Metro-Tochter unter Druck Der Poker um Real belastet das Geschäft

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Metro-Chef Olaf Koch ist in einer brisanten Lage

Nur langsam fügt sich daraus ein Bild zusammen. Als erster Interessent hat jüngst Edeka beim Bundeskartellamt Interesse an einzelnen Standorten angemeldet. Konkret wurde vom Kartellamt die Zahl von 87 Märkten genannt, deren Übernahme die Wettbewerbshüter nun prüfen. Auch weitere Bieter sollen an Redos Angebote abgegeben haben, bisher allerdings ohne Anmeldung. Die Kartellwächter prüfen Übernahmen im deutschen Einzelhandel in der Regel sehr genau, da die Marktkonzentration hoch ist.

Von entscheidender Bedeutung ist, wie sich Wettbewerber Kaufland verhält. Bislang hat der wichtigste Real-Rivale kein Angebot abgegeben. Gleichzeitig berichtet ein Insider von Kontakten „zwischen allen Beteiligten“. Ob daraus ein Angebot resultiert, ist dennoch fraglich.

Die Kaufland-Vertreter wissen, dass sie Redos das Leben schwer machen, wenn sie dem Immobilienunternehmen keine Real-Märkte abnehmen. Zudem arbeiten sie bislang mit dem Immobilienunternehmen x+bricks zusammen, das in der Vergangenheit ebenfalls Real übernehmen wollte, mit zwei Angeboten aber bei Metro-Chef Koch abgeblitzt war.

Das Spiel allerdings ist gefährlich: Wenn Redos und Metro ausreichend Alternativen finden, geht Kaufland womöglich komplett leer aus. Für Kaufland wäre das ein harter Schlag. Das Unternehmen liegt mit einem Umsatzplus von 1,4 Prozent bis September weit entfernt von früheren Wachstumsraten und könnte einen zusätzlichen Umsatzschub durch neue Flächen auch für Verhandlungen mit Lieferanten gut gebrauchen. Ziehen starke Wettbewerber wie Edeka in zahlreiche Real-Märkte ein, dürften zudem die Umsätze der Kaufland-Märkte in der Nachbarschaft bröckeln. Bisher profitiert der Konzern ebenso wie die meisten Wettbewerber vom Real-Niedergang. Zudem gilt Real als eine der letzten Möglichkeiten, an große Flächen im deutschen Lebensmitteleinzelhandel zu kommen.

Noch brisanter ist indes die Lage für Metro-Chef Koch: Er muss liefern. Beschäftigte wie Aktionäre erwarten nach den langwierigen Verhandlungen Ergebnisse. Zudem ist offen, wie lange Real in der Metro-Bilanz noch als nicht fortgeführter Geschäftsbereich ausgewiesen werden darf. Bislang konnte Koch seine Wirtschaftsprüfer mit Fortschritten beim Verkaufsprozess – wie der Kartellamtsanmeldung – überzeugen, den Status quo zu halten.

Verzögert sich der Deal jedoch weiter, könnte schnell die Frage auftauchen, ab wann die Real-Zahlen wieder in die Metro-Bilanz einfließen müssten.

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