„Die Höhle der Löwen“ Darum macht Georg Kofler Jagd auf Start-ups

Gewiefter Verkäufer. In der TV Show

Ex-ProSieben-Chef Georg Kofler meldet sich als Investor in der TV-Show „Höhle der Löwen“ zurück im Medienbusiness. Er baut gerade eine Konsummaschine auf – und provoziert damit mächtige Gegner wie Zalando. Nicht zum ersten Mal würde Kofler mehr versprechen, als er halten kann.

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Wenn Georg Kofler Tischfußball spielt, kennt er kein Pardon. Befeuert von reichlich Temperament und Ehrgeiz, lässt der frühere Chef von ProSieben und Premiere die Figuren wirbeln – und spielt, wenn nötig, auch gern mal über die Bande: „Er macht dich fertig“, stöhnt ein langjähriger Wegbegleiter.

Mit ähnlicher Verve stürzt sich der 61-Jährige gerade in neue Geschäfte. Der Südtiroler kehrt nach Ausflügen in Energiewirtschaft und Maschinenbau zurück ins Medienbusiness: für jedermann sichtbar, als Investor bei der TV-Sendung „Höhle der Löwen“. Kofler sucht dort Start-ups, in die er investieren und deren Ideen er mit seiner neuen Mediengruppe weiter vermarkten kann. Denn im Hintergrund baut der gelernte Skilehrer gerade eine Art Konsummaschine aus Marketingagentur, Eventveranstalter und Sporthändler zusammen – für Kofler, ganz Verkäufer, nicht weniger als ein „ziemlich einzigartiges, integriertes Social-Media-Unternehmen“.

Für sein jüngstes Projekt meldet er bereits 700 Mitarbeiter, rund 200 Millionen Euro Umsatz und Standorte in Manchester, Berlin und New York. Kofler setzt darauf, dass die neue Medienwelt ähnlich funktioniert wie jene, die er einst verließ. Hier wie da gilt es, Aufmerksamkeit zu erregen, Zuschauer zu fesseln. Doch seine Wette ist riskant, denn Koflers Gegner sind mächtige Spieler wie der Milliardenkonzern Zalando. Und nicht zum ersten Mal würde der begnadete Verkäufer mehr versprechen, als er halten kann.

Dass der promovierte Kommunikationsexperte überhaupt noch mal ins Mediengeschäft zurückkehrt, war lange nicht absehbar. Der Medienunternehmer Leo Kirch beförderte seinen Büroleiter, den Sohn eines früh verstorbenen Holzfällers und einer Fabrikarbeiterin, Ende der Achtzigerjahre zum Chef seines siechen Senders Eureka TV. Kofler, Anfang 30, gibt dem Kanal als ProSieben ein neues Gesicht und führt ihn als Spielfilm- und Seriensender an die Börse. Nach der Jahrtausendwende baute er mit H.O.T. Deutschlands ersten Shoppingkanal auf und lernte, billigen Kram aller Art im TV teuer zu verkaufen. Aus den Trümmern der Kirch-Pleite bringt er den später in Sky umbenannten Bezahlsender Premiere auf Vordermann und an die Börse. 14,5 Milliarden Euro ist der anfangs wert. 2007 verabschiedet sich Kofler überraschend, begleitet von Vorwürfen über angeblich nicht korrekt ausgewiesene Abonnentenzahlen. Kofler weist das zurück, Gerichte geben ihm recht.

Dann wurde es ruhiger um Kofler, der einen Teil der mehr als 100 Millionen Euro aus dem Verkauf seiner Premiere-Anteile in Branchen investierte, die mit Medien nichts zu tun haben. Etwa ins Thema Energiesparen. Kofler will seinen Namen zur Marke fürs Stromsparen machen, „wie Schokoriegel und Waschmaschinen“. Einen Club für Verbraucher bewirbt er großspurig als „ADAC des Stromsparens“. Doch der Plan geht nicht auf. Der Club ist nach vier Monaten Geschichte.

Statt der einmal angepeilten 500 Millionen Euro allein in der Energiesparte erzielt die Gruppe Georg Kofler laut Bundesanzeiger 2016 insgesamt nur knapp 120 Millionen Euro Umsatz. In der Gruppe bündelt Kofler seine Beteiligungen. Und die Energiesparte schrumpft weiter: Im August verkaufte Kofler zwei Unternehmen mit zusammen 220 Mitarbeitern an den tschechischen Energieriesen CEZ; „ein schöner Deal für beide Seiten“, findet Kofler.

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