Eine Lufthansa-Sprecherin in Frankfurt bestätigte am Dienstag, dass der abgestürzte Airbus A320 am Tag vor der Katastrophe wegen eines technischen Problems repariert worden sei. Der letzte Routinecheck der Maschine war laut Germanwings erst am Montag in Düsseldorf. Der letzte große reguläre Check sei plangemäß im Sommer 2013 durchgeführt worden. Der Pilot der Unglücksmaschine war seit zehn Jahren bei Lufthansa und Germanwings beschäftigt und hatte mehr als 6000 Flugstunden Erfahrung auf diesem Modell des Airbus, berichtete Germanwings und von Airbus hieß es, die A320-Maschine habe insgesamt fast 58.300 Flugstunden absolviert auf rund 46.700 Flügen.
Suche nach der Absturzursache
Lufthansa-Chef Carsten Spohr rechnet mit schnellen Erkenntnissen über die Ursache des Absturzes der Germanwings-Maschine in Südfrankreich. Er sei froh, dass der erste Flugschreiber bereits gefunden worden sei, sagte er in den ARD-"Tagesthemen" am Dienstagabend. "Ich gehe davon aus, dass wir sicherlich relativ schnell erste Informationen bekommen werden, was die Absturzursache war", ergänzte der Lufthansa-Chef. Die detaillierte Auswertung werde dann sicherlich länger dauern. Für Äußerungen über eine mögliche Ursache des Absturzes sei es derzeit aber noch zu früh.
Schlechtes Wetter war wohl nicht die Ursache für den Absturz, so französische Medien. Das Wetter sei ruhig gewesen, berichtete die Zeitung „Le Monde“ unter Berufung auf die Wetterdienste „La Chaîne Météo“ und „Météo France“. „Die Bedingungen waren sogar optimal mit trockenem Wetter und komplett freiem Himmel am ganzen Vormittag“, hieß es am Dienstagnachmittag auf der Webseite von „La Chaîne Météo“. Der Wind sei schwach gewesen und es habe keine gefährlichen Wolken gegeben.
Schwere Flugunglücke der vergangenen Jahre
Ein Airbus der Lufthansa-Tochter Germanwings stürzt auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den Alpen ab. Frankreichs Präsident Hollande rechnet nicht mit Überlebenden.
47 Menschen werden am 23. Juli 2014 bei der Notlandung eines Flugzeugs der Linie Transasia auf Taiwan getötet.
Noch nicht restlos geklärt ist der Absturz der malaysischen Passagiermaschine MH17 mit 298 Menschen an Bord über der Ukraine - ein Abschuss über dem Konfliktgebiet Donbass wird als Ursache angenommen.
Der Kontakt zu Flug MH370 der Malaysia Airlines zwischen Kuala Lumpur und Peking mit 239 Passagieren und Besatzung bricht ab. Eine der größten Suchaktionen der Luftfahrt bleibt bis heute ohne Erfolg.
Sieben Insassen eines Learjets kommen beim Absturz des Flugzeugs in Mexiko ums Leben. Unter ihnen ist auch die Sängerin Jenni Rivera.
Eine McDonnell Douglas MD-83 mit 153 Passagieren stürzt in ein dicht besiedeltes Wohnviertel der nigerianischen Metropole Lagos. Alle Menschen an Bord und mindestens 10 Menschen an Land kommen ums Leben.
Ein Linienflugzeug vom Typ Boeing 727 stürzt nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad ab. Alle 127 Insassen sterben.
Ein Flugbegleiter ist der einzige Überlebende einer abgestürzten Maschine mit Ziel Minsk, die 37 Passagiere (darunter fast die ganze Mannschaft eines russischen Eishockey-Vereins) und acht Besatzungsmitglieder an Bord hatte.
Eine pakistanische Passagiermaschine vom Typ Airbus A321 stürzt beim Landeanflug auf Islamabad ab. Alle 152 Menschen an Bord werden getötet.
Beim Absturz eines Airbus A330-200 während des Landeanflugs in der libyschen Hauptstadt Tripolis kommen 103 Menschen ums Leben. Nur ein neunjähriger Junge überlebt das Unglück.
Im russischen Smolensk sterben die 96 Insassen einer Tupolew 154, darunter der polnische Präsident Lech Kaczynski und andere Spitzenpolitiker.
