Frankfurt-Hahn Das lange Leiden des Billigflughafens

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„Man hat sich zu stark auf Ryanair verlassen“

Und dann ist da noch die hochpeinliche Geschichte um den geplatzten ersten Verkauf des Flughafens an den chinesischen Baukonzern Shanghai Yiqian Trading Company (SYT). Der Käufer hatte 2016 eine Frist zur Vorlage von Belegen für eine Teilzahlung an das Land einfach verstreichen lassen. Als ein Journalist des SWR versucht, den Hauptsitz des chinesischen Unternehmens in Shanghai aufzusuchen, fand er nur leere Büroräume und einen Reifenhandel vor. Das Land stoppte daraufhin den geplanten Verkauf. Die Opposition stellte ein Misstrauensantrag gegen die Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), den diese überstand. 

Zur Beruhigung der Lage um die Zukunft des Flughafens ist es allerdings nur begrenzt gekommen. Die Opposition im Landtag in Mainz prangert immer wieder die ungeklärte Finanzlage des neuen Investors an. Denn die Gruppe aus China musste nach einem extrem schnellen Wachstum zur Tilgung ihrer mutmaßlich gut 80 Milliarden Euro hohen Schulden viele ihrer zugekauften Beteiligungen wieder verkaufen – wie Anteile an der Deutschen Bank oder den Hilton Hotels. 

Fehlende wirtschaftliche Orientierung

Wie geht es also nach dieser desaströsen Bilanz mit dem Flughafen Frankfurt Hahn weiter? 

Knapp 25 Kilometer entfernt vom Flughafen steht der Regionalgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Knut Schneider in Simmern in seinem Büro hinter seinem hochgefahrenen Schreibtisch. Der gelernte Bankkaufmann und Marketingbetriebswirt ist so etwas wie der Marketingchef der Region. 

Schneider verschweigt die Probleme im Hunsrück nicht. Auf die Frage, was alles am Flughafen Hahn schiefgelaufen ist, antwortet der 49-Jährige: „Man hat sich in den vergangenen Jahren zu stark auf die Billigflieger und vor allem auf Ryanair verlassen. Die wirtschaftliche Orientierung fehlte.“ Dass man für jeden Flieger, der am Flughafen lande, am Ende noch draufzahle, das sei „einfach kein Geschäftsmodell.“ 

Damit spielt Schneider auf Geschäftspraxis insbesondere der irischen Airline Ryanair an. Der Vorwurf: Ryanair erhalte verdeckte Subventionen von den Flughäfen, indem die Preise für Start-, Lande- und Unterbringungsgebühren, die Ryanair dem Flughafen zahlt, nicht kostendeckend seien. So ist hinter vorgehaltener Hand zu erfahren, dass für jeden Passagier, der vom HHN mit Ryanair abgehoben ist, der Flughafen umgerechnet fünf Euro dazugegeben habe.

IHK-Mann Schneider sieht daher im Frachtverkehr die große Chance des HHN, langfristig wirtschaftlich zu arbeiten: „Die Frage ist, wo kann man ehesten ansetzen. Vielversprechender als der Personenverkehr ist eher der Logistikbereich.“ Er und die gesamte IHK stehen „voll und ganz hinter den neuen Investoren.“ Zwar gab es auch in dieser Branche in den vergangenen Jahren ein Auf und Ab, weil immer wieder Linien wie Qatar Airways, die russische Aeroflot oder Air China Cargo sowie Yangtze River Express absprangen. Aber das soll anders werden. Schneider bemängelt vor allem: „Bislang fehlte einfach das Grundkonzept“.

Ein Neustart am Hahn?

Doch ein solches Grundkonzept wurde auch von den neuen Eigentümern nicht öffentlich bekannt. Auf Nachfrage beim Airport bleibt die Strategie für den Flughafen eher vage. „In der Zukunft wollen wir effizienter werden“, sagt Christoph Goetzmann aus der Geschäftsführung des HHN. Eine Konsolidierung des Flughafens werde nur gehen, „wenn wir über die Billigflugkonzepte hinausgehen, also wir beispielsweise auch auf der Langstrecke tätig werden.“ 

Immerhin scheinen die Fehler der Vergangenheit erkannt und das wirtschaftliche Denken mit den neuen Eigentümern im HHN eingezogen zu sein: „Wie bei jedem guten Geschäft, fängt der Erfolg schon beim Verhandeln an. Wenn eine Low-Cost-Airline hierhinkommt, dann muss sie auch für unsere Dienstleistungen bezahlen.“, sagt Goetzmann weiter. 

Auch wenn der neue Eigentümer über seinen genauen Businessplan schweigt, seine Finanzstrukturen sehr undurchsichtig sind, für den Flughafen Hahn kann es in Zukunft nur besser laufen.

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