Nike, Adidas und Puma Sportartikelhersteller bangen um Weihnachtsgeschäft

Nike lässt fast die Hälfte seiner Schuhe in Vietnam fertigen. Quelle: imago images

Die großen Sportartikelhersteller kämpfen derzeit mit wochenlangen Fabrikschließungen in Vietnam. Einer fürchtet auch bereits um sein Weihnachtsgeschäft. Sportartikel-Aktien gaben nach.

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Wochenlange Fabrikschließungen in Vietnam wegen der Corona-Pandemie machen den großen Sportartikelherstellern schwer zu schaffen. Die weltweite Nummer eins, Nike, fürchtet deshalb schon um Teile seines Weihnachtsgeschäfts und hat die Umsatzerwartungen für das laufende Geschäftsjahr zurückgenommen. In dem asiatischen Land lässt Nike fast die Hälfte seiner Schuhe fertigen; vor allem der Süden ist mindestens bis Ende des Monats im Lockdown. Auch die deutschen Konkurrenten Adidas und Puma sind von den Fabriken in Vietnam abhängig: Bei Adidas kamen von dort im vergangenen 40 Prozent der Sportschuh-Produktion. „Wir sind im Austausch mit den Herstellern, um die Auswirkungen zu begrenzen und die Produktion zeitweise in andere Länder zu verlagern“, sagte ein Sprecher am Freitag.

Puma bezifferte den Anteil Vietnams an seiner Produktion von Schuhen und Textilien auf 15 Prozent. „Wir versuchen, Verspätungen möglichst zu verhindern und wenn möglich die Produktion in andere Länder zu verlagern“, sagte eine Sprecherin der Nummer drei auf dem weltweiten Sportartikelmarkt. Einige der Fabriken im Süden des Landes hätten dank steigender Impfquoten den Betrieb wieder aufgenommen. „Wir hoffen darauf, dass die anderen Fabriken schrittweise ab Ende September und im Lauf des Oktober öffnen werden.“

Nike-Finanzvorstand Matt Friend stellt sich indes auf länger anhaltende Probleme ein. „Nach unserer Erfahrung mit Covid-bedingten Fabrikschließungen wird es dauern, bis sie wieder geöffnet sind und die Produktion hochfahren können“, sagte der Manager. Zehn Wochen Produktion seien bereits verloren, und bis die Werke wieder mit voller Kapazität arbeiteten, werde es Monate dauern. Nike geht für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende Mai) deshalb nur noch von einem mittleren einstelligen Umsatzzuwachs aus; bisher hatte Friend mit einem niedrigen zweistelligen Wachstum gerechnet. Im laufenden zweiten Quartal, das von September bis November reicht, könne der Umsatz wegen der Produktionsausfälle im schlimmsten Fall sogar stagnieren.

Sportartikel-Aktien geben nach

Das alarmierte die Börsianer. Die Nike-Aktie fiel nachbörslich um drei Prozent. Seit dem Rekordhoch im August hat sie neun Prozent verloren. Adidas gaben am Freitag um 2,9 Prozent nach, Puma-Aktien büßten 1,9 Prozent ein. Fast alle Sportartikelhersteller lassen Schuhe und Bekleidung in Niedriglohn-Ländern in Ostasien wie Vietnam und Kambodscha fertigen.

Die Corona-Folgen zeigten sich bei Nike bereits im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22: Der Umsatz stieg währungsbereinigt zwar um zwölf Prozent auf 12,25 Milliarden Dollar, doch Analysten hatten im Schnitt mit 12,46 Milliarden gerechnet. Steigende Frachtkosten dämpften den Anstieg der Bruttomarge, die mit 46,5 Prozent um 1,7 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau lag. Die wackligen Lieferketten in der Corona-Pandemie und die Aufholeffekte in den vergangenen Monaten haben dazu geführt, dass Schiffsfracht aus Asien deutlich teurer geworden ist. Die Umschlagzeiten seien in Nordamerika fast doppelt so lang wie vor der Pandemie, sagte Friend.

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Dabei strömen die Kunden zurück in die lange geschlossenen Läden. Nike sprach von einer „Normalisierung“ des stationären Handels, in dem der Umsatz über dem Niveau von vor zwei Jahren, also vor der Pandemie, gelegen habe. Das Direktgeschäft, in dem Nike den Verkauf über die eigenen Läden und die Web-Auftritte zusammenfasst, habe allein um ein Viertel zugelegt. Über diese Kanäle - Nike Direct genannt - erwirtschaftete der amerikanische Sportartikelriese 38 Prozent des Umsatzes. Der Nettogewinn stieg im ersten Quartal um 23 Prozent auf 1,87 Milliarden Dollar.

Mehr zum Thema: Herzogenaurach ist selten in den Schlagzeilen. Dabei sitzen hier die zwei bekanntesten deutschen Sportmarken – und das nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Doch abgesehen vom Firmensitz, unterscheiden sich die Zentralen deutlich, wie Satellitenbilder zeigen.

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