Eine Boeing 737-800 der Ethiopian Airlines stürzt vor der libanesischen Küste ins Mittelmeer, die 90 Insassen sterben.
Beim Absturz einer russischen Maschine auf ein Dorf im Iran kommen alle 168 Menschen an Bord ums Leben. Die Tupolew 154 der Caspian Airlines hatte kurz nach dem Start Feuer gefangen.
Ein A310 der jemenitischen Fluggesellschaft Yemenia mit 153 Menschen an Bord stürzt im Landeanflug auf die Komoren in den Indischen Ozean. Nur eine Zwölfjährige überlebt.
Ein französisches Verkehrsflug stürzt über dem Atlantik ab. An Bord des Fluges AF 447 von Rio de Janeiro nach Paris sind 228 Menschen, darunter 28 Deutsche. Niemand überlebt.
49 Insassen eines Flugzeuges sowie eine Frau auf dem Boden sterben beim Absturz und der Explosion eines Flugzeugs im Staat New York.
In der Nähe der Hauptstadt von Kirgisistan, Bischkek, sterben 68 der 90 Insassen beim Absturz der Maschine. 22 Menschen überleben den Absturz der Boeing 737.
Beim Start eines Flugzeugs auf dem Madrider Flughafen Barajas stürzt die Maschine kurz nach dem Start ab. 153 Menschen sterben, 19 überleben.
Steinmeier und Dobrindt auf dem Weg zur Unglücksstelle
Bundespräsident Joachim Gauck hat wegen des Flugzeugabsturzes seine Südamerikareise abgebrochen. Der für Mittwoch und Donnerstag geplante Staatsbesuch in Uruguay wurde abgesagt, wie eine Sprecherin in Peru erklärte. Dort hielt sich Gauck seit vergangenem Freitag auf. Für den Abend war ursprünglich der Weiteflug nach Montevideo geplant.
Vor Journalisten sagte Gauck: „Ich bin bestürzt, wie unendlich viele Menschen bei uns zuhause, und ich stelle mir vor, welche Trauer, welches Entsetzen und welches Leid in den Familien herrschen, die betroffen sind. Ich bin bei Ihnen mit meinen Gedanken und meinen Gefühlen.“
Im Auswärtigen Amt wurde ein Krisenstab eingerichtet. Dort laufen die Fäden zusammen. Beteiligt sind unter anderem das Verkehrsministerium, das Luftfahrtbundesamt, das Bundeskriminalamt und die Lufthansa. Unter der Rufnummer 030 5000 3000 können sich besorgte Angehörige informieren. Der Flughafen Düsseldorf hat eine Hotline unter der Rufnummer 0800-7766350 eingerichtet, an die sich die Angehörigen wenden können. Germanwings hat die Hotline-Nummer 00800-11 33 55 77.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, das Auswärtige Amt stehe „in engstem Kontakt“ zu den französischen Behörden. „In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei all denjenigen, die darum fürchten müssen, dass ihre Angehörigen unter den Passagieren oder Besatzungsmitgliedern sind“, so Steinmeier. Steinmeier und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) machten sich mit einem Regierungsflugzeug auf den Weg nach Marseille. Von dort ging es mit einem Hubschrauber weiter zur Unglücksstelle.
Unglücke mit Airbus-Maschinen in den vergangenen Jahren
Ein Airbus A320-200 der Air Asia mit 162 Menschen an Bord stürzt auf dem Weg von Indonesien nach Singapur in die Java-See. Niemand überlebt.
Ein pakistanischer A321 der Fluggesellschaft Airblue stürzt bei Regen und schlechter Sicht beim Landeanflug auf die Hauptstadt Islamabad ab. Alle 152 Menschen an Bord sterben.
Beim Absturz eines Airbus A330-200 der Afriqiyah Airways in der libyschen Hauptstadt Tripolis kommen 103 Menschen ums Leben. Nur ein neunjähriger Junge aus den Niederlanden überlebt.
Ein A310 der jemenitischen Fluggesellschaft Yemenia mit 153 Menschen an Bord stürzt im Landeanflug auf die Komoren in den Indischen Ozean. Nur eine Zwölfjährige kann lebend gerettet werden.
