Krach mit Flughäfen Lufthansa fordert weniger Starts und Landungen

Lufthansa will weniger Starts & Landungen an deutschen Flughäfen Quelle: REUTERS

Die Lufthansa fordert eine Slot-Reduzierung an den vier größten deutschen Flughäfen Frankfurt, München, Berlin-Tegel und Düsseldorf. Das soll ein Chaos wie in diesem Sommer künftig vermeiden. Die Airports sind erzürnt.

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Die Lufthansa verschärft die Konfrontation mit den deutschen Flughäfen. Das Unternehmen hat die Bundesregierung in einem dringenden Appell aufgefordert, die Zahl der Starts und Landungen an den vier verkehrsreichsten Flughäfen Frankfurt, München, Berlin-Tegel und Düsseldorf zu reduzieren. In einem Mahnschreiben des Konzerns an das Bundesverkehrsministerium, das der WirtschaftsWoche vorliegt, schlägt das Unternehmen „als vorübergehende Maßnahme“ vor, die je Stunde erlaubten Starts und Landungen „für einen begrenzten Zeitraum von zum Beispiel 24 Monaten anzupassen“. Dazu solle erstmals die Zahl der maximal erlaubten Start und Landungen pro Tag gedeckelt werden.

Bisher hatte sich Konzernchef Carsten Spohr damit zufriedengegeben, dass die Zahl der Flugbewegungen nicht weiter gesteigert werde. Eine solche Begrenzung der Flugbewegungen lehnen die Flughäfen strikt ab. „Eine Eckwertreduzierung wäre in Frankfurt nicht die richtige Antwort“, so Stefan Schulte, Chef des Flughafenbetreibers Fraport, der Deutschlands größten Flughafen in Frankfurt betreibt. Ähnlich äußerten sich wiederholt die Chefs der Flughäfen in München und Düsseldorf, sowie der Flughafen-Dachverbands ADV. Aus Sicht der Flughäfen rühren die aktuellen Probleme mit einer Rekordzahl an Flugabsagen und Verspätungen nicht aus zu vielen Flügen, sondern nicht zuletzt aus Fehlern der Fluglinien. Laut einer internen Statistik des Flughafens Frankfurt war der Airport nur für 7,5 Prozent der Verspätungen verantwortlich, wogegen die Fluglinien an 42 Prozent Schuld waren.

Trotzdem fordert die Lufthansa nun in dem Schreiben an die Bundesregierung, am Drehkreuz Frankfurt solle eine „Absenkung um zwei auf 102“ Flugbewegungen je Stunde erfolgen.  In München sollen mit maximal 88 Starts oder Landungen pro Stunde zwei Bewegungen pro Stunde weniger erlaubt sein als bisher. Für Düsseldorf und Berlin-Tegel forderte die Lufthansa zwar „keine Absenkung je Stunde“, aber dafür die Einführung eines Tageseckwerts von 690 beziehungsweise 590 Starts und Landungen pro Tag. Frankfurt und München ihre Bewegungen pro Tag auf maximal 1560 beziehungsweise 1260 Flugbewegungen deckeln.

Laut Europas größter Airline sei dies eine Maßnahme „aus der Not heraus“, da „die aktuelle Pünktlichkeitssituation“ für alle Beteiligten "nicht mehr tragbar“ sei, „die Belastungen für Passagiere und Mitarbeiter sind derzeit enorm“, schreibt die Lufthansa. "Nicht mehr nur zu Spitzenzeiten zeigen sich die Engpässe am Boden mit langen Schlangen an Sicherheits- und Passkontrollen“, heißt es in dem Schreiben, das der WirtschaftsWoche vorliegt. Flugzeuge müssten auf freie Parkpositionen warten und würden verspätet abgefertigt. „Die im Luftraum (An- und Abflug, Überflug) zur Verfügung stehenden Kapazitäten sind derzeit nicht ausreichend, um das vorhandene Verkehrsvolumen angemessen bewältigen zu können.“ Daher sollten „die realen Luftraumkapazitäten“ der Deutschen Flugsicherung (DFS) „in realistische Flughafenkapazität übersetzt werden“.

Laut Lufthansa sollten diese Werte jede Saison überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Für eine spürbare Verbesserung der Pünktlichkeit seien die abgesenkten Stundeneckwerte unverzichtbar. Tageseckwerte könnten zumindest einen positiven Beitrag leisten, „dass sich die Verspätungssituation nicht weiter verschlechtert, da sie den aktuellen Verkehr abbilden“.

Die Lufthansa selbst sei „bereit, die notwendige vorübergehende Reduktion von Flügen an den Standorten selbst zu tragen“, heißt es in dem Brief weiter. Das Schreiben ist unterzeichnet von Axel Schmidt, Vize-Präsident Group Infrastructure und Yanki Pürsün, Direktor Strategisches Slotmanagement.
Kommende Woche Freitag findet der Luftfahrtgipfel in Hamburg statt, auf dem Fluggesellschaften, Flughäfen und Politik das Flugchaos des Sommer dieses Jahres aufarbeiten und Lösungsvorschläge präsentieren wollen. Vergangene Woche hatte die Lufthansa bereits gegenüber dem Koordinierungsausschuss für die deutschen Flughäfen eine Slot-Reduzierung für den Flughafen Frankfurt vorgeschlagen. Fraport-Chef Stefan Schulte lehnt solche Maßnahmen ab und sagte laut Handelsblatt: „Wenn ich Staus auf der Autobahn habe, kann ich doch auch nicht den Leuten verbieten, ihr Auto zu benutzen. Da muss ich Umgehungsstraßen ausweisen, Verkehrsleitsysteme verbessern oder zum Beispiel Knotenpunkte vergrößern.“

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