Autovermieter wird 75 Erich Sixt: der Firmenpatriarch, der Warren Buffett nacheifert

Auch mit 75 Jahren möchte Mietwagen-König Erich Sixt nicht kürzer treten. Quelle: dpa

Der Autovermieter Erich Sixt hat einen florierenden Konzern geschmiedet. Jetzt wird er 75 und könnte an seine Söhne übergeben. Wenn er denn wollte.

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Erich Sixt hat es geschafft. „Wir sind 2018 die Nummer eins in Europa geworden“, verkündete er den Aktionären auf der Hauptversammlung vor drei Wochen stolz. Aber kaum ist ein Gipfel erreicht, hat er schon das nächste Ziel ins Auge gefasst. „Erfolg ist der größte Feind des Erfolges. Sich darauf auszuruhen, wäre fatal“, sagt er. Er arbeite sieben Tage die Woche und gehe dabei eigentlich doch nur seinem Vergnügen nach. Aber an diesem Dienstag wird er 75 Jahre alt, da feiert er doch? „Gar nicht.“

Unternehmer aus Leidenschaft, das ist noch untertrieben. Sein Vater Hans hatte in München einen Taxibetrieb und vermietete Autos. Schon mit 18 musste der Filius einspringen, wenn es eng wurde. Das Studium der Betriebswirtschaft schmiss er nach vier Semestern hin, zu langweilig. Als 25-Jähriger übernahm er für den erkrankten Vater die Leitung der Firma mit 200 Mietwagen.

Heute ist die Flotte 270.000 Autos groß, jedes halbe Jahr wird sie erneuert – Erich Sixt dürfte einer der größten Kunden der deutschen Autoindustrie sein. Im vergangenen Jahr hat seine Firma fast drei Milliarden Euro Umsatz und 439 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet, im weltweit größten Vermietmarkt USA ist sie jetzt die Nummer vier. Darauf ist der Firmenpatriarch besonders stolz: „Im Sixt-Imperium geht die Sonne nicht mehr unter.“

Erich Sixt hat eine Villa in München-Grünwald und ein Anwesen in Südfrankreich, er könnte in der Sonne liegen, Oldtimer fahren oder fliegen gehen - den Pilotenschein hatte er schon mit 26 Jahren gemacht. Aber ihn treibt an „das gleiche wie einen Bergsteiger – die Herausforderung“, sagt er. Nach vorne schauen, neue Chancen und Perspektiven entdecken, „ein Perpetuum mobile, das niemals stillsteht“.
Sein Vertrag als Vorstandschef läuft noch ein Jahr. Eigentlich ein idealer Zeitpunkt, das Ruder zu übergeben. Seine beiden Söhne Alexander und Konstantin haben in London und Paris Betriebswirtschaft studiert, sind seit 2015 im Vorstand und haben inzwischen ihr Gesellenstück abgeliefert: Die digitale Vernetzung der Vermietflotte mit einer App für die Kunden, über die sie ihr Carsharing- oder Mietauto direkt abholen können. Aktionärsvertreterin Daniela Bergdolt lobte: „Es rührt sich was bei Sixt.“ Alexander Sixt übte sich in Understatement: „Ich hab' von meinem Vater sehr früh gelernt, dass am Schluss was Positives rauskommen muss.“

Sixt: „Ich fühle mich noch ganz fit“

Sixt-Hauptversammlungen haben seit langem etwas von Familienfeiern. Nicht nur, weil Vater und Söhne auf dem Podium sitzen und Mutter Regine Sixt am Rednerpult für ihre Kinderhilfe-Stiftung wirbt. 2017 sang der ganze Saal zusammen die „Ode an die Freude über die Dividende“. Erich Sixt spottet gewöhnlich über die Konkurrenz, schimpft über Bürokraten und witzelt über seine Doppelrolle als Mehrheitsaktionär, der eine hohe Dividende will, und als Vorstand, der wenig ausschütten will. Weil er stets frei spricht, eine eigene Meinung und Spaß an der Provokation hat, sind seine Aktionärstreffen recht unterhaltsam. Meist stellt er auch noch eine neue Werbeidee vor – neulich etwa Ex-SPD-Parteichefin Andrea Nahles im Sportwagen: „Rekord-Werte für Andrea: in 3,9 Sekunden weg von der SPD.“

Bis Erich Sixt einem Nachfolger Platz macht, wird es dagegen noch dauern. Sein großes Vorbild, der US-Investor Warren Buffett, ist 88 und immer noch im Geschäft.

Sixt sagt, seine Frau und er hätten nie darauf gepocht, dass die Kinder im Unternehmen mitarbeiten. Umso mehr freuten sie sich, dass beide Söhne ihre unternehmerische Leidenschaft teilten und den Erfolg den Erfolg der Firma „so begeistert vorantreiben“. Weil sich die Fragen häuften, hatte er schon vor zwei Monaten in der „WirtschaftsWoche“ klargestellt: „Ich fühle mich noch ganz fit.“ Die Frage nach einem Nachfolger „stellt sich im Augenblick definitiv nicht“.

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