Ukrainische Agrarexporte werden zunehmend über Deutschland abgewickelt, zeigen Außenhandelsdaten des Statistischen Bundesamtes. So wurden von Januar bis September rund 17.400 Tonnen Weizen aus der Ukraine nach Deutschland geliefert, mehr als drei Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum.
Die Importe von Mais aus der Ukraine stiegen um 48 Prozent auf 263.000 Tonnen, von Sojabohnen um 64 Prozent. Sogar Sonnenblumenöl, im Frühjahr noch Mangelware in deutschen Supermarktregalen, wird von der Ukraine verstärkt nach Deutschland geliefert. Tatsächlich dürften die ukrainischen Agrarerzeugnisse aber nur zum Teil hierzulande verarbeitet und konsumiert werden. Vielmehr ist Deutschland zu einer Art Drehscheibe für das ukrainische Agrargeschäft geworden.
„Die Ukraine hat vor dem Krieg den weitaus größten Teil ihrer Agrarexporte über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen abgewickelt“, heißt es beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und der monatelangen Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen sind die Agrarexporte über diesen Weg jedoch eingebrochen. Stattdessen wurden alternative Handelsrouten forciert.
Ukraine exportiert über Donau statt Schwarzes Meer
So sei über die sogenannten EU-Solidaritätskorridore ein großer Teil der Agrarexporte auf alternative Routen wie Straßen, Schienen und Flusshäfen etwa an der Donau verlagert worden, sagt ein Sprecher des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. „Dadurch gelangt nun ein größerer Teil der ukrainischen Agrarexporte in die EU und auch nach Deutschland, von wo aus sie dann den Weltmarkt erreichen.“ Diese Lieferungen würden sich in der deutschen Außenhandelsstatistik niederschlagen, auch wenn sie letztlich einen anderen Bestimmungsort haben.
Das gilt auch für ukrainische Agrarexporte in die EU. Nach Daten der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) laufen die Lieferungen aus der Ukraine selbst bei den im Frühjahr raren Sonnenblumenprodukten und Raps überraschend gut.
Nach einem kurzen Einbruch mit Kriegsbeginn Ende Februar haben sich die Exporte in die EU demnach ab Sommer stabilisiert, zeigen die von AMI-Expertin Wienke von Schenck aufbereiteten Daten. Das Land hat im laufenden Wirtschaftsjahr seit Juli demnach die Lieferungen an Sonnenblumenöl in die EU um ein Drittel gesteigert. Der Export von Sonnenblumenkernen ist auf 920.000 Tonnen um das 140-fache gestiegen. Auch deutlich mehr Raps wurde in die EU-Staaten geliefert.
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