Reiseveranstalter Tui und Condor auf dem Weg zu Staatshilfen

Neben Tui soll auch Condor wegen der Coronakrise kurz vor einer Einigung über staatliche Unterstützung stehen. Quelle: dpa

Sowohl Tui als auch Condor benötigen Staatshilfen, um die Einbrüche durch die Coronakrise abzufedern. Dazu wackelt auch der Deal, dass Condor den Besitzer wechselt. Daran hängen 5000 Arbeitsplätze.

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Die Reiseveranstalter Tui und Condor planen offenbar die Inanspruchnahme von Staatshilfen, um die Einbrüche wegen des Coronavirus abzufangen. Bei Condor wackelt dazu die für April geplante Übernahme durch die polnische Holding PGL. Der Mutterkonzern der Airline LOT hat nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ vor Abschluss des Geschäftes zusätzliche Forderungen an das Bundeswirtschaftsministerium gerichtet. Gleichzeitig wurde am Donnerstag bekannt, dass Condor bereits beantragt hat, den Überbrückungskredit von 380 Millionen Euro zu verlängern. Nur mit diesem vom Bund und dem Land Hessen verbürgten Geld der KfW hält sich die Airline seit Monaten in der Luft.

Unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet das Magazin weiter, dass die Erfüllung der neuen PGL-Forderungen einer nahezu kompletten Absicherung des Investments gleichkommen würde. Die PGL hatte sich mit ihrem Gebot gegen zwei Finanzinvestoren durchgesetzt und am 24. Januar einen in Polen bejubelten Kaufvertrag unterzeichnet. Aus der nicht genannten Kaufsumme muss bis zum 15. April der KfW-Überbrückungskredit zurückgezahlt werden. Sollte es nicht zu einem Abschluss kommen, müsste PGL üblicherweise Vertragsstrafen zahlen. Zu deren Höhe ist aber nichts bekannt.

Condor wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen. Der deutsche Ferienflieger mit knapp 60 Flugzeugen war nach der Pleite des britischen Mutter-Konzerns Thomas Cook in ein Schutzschirmverfahren genommen worden, das von dem Insolvenz-Spezialisten Lucas Flöther begleitet wird. Noch ist der von den Gläubigern verabschiedete Schutzschirmplan nicht rechtskräftig, so dass die vereinbarte Übernahme durch die PGL nicht vollzogen werden kann. Condor hatte bislang stets erklärt, dass dem Geschäft seitens der LOT-Mutter nichts im Wege stehe. Die PGL lehnte in Warschau einen Kommentar während der laufenden Transaktion ab.

Hintergrund der Zweifel an dem Deal ist die Coronakrise, die besonders die Luftverkehrsunternehmen hart trifft. Noch sind sowohl die LOT als auch die Condor im Auftrag der jeweiligen Regierungen gut damit beschäftigt, die jeweiligen Urlauber nach Hause zu holen. Doch danach gähnt ein tiefes Nachfrageloch: Condor will daher einen großen Teil der Belegschaft in Kurzarbeit schicken.

Mit den Gewerkschaften seien für alle Berufsgruppen Vereinbarungen erzielt worden, erklärte eine Sprecherin am Donnerstag in Frankfurt. Der genaue Umfang der Kurzarbeit werde später festgelegt, sagte die Sprecherin. Sie soll in allen Bereichen des Unternehmens mit knapp 5000 Beschäftigten greifen.

Dazu braucht Condor Insidern zufolge wohl weitere rund 200 Millionen Euro vom Staat. Die Airline habe bei der Staatsbank KfW einen Kredit in dieser Höhe beantragt, um in der Coronakrise flüssig zu bleiben, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Condor hatte einen Antrag auf Staatshilfe bestätigt, wollte sich aber zu der Summe oder zur Art der finanziellen Unterstützung nicht äußern. Auch die KfW nahm dazu keine Stellung.

Tui vor möglicher Einigung für Staatshilfe

Neben Condor soll auch Tui wegen der Coronakrise kurz vor einer Einigung über staatliche Unterstützung in Milliardenhöhe stehen. Der Konzern ist schon seit einigen Tagen in Gesprächen darüber, ob Mittel aus den Hilfsprogrammen von Bund und Ländern beantragt werden. Jetzt stehen nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg die Chancen gut, zwei Milliarden Euro in Anspruch nehmen zu können. Ein Tui-Sprecher sagte dazu am Donnerstag: „Wir sind in guten Gesprächen.“ Es gebe aber noch keine abschließende Entscheidung oder Zusage, betonte er.

Die Zahlungen von Kunden sind nach Angaben des Unternehmens derzeit ausreichend abgesichert. Tui kündigte zudem an, dass Urlauber für den Mai gebuchte Reisen gebührenfrei verschieben können. Der Anbieter folgt damit anderen Großveranstaltern wie DER Touristik und FTI.

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