Corona-Schließungen Der Lockdown zwingt immer mehr Einzelhändler ins Netz

Ein Berliner Lädchen hat Werbung für sein Click&Collect-Angebot im Schaufenster. Quelle: imago images

Letzte Hoffnung E-Commerce: Um Umsatzausfälle durch Ladenschließungen zumindest teilweise zu kompensieren, setzen inzwischen auch viele kleine Händler auf Onlineshops und -Marktplätze, zeigt eine Umfrage.

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Der Lockdown hat bei kleinen und mittelständischen Einzelhändlern für einen Digitalisierungsschub gesorgt, zeigt eine Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE), die der WirtschaftsWoche vorliegt. Demnach sind mittlerweile 84 Prozent der Händler digital aktiv. Bei einer Umfrage des Verbands unter 1300 Handelsunternehmen gaben 46 Prozent der Händler an, schon vor Corona digital aktiv gewesen zu sein. 38 Prozent nutzen „seit Beginn der Coronakrise“ digitale Marketing- und Verkaufskanäle, um Umsatzausfälle durch Schließungen zumindest teilweise zu kompensieren.

Laut der Befragung verfügen 37 Prozent der Händler über einen eigenen Onlineshop, 24 Prozent geben an, ihre Waren über Online-Marktplätze wie Amazon oder Ebay zu verkaufen. 11 Prozent nutzen regionale Online-Marktplätze. 62 Prozent sind bei Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram aktiv.

„Viele stationäre Handelsunternehmen haben in der Corona-Krise den Wert alternativer Vertriebskanäle erkannt“, sagt der stellvertretende HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp. „In der aktuellen Situation ist das für die vom Lockdown betroffenen Händler die einzige Möglichkeit, ihre Kunden zu erreichen und zumindest noch ein wenig Umsatz zu erzielen“.



Die Ergebnisse der Befragung würden zudem zeigen, dass sich die Vertriebskanäle im Handel zunehmend miteinander verzahnen. „Die strikte Trennung zwischen stationärem Handel und Online-Handel entspricht nicht mehr der Realität“, so Tromp.
Er reagiert damit auch auf den Vorstoß verschiedener Politiker, eine Abgabe für Pakete zu verlangen, die Online-Händler an ihre Kunden versenden. Damit soll nach dem Corona-Shutdown ein „Innenstadtfonds“ finanziert werden, der dem stationären Einzelhandel zugute kommen soll.

„Wer jetzt neue Belastungen und Vorgaben für den Online-Handel einführen möchte, trifft auch einen großen Teil des Innenstadthandels, der sich gerade neue Vertriebsmodelle aufgebaut hat. Insofern sind Vorschläge für eine Paketsteuer oder für eine Spezialsteuer für den Online-Handel nicht zielführend“, so Tromp.

Wichtig sei für den Handel zunächst ohnehin die rasche Öffnung der Geschäfte ab dem 8. März. „Wir brauchen jetzt den Einstieg in den Ausstieg aus dem Lockdown“, fordert HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Bund und Länder müssten auf der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am 3. März eine transparente, verbindliche und evidenzbasierte Öffnungsstrategie mit konkreten Maßnahmen beschließen.



Die Lage im Handel sei dramatisch, betonte Genth unter Berufung auf eine aktuelle Umfrage des Verbandes unter mehr als 2000 Händlern. Mindestens 50.000 Unternehmen seien akut in Insolvenzgefahr und jeder weitere Tag des Lockdown werde diese Zahl erhöhen. Rund 250.000 Jobs seien akut gefährdet.

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Eine Ursache dafür liege in den nach wie vor oft zu bürokratischen und zu langsamen staatlichen Hilfen. Im Schnitt hätten die vom Lockdown betroffenen Händler im vergangenen Jahr lediglich 11.000 Euro an Unterstützung erhalten. „Der Handel stirbt häufig leise: Kleine Unternehmen verschwinden, große verkleinern ihr Filialnetz. Das findet jetzt schon statt“, sagte Genth.

Mehr zum Thema: Aldi stellt seinen Webshop neu auf und bereitet in Deutschland den Einstieg in den Onlineverkauf von Lebensmitteln vor. In den USA und England ist Aldi schon weiter.

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