Lufthansa Miles & More „Reisende mit teuren Tickets stehen schlechter da“

Alexander Koenig Quelle: PR

Der Meilenexperte Alexander Koenig erklärt die Änderungen bei Lufthansas Vielfliegerprogramm Miles & More, wer davon profitiert – und wer nicht.

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WirtschaftsWoche: Herr Koenig, die Lufthansa ändert ihr Vielfliegerprogramm Miles & More grundlegend. Wie bewerten Sie das?
Alexander Koenig: Zunächst mal ist es ein konsequenter Schritt. Mit der Neuerung trennt Lufthansa im Miles & More Programm deutlich das Thema Statuskompetenz, das bei Lufthansa selbst liegt, von der Prämienmeilenvergabe, welche bei Miles & More liegt.

Lufthansa verspricht, im neuen System könnten Kunden einfacher errechnen, wie sie einen Status wie Frequent Traveller oder Senator mit Privilegien wie Loungezugang oder Vorrang auf der Warteliste bei ausgebuchten Flügen erreichen. Stimmt das?
Ja. Bisher gab es zwar bei Kontinentalflügen einen Fixbetrag an Statusmeilen. Doch auf den Langstrecken ergab sich die Meilenzahl aus einer Rechnung, bei der die Kunden die Flugdistanz multiplizieren mussten mit einem Faktor, der sich aus der Buchungsklasse ergab. Nun unterscheidet die Lufthansa nur noch zwischen den vier Serviceklassen von Economy bis First Class, und ob es Lang- oder Kurzstrecke ist. Es sind also nur noch acht verschiedene Werte, von fünf Punkten für einen Economy-Flug auf der Kurzstrecke und 70 für einen First-Class-Flug auf der Langstrecke. Damit kann sich jeder einfach ausrechnen, was er bekommt.

Eine weitere Änderung ist, dass mindestens die Hälfte der Punkte aus dem Lufthansa-Konzern stammen muss. Was bedeutet das?
Es gibt normale Punkte und sogenannte qualifizierende Punkte. Letztere sammelt man nur bei den zur Lufthansa-Gruppe gehörenden Airlines Lufthansa, Swiss, Austrian, Brussels Airlines und Eurowings sowie den mitherausgebenden Miles & More Airline Partnern LOT, Croatia Airlines, Air Dolomiti und Luxair. Zudem auch bei ausgewählten Swiss Codeshare Flügen mit ihrem Ferienflieger Edelweiss.

Wer profitiert denn von dem neuen System?
Reisende mit günstigeren Tickets. Nun ist es möglich, mit bereits mit vier preiswerten Langstrecken-Tickets in der Business Class Senator zu werden. Das war vorher nicht möglich. Flüge nach Dubai etwa hätten elf oder zwölf Reisen gebraucht. Zudem auch wöchentliche Projektflieger, also wirkliche Vielflieger, denn mit 100 Flugsegmenten pro Jahr ist man selbst bei den günstigsten Flugtickets immer Senator. Und mit 150 Inlandsflügen reicht es sogar zum HON Circle. Bisher war dieser Rang mit Economy-Flügen gar nicht erreichbar.

Und wer steht künftig schlechter da?
Das sind Reisende mit teuren Tickets. Dazu ist die Premium Economy deutlich abgewertet. Bislang war das der Geheimtipp für Meilensammler, die schneller einen Status erreichen wollten. Das ist jetzt kaum noch der Fall. Auch Privatreisende, die selten, aber teuer fliegen, müssen jetzt jedes Jahr mindestens drei Mal First Class oder vier Mal Business Class für den Senator fliegen.

Und das jedes Jahr, weil sich die Statusgültigkeit geändert hat?
Ja, das ist der einzige wirklich massiv negative Punkt der Änderungen zum 1.1.2021. Bisher war der Status mindestens zwei Jahre gültig, ab 2021 gilt der Status nur noch ein Jahr. Nur bei der Erstqualifikation bekommt ein Kunde den Status bis zum Februar des übernächsten Jahres. Das können also auch bei geschickter Planung bis zu zwei Jahre sein.

Lohnen sich damit auch die als „Mileage Runs“ bezeichneten vielen Flüge in kurzer Zeit zur Status-Sicherung noch?
Ja. Aber diese verrückten Runs haben nur sehr wenige Meilensammler gemacht. Die meisten Kunden sichern sich ihren Status durch günstige Lufthansa- oder Swiss-Flüge. Für sie wird die Suche nach den besten Angeboten etwas einfacher. Der Kunde muss nur noch auf den Flugpreis achten und nicht mehr auf die Feinheiten. Also ob eine Fluglinie im Rahmen von Miles & More doppelte Meilen vergibt oder auch bestimmte Buchungsklassen ausschließt.

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