Energiewende Habeck fordert mehr Entschlossenheit und Tempo beim Stromnetzausbau

Klimaschutzminister Robert Habeck (M) mit Mitarbeitern von 50 Hertz und Medienvertretern im Umspannwerk Wolmirstedt. Quelle: dpa

Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland geht voran. Doch der Ausbau der Netze, die den Strom dorthin verteilen, wo er gebraucht wird, ist zu langsam.

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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hält beim Ausbau der Stromnetze in Deutschland mehr Entschlossenheit und Tempo für nötig. „Der Stromnetzausbau muss durchgezogen werden und er muss schneller als im Moment geplant durchgezogen werden“, sagte Habeck am Dienstag beim symbolischen ersten Spatenstich für einen Konverter am Startpunkt der künftigen 540 Kilometer langen Stromtrasse Suedostlink in Wolmirstedt bei Magdeburg. Über die Trasse soll ab 2027 Strom von Sachsen-Anhalt nach Bayern fließen. Habeck sagte, das sei fünf Jahre zu spät, „weil wir zu unentschlossen waren“. „Die Unentschlossenheit ändern wir jetzt.“

Im Konverter, einem etwa sporthallengroßen Gebäude, soll künftig Wechselstrom in Gleichstrom umgewandelt werden, der sich gut über lange Strecken transportieren lässt. Laut dem Betreiber 50Hertz entspricht die Kapazität etwa der von 600 bis 700 Windrädern, die unter Volllast Strom produzieren.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sieht die Grundlagen für einen schnelleren Ausbau der Stromnetze gelegt. Müller sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Die Planung von neuen Stromleitungen ist wie ein Supertanker - der Kurswechsel zu schnelleren Genehmigungen ist entschlossen eingeleitet, es wird aber etwas dauern, bis das Schiff in die neue Richtung fährt. Die Gesetzesänderungen werden sich in Zukunft auszahlen.“

Noch lange Wegstrecke

Die Bundesnetzagentur beschleunige die Verfahren, wo immer es gehe, so Müller. „Wir planen, bis Ende 2024 Baugenehmigungen für weit über 2000 Kilometer Leitungen zu erteilen.“ Nach Angaben der Bundesnetzagentur sind derzeit von etwa 14.000 Kilometer Ausbaubedarf rund 6100 Kilometer im Genehmigungsverfahren. Etwa 1200 Kilometer seien genehmigt oder im Bau und etwa 2300 Kilometer fertiggestellt.

„Wir brauchen die großen Stromnetze in Deutschland, sonst kann das System nicht funktionieren, dann kann die Gleichheit, auch die Gleichheit der Lebensverhältnisse nicht gewährleistet werden“, sagte Habeck. Er lobte, dass der Landkreis Börde den Bau des Konverters binnen sieben Monaten genehmigt hat. Die Rekordgeschwindigkeit sei beispielgebend.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) betonte die Vorreiterrolle Sachsen-Anhalts bei den Erneuerbaren Energien. Da es hier allerdings besonders viele Einspeisepunkte etwa für erneuerbare Energie gebe, entstünden durch die regionale Umlegung der Netznutzungsentgelte die höchsten Strompreise Deutschlands. „Das kann so nicht bleiben, wenn wir die Akzeptanz auch weiterhin aufrecht erhalten wollen“, sagte Haseloff. Habeck sagte: „Das System wird durch einen strukturellen Fehler aufgehalten und geblockt. Wir bestrafen die Regionen, die eigentlich das gesellschaftlich Gewollte tun.“ Es müsse eine Lösung gefunden werden.

Flexibilität gefragt

Hintergrund des Suedostlinks ist die Energiewende. Mehr Strom soll aus erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne, Wasser und Biogas gewonnen werden. So soll der Ausstoß von Kohlendioxid deutlich gesenkt werden, um die Folgen des Klimawandels zu begrenzen. Nötig sind dafür flexiblere Anlagen und Speicher, um die schwankende Stromerzeugung der wetterabhängigen Wind- und Solarkraftwerke auszugleichen. Die Übertragungsnetze sind von zentraler Bedeutung, denn zunehmend wird Strom nicht mehr dort erzeugt, wo er hauptsächlich gebraucht wird.

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Der Vorsitzende der 50Hertz-Geschäftsführung, Stefan Kapferer, sieht eine wachsende Akzeptanz für den Ausbau bei den Menschen. „Wir stellen fest, dass seit dem Ukraine-Krieg die Akzeptanz nochmal deutlich zu genommen hat. Ich glaube, es ist deutlich geworden bei vielen Bürgerinnen und Bürgern, dass Energiesouveränität eben auch was damit zu tun hat, dass wir den Strom durch Erneuerbare selbst erzeugen und dann auch im Land transportieren müssen.“ Zudem handele es sich beim Suedostlink um ein Erdkabelprojekt, bei dem die Auswirkungen auf die Landschaft deutlich reduziert seien.

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