Walmart und Google Shopping-Allianz gegen Amazons Übermacht

Gemeinsam mit Google will der US-Einzelhändler Kunden das Shoppen über Sprachassistenten erleichtern. Quelle: AP

Der Supermarkt-Riese Walmart verbündet sich mit Google. Gemeinsam wollen die Konzerne die Vormacht von Amazon beim Shopping über smarte Lautsprecher brechen. Doch der Online-Gigant ist bereits weit enteilt.

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Walmart hat endlich einen Partner gefunden, um im heiß umkämpften Online-Handel zu Amazon aufzuschließen. Der größte Einzelhändler der Welt hat ein Bündnis mit Google geschlossen. Beide Konzerne wollen es den Kunden einfacher machen, per Sprachsteuerung einzukaufen.

Ab Ende September können Walmart-Kunden ihre Accounts mit dem Shopping-Dienst Google Express verknüpfen und so über ihre smarten Lautsprecher hunderttausende Waren ordern. Basierend auf früheren Einkäufen erhalten sie zudem weitere Empfehlungen. Ab dem kommenden Jahr wird das Angebot auf frische Lebensmittel ausgeweitet. Die Kunden können dann ihre Einkäufe auch in der Filiale abholen.

Die Zusammenarbeit ist der jüngste Versuch von Walmart, mit dem großen Rivalen Amazon Schritt zu halten. Dieser verfügt über eine gigantische Auswahl und ist mit seinen Echo-Lautsprechern, die Musik abspielen, die Klimaanlage steuern oder Einkaufslisten aufnehmen, bereits Marktführer. Walmart will nun verhindern, dass noch mehr Kunden zu dem Online-Giganten abwandern.

Die umsatzstärksten Onlinehändler

Für den Google-Mutterkonzern Alphabet ist die Partnerschaft eine Stärkung des eigenen Express-Dienstes, der bisher Amazon nicht gefährlich werden konnte. Google streicht nun die Mitgliedsgebühr von bisher 10 US-Dollar im Monat oder 95 Dollar jährlich. Durch den Zugriff auf das Einkaufsverhalten der Walmart-Kunden sollen nun auch die personalisierten Vorschläge besser werden – ein wichtiges Feature beim Shoppen über den Sprachassistenten.

„Wir haben die Einkaufshistorie von 140 Millionen Amerikanern, die in unseren Läden einkaufen”, sagte Marc Lore, der bei Walmart das US-Onlinegeschäft leitet. „Wir arbeiten daran, das auf frische und tiefgefrorene Lebensmittel auszuweiten. Wir werden nach Hause liefern und aggressiv expandieren.“ Lore leitete bis 2016 das erfolgreiche Start-up Jet.com, das im vergangenen Jahr von Walmart übernommen wurde.

Laut einer Studie von Emarketer werden in diesem Jahr über 35 Millionen Amerikaner mindestens einmal im Monat mit einem Gerät sprechen, das mit dem Internet verknüpft ist. Das sind mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. 71 Prozent davon nutzen demnach die Echo-Lautsprecher von Amazon. Google Home, das seit Anfang des Monats auch in Deutschland erhältlich ist, hinkt mit 24 Prozent hinterher.

Walmart und Google zielen mit ihrer Allianz vor allem auf Kunden ab, die sich mit Haushaltsbedarf bevorraten wollen – etwa Küchentücher, Waschmittel oder Frühstücksflocken. Mit einem Home-Lautsprecher in der Küche können die Nutzer spontan Erdnussbutter oder Olivenöl nachbestellen, selbst wenn sie gerade kein Smartphone zur Hand haben. Dank des Zugriffs auf die Einkaufshistorie muss der Google-Sprachassistent nicht nach spezifischen Marken oder Packungsgrößen fragen, sondern kann auf Grundlage früherer Bestellungen ordern. Amazon versucht, solche Vorgänge durch Abonnements zu automatisieren, und bietet US-Kunden Rabatte auf monatliche Käufe von Windeln oder Zahnpasta.

Das Duell zwischen Walmart und Amazon ist durch die 13,7 Milliarden Dollar schwere Übernahme der Handelskette Whole Foods durch Amazon neu angeheizt worden. