Sanierungsplan für DB Cargo Deutsche Bahn kopiert Strategie von Air Berlin

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Radikale Ansätze bei DB Cargo

Nun droht ähnliches Ungemach also auch für die Güterbahn-Tochter der Deutschen Bahn. Hauptkonkurrent von DB Cargo sind nicht nur andere Güterbahnen wie TX Logistik, sondern auch Lkw-Transporteure. Erhöhen sich die anteiligen Betriebskosten pro gefahrenen Kilometer auf der Schiene wegen der hohen Leasingraten, könnte DB Cargo dem Preiskampf gegenüber der Straße noch weniger entgegen setzen. Die schwierige Lage könnte sich als verschlimmern.

Doch das Management um den neuen Chef Jürgen Wilder sieht offenbar keine andere Wahl. Wilder ist seit einem halben Jahr Chef von DB Cargo. Bis Dezember 2015 war er noch bei Siemens, verkaufte Hochgeschwindigkeitszüge, Lokomotiven und Nahverkehrszüge in alle Welt. Er verantwortete auch den ICx, der ab 2017 die Fernverkehrsflotte der Deutschen Bahn verstärken soll. Nun soll der promovierte Physiker Wilder DB Cargo wieder flott machen.

Neben dem Verkauf von Lokomotiven stehen auch andere radikale Ansätze auf dem Plan. So will Wilder 215 Güterverkehrsstellen, an denen beispielsweise Waren vom Lkw auf den Zug gehoben werden, schließen. Sie sorgten 2015 für gerade mal 0,4 Prozent des Umsatzes. Dafür verursachten sie aber enorme Kosten.

Die Bahn will sich deshalb von den 215 Mini-Bahnhöfen trennen und damit von 14 Prozent der Güter-Bahnhofs-Infrastruktur. Zudem sollen 100 Güterbahnhofe seltener angefahren werden. Den Umsatzverlust würde man allein schon durch die eingesparten Kosten wieder reinholen. Und überhaupt sollen die Bahnhöfe nur vorübergehend geschlossen werden. Eine Reaktivierung sei jederzeit möglich, heißt es in Bahnkreisen.

Außerdem sollen bei DB Cargo rund 3000 der etwa 18.000 Stellen in Deutschland wegfallen. Gleichzeitig will Wilder die Produktivität der Lokführer heben. Die Hälfte ihrer Arbeitszeit verbringen Lokführer heute vor allem damit, nicht Lok zu fahren.

So absurd es klingt, doch tatsächlich vertrödeln die Mitarbeiter rechnerisch jede zweite Minute damit, zum  Einsatzort zu fahren oder sie warten in ihrem Zug auf das Signal, abfahren zu dürfen. Nur 55 Prozent der Arbeitszeit werde effektiv zum Fahren des Zuges genutzt, erfuhr die WirtschaftsWoche. Die Bahn will die Produktivität auf 70 Prozent erhöhen. Private Güterbahnen liegen da sogar noch höher. Doch es wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu schwarzen Zahlen.

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