




Mit Konserven und Butter, später auch mit Schampus und Computern sind die Albrechts zu den reichsten Menschen der Welt geworden. Zu ihrer liebsten Rechtsform kürten die beiden Konzernverhinderer die GmbH & Co. KG. Heute firmieren in Deutschland rund 70 regionale Niederlassungen mit jeweils 50 bis 80 Geschäften unter diesem Kürzel.
Als Komplementär übernimmt dabei stets eine in der Region eingetragene GmbH die persönliche Haftung – unter dem Namen des jeweiligen Geschäftsführers, der für den Kleckerbetrag von 250 Euro einsteigt. Als Dienstleistungszentrale für die Regionalgesellschaften bastelten sich die Meister des Versteckspiels noch eine Aldi Einkauf GmbH & Co. oHG dazu - und fertig war der Handelsgigant, der bis zum Jahr 2000 Marktforscher und Journalisten stets zu den gleichen Fußnoten zwang: „Alle Angaben ohne Aldi.“
Mit den schärferen Publizitätspflichten ab der Jahrtausendwende müssen Heimlich & Co. die Karten ein Stück weit aufdecken. Was Branchenkenner über Jahrzehnte vermutet hatten, wurde Gewissheit: Aldi ist hoch profitabel.
Sogar im Jahr 2000, das durch Preisschlachten zwischen Aldi, seinem Erzfeind Lidl, dem US-Eindringling Wal-Mart und der Rewe-Gruppe der Branche kräftige Ertragseinbußen beschert hatte, wuchs Aldi zweistellig und erzielte einen Gewinn von einer halben Milliarde Euro. Heute dürfte der Umsatz von Aldi Süd in Deutschland bei rund 16 Milliarden Euro liegen. Weltweit werden die Erlöse des Süd-Imperiums auf knapp 40 Milliarden Euro geschätzt. Unter dem Strich dürfte ein jährlicher Gewinn von rund 1,5 Milliarden Euro bleiben.
Chronologie: Der Aufstieg von Aldi
Der Bäcker Karl Albrecht startet am 10. April 1913 den Verkauf von Backwaren im heutigen Essener Stadtteil Schonnebeck.
Quelle: dpa
Karl Albrecht und seine Frau Anna eröffnen im Essener Stadtteil Schonnebeck ein „Kaufhaus für Lebensmittel“.
Nachdem Eltern das Geschäft um weitere Filialen erweitert haben, übernehmen die Söhne Karl und Theo Albrecht 1945 den Betrieb.
Die Brüder entwickeln das Geschäftsmodell weiter. Das Stammgeschäft in Essen-Schonnebeck wird zum Selbstbedienungsladen. Die Kette wächst zudem weiter. 1960 hat das Unternehmen mehr als 300 Filialen.
Das Unternehmen hat mehr als 300 Filialen.
Die Brüder teilen das Filialnetz auf. Karl konzentriert sich auf den südlichen Teil (Aldi Süd) und Theo auf den nördlichen, Aldi Nord. Sie arbeiten aber weiter eng zusammen.
Die erste Aldi-Filiale im Discount-Prinzip wird eröffnet.
1967 folgt der erste Schritt ins Ausland. Aldi Süd übernimmt das österreichische Handelsunternehmen Hofer. 1976 startet Aldi Süd in den USA. Wenige Jahre später steigt auch Aldi Nord mit der Übernahme von Trader Joe's in den US-Markt ein.
Einführung der Aktionstage. Aldi Süd führt Kühltheken für den Verkauf von Frischprodukten ein.
Aldi Süd nimmt u.a. Tiefkühlprodukte ins Sortiment auf.
Aldi Süd beginnt mit der Aufstellung von Backstationen.
Aldi-Mitbegründer Theo Albrecht (Aldi Nord) stirbt im Alter von 88 Jahren.
Aldi Nord führt ein neues Laden-Konzept mit Backstationen ein. Beginn der europaweiten Modernisierung des Filialnetzes.
Aldi-Mitbegründer Karl Albrecht stirbt mit 94 Jahren.
Mit ihrem Discount-Prinzip haben die Gebrüder Albrecht den Lebensmittehandel revolutioniert und ihre Unternehmen einen enormen Erfolg beschert. Das Forschungsinstitut EHI schätzt den Nettoumsatz von Aldi Süd im Jahr 2013 auf 13, 8 Milliarden Euro, den von Aldi Nord auf 10 Milliarden. Aldi Süd verfügt allein in Deutschland über rund 1830 Filialen, Aldi Nord über mehr als 2400. Weltweit kommen Aldi Nord und Aldi Süd zusammen auf insgesamt über 10.000 Filialen und rund 66,8 Milliarden Euro Jahresumsatz.
Die beiden Geheimniskrämer haben ihre Unternehmen fast spiegelbildlich konstruiert und auch ihr Privatvermögen und ihre Unternehmensanteile in Familienstiftungen gebunkert. Im Süden bringt Karl die Siepmann-Stiftung ins Spiel (deren Zweck ist laut amtlicher Bekanntmachung: „die gemeinsamen Interessen der Angehörigen der Familie Albrecht zu wahren und zu fördern“), im Norden Theo seine Markus-Stiftung. Diese dienen jedoch keineswegs der Gemeinnützigkeit, sondern als Nebelkerzen für Vermögenstarnung.
Oder, wie es Hannes Hintermeier in seinem Buch „Die Aldi-Welt“ treffend formuliert: „Stiftungen sind vielfach Schutz vor ungewollten Blicken – die Thuja-Hecken der Superreichen.“ Mit den Stiftungen jedenfalls können die Brüder nicht nur vortrefflich Steuern sparen. Die WirtschaftsWoche zitierte 1992 einen Vertrauten Theo Albrechts mit der Aussage, per Stiftung solle verhindert werden, „dass die Junioren das eindrucksvolle Denkmal verscherbeln“.