Die größte Rabattschlacht des Jahres beginnt – und mit ihr der Start ins Weihnachtsgeschäft: Mit Preisnachlässen von bis zu 75 Prozent sollen Schnäppchenjäger zum „Black Friday“ in Läden und Onlineshops gelockt werden. „Günstiger wird’s nicht“, verspricht ein großer Elektronikhändler.
Der pandemiegeplagte Einzelhandel hofft auf Milliardenumsätze – und ordentliche Zuwächse im Vergleich zum vergangenen Jahr, als viele Kunden virusbedingt lieber zu Hause blieben. Es wäre ein Auftakt nach Maß für die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts, die wichtigste Zeit des Jahres für viele Händler. Doch spielen die Konsumenten mit? Und was ist ihnen beim diesjährigen Geschenkekauf besonders wichtig?
Antworten liefert eine repräsentative Umfrage des Nürnberger Markt- und Konsumforschers GfK unter 1000 Bundesbürgern, deren Ergebnisse der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegen. Das Kernergebnis: Auch beim zweiten Weihnachtsfest unter Corona-Bedingungen werden die Deutschen insgesamt wohl kaum an Geschenken sparen. Im Schnitt wollen sie laut GfK rund 325 Euro ausgeben, fünf Euro weniger als im Vorjahr. „Die insgesamt geplanten Ausgaben zu Weihnachten sind etwas geringer als vergangenes Jahr“, sagt GfK-Expertin Petra Süptitz.
Interessant sei vor allem die Verteilung über die Gesellschaft hinweg: „Während Haushalte mit hohem Einkommen planen, ihre Ausgaben für Geschenke gegenüber dem letzten Jahr zu erhöhen, müssen Menschen mit geringem Haushalts-Nettoeinkommen sparen und wollen weniger ausgeben“. Fast die Hälfte der Bevölkerung habe wegen steigender Preise für Strom, Benzin, Gas und Lebenshaltung ein geringeres Weihnachtsbudget als sonst, erläutert Süptitz.
Nach Altersgruppen wollen demnach die 30- bis 39-Jährigen mit durchschnittlich 397 Euro zwar am meisten Geld ausgeben, allerdings sind das sechs Prozent weniger als im letzten Jahr. Die 18- bis 29-Jährigen wollen laut GfK dagegen tendenziell mehr ausgeben, nämlich im Schnitt 362 Euro und damit rund vier Prozent mehr als im Vorjahr.
Sorge vor Lieferengpässen zu Weihnachten
Auch Familien mit Kindern haben ihre Geschenkebudgets leicht gesenkt, für sie ist aber ein anderes Thema entscheidend: „Die Gruppe der Menschen mit Kindern macht sich besonders große Sorgen wegen der Lieferengpässe“, sagt Süptitz. Insgesamt würde sich knapp ein Drittel der Bevölkerung „ernsthafte Sorgen“ machen, Geschenke wegen der Lieferengpässe nicht rechtzeitig zu erhalten. Laut den Marktforschern haben 37 Prozent der Konsumenten in diesem Jahr daher früher Geschenke gekauft als sonst.
Insgesamt kann der Einzelhandel laut GfK im Weihnachtsgeschäft mit einem Umsatzvolumen von 19,4 Milliarden Euro rechnen, zwei Prozent weniger als 2020. Wie sich die Ausgaben zwischen Onlineanbietern und stationären Händlern in der Innenstadt verteilen werden, scheint angesichts der Entwicklung der Pandemie fraglich. Zwar gaben in der Umfrage 44 Prozent der Befragten an, sich den „weihnachtlichen Einkaufsbummel in der Innenstadt nicht nehmen“ zu lassen, in der Gruppe der 18- bis 29 Jährigen, sind es sogar 64 Prozent. Und 47 Prozent haben einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt geplant, darunter ebenfalls vor allem die 18- bis 29-Jährigen.
Allerdings wurde die Befragung zum Weihnachtsgeschäft vom 10. bis 17. November 2021 durchgeführt, also vor den neuen Rekordzahlen an Corona-Neuinfektionen und zusätzlichen Einschränkungen im Handel. Schon zu diesem Zeitpunkt wollten nur noch 36 Prozent ihre Geschenke hauptsächlich im Geschäft kaufen, 62 Prozent dagegen hauptsächlich online. Vor allem bei den 30- bis 39-Jährigen läuft das Weihnachtsshopping inzwischen ganz überwiegend per Smartphone und Computer, 73 Prozent kaufen in dieser Altersgruppe Geschenke online ein.
Für den Black Friday, der in Deutschland vor allem online zelebriert wird, dürften das aber gute Voraussetzungen für neue Umsatzrekorde sein.
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