Im gleichen Monat stürzt ein französischer Airbus über dem Atlantik ab. An Bord des Air France-Fluges AF 447 von Rio de Janeiro nach Paris sind 228 Menschen, darunter 28 Deutsche. Niemand überlebt.
Bei einem Testflug vor der französischen Mittelmeerküste bei Perpignan stürzt ein A320 der deutschen Fluggesellschaft XL Airways ins Meer. Die zwei deutschen Piloten und fünf Neuseeländer an Bord kommen ums Leben.
Ein mit 130 Menschen besetzter A320 der salvadorianischen Fluggesellschaft Taca schießt bei der Landung in Tegucigalpa (Honduras) über die Landebahn hinaus auf eine Straße und stößt mit mehreren Autos zusammen. Es gibt fünf Todesopfer.
Ein brasilianischer A320 rast bei der Landung in Sáo Paulo in eine Tankstelle und ein weiteres Gebäude. Alle 187 Insassen und 12 Menschen am Boden sterben.
Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonierte sowohl mit dem französischen Präsidenten François Hollande als auch mit dem spanischen Regierungschef Mariano Rajoy - und zeigte sich tief erschüttert. Die Kanzlerin habe alle Termine abgesagt, teilte die Bundesregierung mit. "Meine Gedanken, meine Anteilnahme, auch die der ganzen Bundesregierung sind jetzt bei den Menschen, die so jäh ihr Leben verloren haben, unter ihnen viele Landsleute. Das Leiden ihrer Familien ist jetzt unermesslich", sagte die Kanzlerin. Sie will Mittwoch gemeinsam mit der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zur Absturzstelle reisen, wo dann auch Hollande und Rajoy erwartet werden.
Das spanische Königspaar Felipe VI. und Letizia sagte seinen gerade begonnenen Staatsbesuch in Frankreich ab. Die spanische Regierung hat eine offizielle Trauer von drei Tagen angeordnet. Die Trauer solle in der Nacht zum Mittwoch beginnen. Bundeswirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel teilte im sozialen Netzwerk Facebook mit: "Das sind fürchterliche Nachrichten, die uns in diesen Stunden aus Frankreich erreichen. Wir alle sind fassungslos angesichts dieser schrecklichen Katastrophe, die so viele Menschen aus dem Leben gerissen hat. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Angehörigen. Ihnen gilt unser Mitgefühl. Sie brauchen jetzt jede mögliche Unterstützung. Ganz persönlich und im Namen der deutschen Sozialdemokratie drücke ich meine tiefe Trauer aus."
"Ein schwarzer Tag für die Lufthansa"
Auch der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, äußerte sich tiefbetroffen und sprach Familien und Freunden der Opfer im Namen des Europäischen Parlaments seine aufrichtige Anteilnahme aus: "Diese Tragödie und der Verlust an Menschenleben machen uns alle tief betroffen", sagte Schulz. Bei der Eröffnung der Plenarsitzung werde das Europäische Parlament am Mittwoch den Opfer mit einer Schweigeminute gedenken.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, reagierte „mit großer Bestürzung und tiefem Schmerz“ auf die Nachricht des Absturzes. „Die unfassbare Tragödie lässt Worte versagen. Deshalb rufe ich zum Gebet für Opfer und Angehörige auf. Erbitten wir für sie Gottes Beistand und Trost“, sagte er am Dienstag. „Wir gedenken der Opfer dieses Unglücks, das Menschen plötzlich und unerwartet mitten aus dem Leben gerissen hat.“
Lufthansa, Air Berlin und die Ferienfluggesellschaft Condor wollen ihre A320-Maschinen nach eigenen Angaben vorerst weiter starten lassen. Zunächst müsse die Absturz-Ursache geklärt sein, hieß es am Dienstag auf Anfrage. „Im Moment ist nichts anderes geplant“, sagte auch eine Sprecherin der Lufthansa-Tochter Swiss Air. Der Ferienflieger Tuifly hat keine A320-Maschine im Betrieb.
Die Maschine vom Typ A320 hat in der Basisausstattung 180 Sitze. Germanwings ist eine Tochtergesellschaft der Deutschen Lufthansa AG. Gemeinsam mit der Flotte der Lufthansa-Tochter Eurowings soll sie künftig Direktverkehre in ganz Europa anbieten.