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Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank Quelle: imago images

Zerschlagt die Deutsche Bank

Beat Balzli
Beat Balzli Ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Zur Kolumnen-Übersicht: Balzli direkt

Der jüngste Sanierungsplan der Deutschen Bank ist leider nur ein Rückzugsgefecht alter Schule. Für einen echten Neuanfang braucht es Radikaleres, Christian Sewing muss zum brutalen Aktivisten werden.

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Maos Enkel zeigen ihm seine Grenzen auf. Christian Sewing strandet vor Kurzem an einem Flughafen in China, weil er den falschen Pass dabeihat. Die Episode passt zum Absturz der Deutschen Bank, die einst die Welt erobern wollte und deren Chef jetzt schon an Grenzbeamten scheitert.

Der Traum vom Global Player, der US-Giganten wie Goldman Sachs auf Augenhöhe begegnet, ist ausgeträumt. Nur wahrhaben wollen es die Verantwortlichen lange nicht. Während sich die Konkurrenz nach der Finanzkrise kernsaniert und auf ihre Stärken fokussiert, pflegt Aufsichtsratschef Paul Achleitner zu lange eine fatale Sehnsucht – eines Tages in die Champions -League zurückzukehren. Dabei geht wertvolle Zeit verloren. Die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens wird ihm erst spät bewusst. Als der Österreicher letztes Jahr einen CEO sucht und einen Risikocontroller findet, dämmert ihm: Es reicht nur noch für „Best of the rest“, wie er das neue Marschziel gerne umschreibt. Bei einem Kurs von sechs Euro klingt selbst das schon vermessen.

Nun soll es Sewing mit einem Kettensägenmassaker richten. Nach dem Commerzbank-Flirt will er die Wall-Street-Präsenz rückbauen, Tausende von Investmentbankern auf die Straße setzen. Kommentatoren loben seine Konsequenz, der Aktienkurs zuckt. Doch es ist ein Rückzugsgefecht alter Schule. Defensiv. Kostenbewusst statt kreativ. Sewing wirkt wie der Pilot eines Heißluftballons, der Ballast abwirft, aber wegen des alten Brenners kaum Höhe gewinnt.

Zerschlagung statt Schrumpfung

Der IT-lahme Vollsortimenter Deutsche Bank erzeugt keinen Schub, auch geschrumpft nicht. Ein bisschen Smartphone-Bank kuriert kein Karstadt-Syndrom. Es riecht wie bei CDU und SPD. Alles wird für jeden angeboten, von Kontokorrent bis Kapitalmarktberatung. Sexy ist anders. Tiefzinsen, Fintechs, Facebook-Währung, Imageprobleme und der Abnützungskrieg mit Sparkassen und Co. nagen an einem überholten Geschäftsmodell.

Mangels Aktivisten sollte Sewing jetzt in Eigenregie die Zerschlagung einleiten. Eine Holding aus einer kostengünstigen Roboterbank mit Standardprodukten und einer margenträchtigen Edelboutique für Superreiche, Mittelstand und Konzerne besäße ein klares Profil für Investoren. Die Auslagerung des Massengeschäfts hat man ja schon geübt. Die Bank 24 wurde zum Trauma, aber die Richtung stimmte. Ein zweiter Versuch wäre überfällig. Mit Sewings Einreise nach China klappte es ja nach einem erneuten Anlauf auch.

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