Telekommunikation Vodafone laufen die Kunden in Deutschland weg

Die neue Vodafone-Chefin Margherita Della Valle kündigte an, konzernweit Arbeitsplätze abzubauen. Quelle: via REUTERS

Die veröffentlichten Zahlen der Vodafone Gruppe bestätigen das angeschlagene Bild. Dazu steigt der Druck durch neue aktivistische Aktionäre.

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Vodafone Deutschland verliert auch 2023 weiter Kunden. In den ersten drei Monaten dieses Jahres sank die Zahl der Mobilfunk-Vertragskunden bei Vodafone Deutschland um 11.000 auf 19,1 Millionen gegenüber dem Vorquartal. Die Zahl der  verkauften Prepaid-Simkarten fiel um 216.000 auf 12,1 Millionen. Im Breitbandgeschäft vermeldete das Telekommunikationsunternehmen mit 10,6 Millionen Kunden 84.000 Kunden weniger als Ende 2022. Der Umsatz mit mobilen Services ist in Deutschland um 34 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro gesunken.

„Im Gegensatz zu Vodafone sind bei der Deutschen Telekom und bei Telefónica diese wichtigen Vergleichszahlen gestiegen“, analysiert Professor Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen, der diese Zahlen regelmäßig erhebt. Aus gutem Grunde stünden Restrukturierungsmaßnahmen in Deutschland an: „Vodafone müht sich zwar, hat aber noch einen weiten Weg zurückzulegen."

Die Vodafone Gruppe vermeldete gestern ihre Jahreszahlen. Das deutsche Geschäft ist bei der Vodafone Gruppe mit einem Umsatz von 13,1 Milliarden Euro im Finanzjahr 2023, das zum 31. März endete, doppelt so groß wie das Geschäft im Heimatmarkt Großbritannien und fast dreimal so groß wie im drittgrößten Markt Italien. Deshalb verhagelt das deutsche Ergebnis auch gleich die Bilanz des ganzen Konzerns. In den ersten drei Monaten 2023, die Vodafone als viertes Quartal ausweist, fiel der Umsatz mit Dienstleistungen hierzulande sogar heftiger als in Italien. Er schrumpfte um 2,8 Prozent, während er in Italien um 2,7 Prozent zurückging. Auf das Gesamtjahr gesehen aber verlor Deutschland mit 1,6 Prozent Umsatzminus immerhin nur halb so viel wie Italien.

Im Festnetzbereich beschleunigte sich der Umsatzrückgang in Deutschland im vierten Quartal mit minus 2,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Aufs Jahr gesehen, ging der Umsatz mit Kabel, DSL und Glasfaser um 1,8 Prozent zurück. Das lag zum Teil auch an Preiserhöhungen, die Vodafone im November durchsetzte, die sich aber positiv auf den Umsatz je Kunde auswirkte. Vodafone Deutschland verlor im Gesamtjahr 206.000 Breitbandkunden und 412.000 TV-Kunden.

Auch im Mobilfunk beschleunigte sich der Umsatzrückgang in Deutschland im vierten Quartal: Er ging um 3,7 Prozent zurück, im Gesamtjahr immerhin nur um 1,2 Prozent.

Die Profitabilität litt in Deutschland: Das Ergebnis vor Steuern, und Abschreibungen aber vor Leasing (EDITDAaL) schrumpfte um 6,1 Prozent – davon waren 0,8 Prozentpunkte auf höhere Energiekosten zurückzuführen. Die Gewinnmarge auf Basis des EBITDAaL sank um 2,6 Prozent auf 40,6 Prozent. Diese Kennzahl war in Italien allerdings erheblich schlechter – hier fiel das Ergebnis (EDITDAaL) sogar um 14,5 Prozent. Der italienische Markt gilt als „gebrochen“. Die dortigen Anbieter liefen sich einen Preiskampf auf Kosten der Rentabilität.

Vodafone-Chefin muss das Steuer herumreißen

Die neue Vodafone-Chefin Margherita Della Valle nimmt kein Blatt vor den Mund: „Unsere Performance war nicht gut genug“. Sie kündigte an, konzernweit in den kommenden drei Jahren 11.000 der insgesamt 104.000 Arbeitsplätze abzubauen – da sind die in Deutschland bereits im März verkündeten 1300 zu streichenden Stellen bereits einbezogen. Deutschland ist Vodafones mit Abstand größter Markt – und zugleich auch ein besonderes Sorgenkind. In allen wichtigen Geschäftsbereichen verliert Vodafone hierzulande Kunden.Vodafone-Chefin Della Valle muss es gelingen, das Steuer herumzureißen. Die konzernweit eingesparten Stellen sollen insgesamt 250 Millionen Euro freisetzen. Davon will Della Valle 100 Millionen für Marketing ausgeben. Mit 150 Millionen Euro soll der Kundenservice verbessert werden.

Der Wert der Vodafone-Aktien fiel nach der Veröffentlichung der Zahlen zeitweise um mehr als sieben Prozent. „Die neue Aufrichtigkeit der Vorstandschefin ist erfrischend, aber nicht genug, um den Kursverfall aufzuhalten“, sagt Matt Britzman, Analyst bei dem Londoner Finanzhaus Hargreaves Lansdown. „Der Markt hat sich an glanzlose Ergebnisse von Vodafone gewöhnt.“

Während der vierjährigen Ägide von Della Valles Vorgänger, Nick Read, war der Aktienkurs um 40 Prozent eingebrochen auf ein 20-Jahres-Tief.

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Das wiederum rief aktivistische Aktionäre auf den Plan. Im Februar stieg John Malone mit Liberty Global bei Vodafone ein. Der Geschäftsmann, der an der Wall Street unter Spitznamen wie „Kabel-Cowboy“ und „Sumpf-Alligator“ bekannt ist, erwarb 4,92 Prozent der Vodafone-Aktien. Der französische Milliardär Xavier Niel kaufte bereits im September 2022 einen Anteil von 2,5 Prozent an Vodafone.

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