Dorint Die Hotelkette saniert sich zulasten von Anlegern

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Keine Puffer für schlechte Zeiten

Als Herbert Ebertz – auch als Mr. Dorint bekannt – in den Siebzigerjahren Ebertz & Partner (E&P) gründet, will er vor allem eines: geschlossene Hotelfonds auflegen.

Um durch möglichst gut kalkulierbare Pachteinnahmen die Fonds für Anleger attraktiv machen zu können, hat in der Regel Dorint die Hotels gemietet, an der Ebertz damals direkt beteiligt war. Die Pachten waren teilweise von Anfang an zu hoch oder ließen zumindest keinen Puffer für schlechte Zeiten. Doch Ebertz wollte nicht in erster Linie an den Hotels verdienen, sondern an den Fonds, etwa über Gebühren. „Ebertz & Partner war über Jahrzehnte ein Fondsinitiator mit angeschlossener Hotelabteilung“, sagt Iserlohe.

Das Konzept funktionierte. Viele reiche Privatpersonen stiegen bei den Hotelfonds ein. Darunter sind auch Prominente, wie der ehemalige Fußballnationalspieler Wolfgang Overath. Im Schnitt investierten die Anleger bei E&P 400.000 Euro.

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Doch so ein Konstrukt, mit Hotelbetreiber und Fonds unter einem Dach, beinhaltet schon in der Theorie viel Sprengstoff: Das wäre so, als wenn der Vermieter einer Wohnung gleichzeitig der Interessenvertreter seiner Mieter wäre. Iserlohe ficht das nicht an, stellt allerdings heraus, dass die Konstellation „nicht selbst gewählt“, sondern von Ebertz so geerbt sei.

Es ist auch nicht so, dass Iserlohes Dorint stets auf Kosten der Fonds gelebt hat. Tatsächlich hat die Hotelkette anfangs hohe Fixpachten gezahlt. Nur ist das Verhältnis irgendwann gekippt. Erstens wurden Pachten nach und nach zum Vorteil von Dorint angepasst, und zweitens wurden Pachten einfach gestundet und so letztlich das Vermögen von Dorint und damit auch Iserlohe bewahrt.

2014 keine einzige pünktliche Pachtzahlung

Beispiel Dorint Augsburg. Im Jahr 2014 hat der Fonds nicht ein einziges Mal pünktlich die gesamte Pacht von Dorint erhalten. Im vergangenen Jahr musste der Fonds Insolvenz beantragen. Erst ein Verkauf der Immobilie vor wenigen Wochen brachte ausreichend Geld, um wenigstens die Gläubiger auszuzahlen. Die Fondsanleger hingegen, die Eigentümer der Hotelimmobilie also, verlieren.

In diesen Städten sind die Hotels am teuersten
Skyline von Doha Quelle: dpa
Touristen im Londoner Parliment Square Quelle: AP
Skyline von Hongkong Quelle: dapd
Skyline von Los Angeles Quelle: REUTERS
Miamis skyline Quelle: AP
Der Bürgermeister von Chicago telefoniert vor der Skyline von Chicago Quelle: REUTERS
Menschen beobachten Feuerwerk in Tel Aviv Quelle: REUTERS

Iserlohe erwartet „aller Voraussicht nach“, dass die Anleger zehn Prozent zurückbekommen. Er sagt, das sei halb so wild: Frühere Entnahmen hätten Anlegern schon 40 Prozent Rückfluss gebracht. Inklusive möglicher Steuervorteile könnten sie es gar in die schwarzen Zahlen schaffen. Betroffene Anleger können die in Aussicht gestellten zehn Prozent aber nicht nachvollziehen. Sie rechnen auf Basis vorliegender Zahlen mit unter einem Prozent Schlusszahlung.

Pachtrückstände von 9,7 Millionen Euro

Andere Fonds bekamen die vereinbarte Pacht teilweise auch nicht vollständig. Insgesamt beliefen sich die Pachtrückstände aller Dorint-Hotels Ende 2015 nach Angaben von Iserlohe auf 9,7 Millionen Euro.

Eine vertragliche Grundlage gab es hierfür offenbar regelmäßig nicht: Der Wirtschaftsprüfer der Dorint vermerkt im Geschäftsbericht von 2014, dass die Pachtstundungen derzeit „lediglich aufgrund mündlicher Vereinbarungen gewährt beziehungsweise stillschweigend geduldet“ werden und Dorint auf die Stundungen angewiesen sei. Iserlohe sagt, dass die Pachtstundungen auch im Sinne der Fondsanleger gewesen seien. Wäre Dorint pleitegegangen, hätten die Fonds auf einer leeren Immobilie gesessen. Doch ein unabhängiger Fondsverwalter hätte vielleicht längst Ausschau nach einem solventeren Mieter gehalten.

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