.“ Ziel sei die Rückkehr in die Gewinnzone. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) soll bei mindestens sechs Prozent vom Umsatz liegen - „das ist ein wettbewerbsfähiges Level für ein Unternehmen unserer Größe in Europa“, so Armstrong.

Warum kommt Ford in Europa einfach nicht in die Gänge? Da gebe es keinen einzelnen Grund, sagte Armstrong. „Wenn man auf die vergangenen Jahrzehnte guckt, war Ford Europa nie nachhaltig profitabel.“ Man könne nur da investieren, wo es sich auch lohne. Daher sei die Umstrukturierung der Europapräsenz nun sehr wichtig.

Zur Sanierung soll die mit Volkswagen geplante Allianz beitragen, durch die das Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen gestärkt werde. Details dazu gab Armstrong nicht bekannt. Der Abbau von Arbeitsplätzen und die Überarbeitung des Modellangebots erfolgten unabhängig vom Ergebnis der Gespräche mit Volkswagen. „Es ist zu früh, um zu spekulieren, wie sich die VW-Allianz auf unsere Strategie auswirken wird.“ Reuters hatte am Mittwoch aus Unternehmenskreisen erfahren, dass die beiden Konzerne nächste Woche auf der Automesse in Detroit eine Rahmenvereinbarung für eine globale Zusammenarbeit bekanntgeben wollen.
Ford kündigte an, die Fertigung eines Automatikgetriebes in Bordeaux einzustellen. Zudem wird das Gemeinschaftsunternehmen Sollers in Russland auf den Prüfstand gestellt. Eine Entscheidung wurde für das zweite Quartal angekündigt. Die Niederlassung in Großbritannien soll ebenfalls restrukturiert werden. Der Autobauer schließt auch Werksschließungen nicht aus. Die endgültige Struktur der Produktions- und Entwicklungsstandorte sei davon abhängig, wie die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen und anderen Interessengruppen verliefen, sagte Europachef Steven Armstrong am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Er kündigte für das zweite Halbjahr an, mehr Klarheit in dieser Frage zu haben. Die Gespräche mit den Betriebsräten hätten gerade erst begonnen.

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