Aldi Süd Das Discountimperium bekommt ein neues Oberhaupt

Zäsur bei Aldi: Peter Max Heister, Enkel von Aldi-Patron Karl Albrecht, soll den Vorsitz über das oberste Kontrollgremium des Billigheimers übernehmen. Seine Mission steht bereits fest.

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Aldi-Süd Quelle: dpa

Discountprimus Aldi Süd steht vor einer Zeitenwende. Laut eines Berichts der „Lebensmittelzeitung“ (LZ) haben sich die Erben von Aldi-Gründer Karl Albrecht auf einen Nachfolger an der Spitze des Beirats verständigt. Albrecht-Enkel Peter Max Heister soll demnach den Vorsitz des obersten Kontrollgremiums übernehmen. Der 40-Jährige folgt damit seinem Vater Peter Heister nach, der mit Albrechts Tochter Beate verheiratet ist und im nächsten Jahr mit dann 70 Jahren die für den Aldi-Beirat festgelegte Altersgrenze erreicht. Eine Aldi-Sprecherin will „Spekulationen über eine Veränderung der Zusammensetzung des Beirats“ nicht kommentieren.

Heister junior ist einer von mehreren Enkeln des Gründers. Sein Großvater berief ihn bereits 2007 als einfaches Mitglied in den Beirat, wo er neben seiner Mutter und seinem Vater die Interessen der Familie vertrat.
Heister hat Volkswirtschaft studiert und promoviert. Er war Assistent am KfW-Stiftungslehrstuhl für Entrepreneurial Finance der Technischen Universität München, den seit 2001 Multi-Aufsichtsrätin Ann-Kristin Achleitner leitet. Später hat er bei einem Risiko-Kapitalgeber in München berufliche Erfahrungen gesammelt. Aldi-Kenner rechnen laut LZ damit, dass Peter Max Heister gemeinsam mit seiner Familie versuchen wird, in Zukunft mehr Einfluss auf den Discounter zu nehmen als bisher.

Die zentrale Zukunftsfrage für Heister lautet dabei: Wie viel Umbau muss er dem Discountprimus verordnen? Die Konkurrenz wird insbesondere auf dem deutschen Heimatmarkt härter. Aldi hat zuletzt mit der Einlistung zahlreicher Markenprodukte reagiert. Die Strategie scheint aufzugehen, zeigt eine neue Studie des Marktforschers GfK.

Leibniz, Krombacher Bier und Funny-Frisch bringen die Wende: Discountprimus Aldi verbucht laut Marktforschern wieder „ein ordentliches Umsatzwachstum“.
von Henryk Hielscher

„Aldi hat – wohl auch dank der Markenlistungen – in diesem Jahr die Kurve gekriegt“, schreiben die GfK-Experten darin. „Nach schwacher Entwicklung in den letzten beiden Jahren weist der Discounter bis einschließlich September 2016 wieder ein ordentliches Umsatzwachstum aus“, heißt es in der Studie. Zwar seien die Zuwächse geringer als die der Konkurrenz, aber „zumindest stimmt die Richtung wieder“.

Doch reicht das aus, um den Erzrivalen Lidl weiter auf Abstand zu halten?

In den vergangenen Jahren hat der Konkurrent europaweit Hunderte neue Läden eröffnet und seine Bruttoerlöse auf rund 63 Milliarden Euro geschraubt. Auf überschaubare drei Milliarden Euro ist Aldis weltweiter Umsatzvorsprung damit zusammengeschmolzen.

Nach mehr als 40 Jahren, in denen Lidl auf der Billigbühne den ewigen Aldi-Jäger und - Treiber gab, bahnt sich damit in den kommenden Jahren und damit unter Heisters Ägide das Finale im Dauerwettstreit der Discountsysteme an. Die Entscheidung um die weltweite Vormacht dürfte in den USA fallen, wo Lidl spätestens 2018 starten will. Auch mit der bisherigen Aldi-Bastion Australien sollen die Neckarsulmer liebäugeln.

Die größten Lebensmittelhändler Deutschlands

Ein heißer Empfang ist dem Discountemporkömmling gewiss: Hunderte neue Aldi-Läden sollen bis 2018 US-weit hinzukommen und auch in Australien forciert Aldi die Expansion. Zugleich nimmt Aldi Süd nach LZ-Informationen China ins Visier. Der Discounter wolle sich dabei seiner australischen Landesgesellschaft als Sprungbrett bedienen und zunächst über einen Online-Shop starten, später aber auch stationäre Filialen eröffnen. Gegenüber der WirtschaftsWoche bestätigt das Unternehmen grundsätzliches Interesse am chinesischen Markt. „Die Unternehmensgruppe Aldi Süd prüft als international tätiges Unternehmen laufend das Potenzial ausländischer Märkte. Dazu gehört auch der chinesische Markt“, teilt eine Aldi-Sprecherin mit.

Die Strategie verwundert. Denn auf dem Heimatmarkt hält sich Aldi im E-Commerce bislang zurück. Zwar experimentiert der Discounter mit Online-Angeboten wie Musikstreaming, doch ein echtes Shop-Angebot fehlt. Auch daran könnte sich unter Heisters Oberaufsicht in Zukunft etwas ändern. So gilt er intern durchaus als onlineaffin und soll dem Aldi-Süd-Management schon vor Jahren vorgeschlagen haben, Lebensmittel gebündelt in einer Art Box – ähnlich einer Bio-Kiste - zu verschicken. Doch aus der Idee wurde nichts. Inzwischen haben Anbieter wie Hellofresh oder auch Amazon mit seiner Vorratsbox Pantry das Potenzial erkannt.

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