Die Investoren der Deutschen Bank müssen sich in Sachen Dividende in Geduld üben. Darüber werde im März entschieden, sagte Bankchef John Cryan am Freitag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Er merkte aber an, ein Unternehmen müsse Gewinne machen, um sie zu verteilen.
Ursprünglich hatte die Deutsche Bank geplant, für 2017 eine Dividende von 11 Cent pro Aktie zu zahlen. Das geschah auf Druck von Aktionären, die sich nicht mit einer Nullrunde zufrieden geben wollten. Sie zwangen die Deutsche Bank auch schon für die beiden Vorjahre dazu, die gesetzliche Mindestdividende zu zahlen. Für 2015 und 2016 flossen damit insgesamt 19 Cent je Aktie.
Wegen einer neuen gesetzlichen Regelung hatte Bankchef Cryan aber schon im Sommer in Zweifel gezogen, ob es eine Dividende für 2017 geben wird. Eine Null-Dividende sei „nun wieder eine Option für uns“, sagte Cryan damals. Für das Jahr 2018 versprach er eine „wettbewerbsfähige Dividende“ - hier rechnet er wieder mit Gewinn.
Das muss die Deutsche Bank 2018 alles meistern
Der Wertpapierhandel und das Geschäft mit Börsengängen, Fusionen und Übernahmen war einst die Vorzeigesparte der Deutschen Bank. Nach der Finanzkrise und erst recht nach dem Abgang des ehemaligen Star-Investmentbankers Anshu Jain sanken jedoch die Erträge und das Institut läuft den großen US-Häusern hinterher. Die neue Doppelspitze aus Marcus Schenck und Garth Ritchie steht unter Druck, schnell Kunden zurückzugewinnen. Unlängst bat das neue Duo die Investoren öffentlich um Geduld; der Umbau der Investmentbank werde noch zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen.
Helmut Hipper, Fondsmanager bei Union Investment, einem der größeren Aktionäre der Bank, geht hart ins Gericht: "Die Deutsche Bank hat bei den Investoren zu hohe Erwartungen geweckt." Sie habe sich schlechter geschlagen als die Konkurrenz und müsse nun schnellstens aufholen. "Sonst muss man sich schon fragen: Funktioniert der Business-Plan?"
Wahrscheinlich komplexester Teil der von Cryan im Frühjahr ausgegebenen Strategie ist die Integration der Postbank. Nachdem der Verkauf des Bonner Instituts nicht gelungen war, soll sie nun mit der Privatkundensparte der Deutschen Bank verschmolzen werden. Damit entsteht mit rund 20 Millionen Kunden und einem Kundenvermögen von 325 Milliarden Euro ein neuer Riese auf dem deutschen Markt.
Mitte 2018 ist die rechtliche Zusammenführung geplant. Der Fusion werden in den kommenden Jahren Tausende Stellen zum Opfer fallen, vor allem bei der Postbank - wie viele ist noch unklar. Aber die Deutsche Bank hat kurz vor Weihnachten ein Freiwilligenprogramm aus der Taufe gehoben und will zunächst bis zu 1000 Mitarbeiter über Altersteilzeit und Abfindungen loswerden. Kündigungen sind bis 2021 ausgeschlossen.
Ein weiterer wichtiger Baustein in Cryans Strategie ist der Teil-Börsengang der Vermögensverwaltung, der im ersten Halbjahr 2018 über die Bühne gehen dürfte. Schätzungen von Analysten zufolge könnte der Verkauf von einem Viertel der Aktien der Deutschen Asset Management (DAM) zwei Milliarden Euro bringen.
Das erste Feedback potenzieller Investoren war verhalten, weil sich die Bank über das rechtliche Konstrukt der Kommanditgesellschaft auf Aktien Einfluss auch für den Fall gesichert hat, dass ihr Anteil sinkt. Das Team um DAM-Chef Nicolas Moreau wird einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit der Börsengang ein Erfolg wird.
Auf Cryans persönliche To-do-Liste dürfte Aufsichtsratschef Paul Achleitner für 2018 Treffen mit den Großaktionären geschrieben haben. Das Emirat Katar, der hierzulande misstrauisch beäugte chinesische Mischkonzern HNA, der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock und der US-Investor Cerberus wollen umgarnt werden. Nachdem Cryan unlängst schon Ärger mit Achleitner bekam, weil er es terminlich nicht schaffte, zum Antrittsbesuch bei den Chinesen vorbeizuschauen, sollte ihm ein solcher Fauxpas nicht nochmal passieren. Zu deutlich wurde seitens der großen Geldgeber schon Kritik an Cryan laut als das Achleitner diese überhören könnte.
Aus dem Umfeld eines der größeren Anteilseigner sind deshalb warnende Töne zu hören - wenn auch hinter vorgehaltener Hand: "Achleitner hat einen Pakt mit den Großinvestoren geschlossen und wenn die ihm sagen, er soll Cryan fallenlassen, dann wird er das auch tun."
Die Investmentbanker der Deutschen Bank sollen sich für ihren Bonus derweil künftig mehr ins Zeug legen. Ähnliche hohe variable Zahlungen wie für 2017 werde es nur geben, wenn der Geschäftserfolg der Bank es rechtfertige, sagte Cryan laut Redetext. „Die diesjährige variable Vergütung ist eine einmalige Investition, um der neuen Führung unserer Unternehmens- und Investmentbank die Chance zu geben, unsere Marktposition zu sichern und auf ausgewählten Geschäftsfeldern auszubauen.“
Für 2017 zahlte das größte deutsche Geldhaus trotz eines Verlusts von einer halben Milliarde Euro der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ zufolge Boni in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro aus. Das war doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Politiker hatten die Bank dafür scharf kritisiert.
Cryan betonte, die Deutsche Bank strebe für dieses Jahr wieder einen Gewinn vor Steuern und nach Steuern an. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Voraussetzungen für eine nachhaltige Trendwende geschafft haben.“ Allerdings werde auch 2018 wieder ein „Jahr harter Arbeit“.
Die Deutsche Bank hatte auch im dritten Jahr unter Sanierer Cryan rote Zahlen geschrieben. Knapp eine halbe Milliarde Euro Verlust stand Ende 2017 in den Büchern, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Freitag in Frankfurt mitteilte. 2015 hatte die Deutsche Bank ein Rekordminus von rund 6,8 Milliarden Euro verbucht, für 2016 summierte sich das Minus auf 1,4 Milliarden Euro.
Der Dax-Konzern hatte bereits Anfang Januar auf den erneuten Jahresverlust eingestimmt - wegen einmaliger Belastungen in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro infolge der US-Steuerreform. „Nur durch die Belastungen der US-Steuerreform zum Jahresende haben wir nach Steuern einen Verlust verbuchen müssen“, erklärte Konzernchef Cryan.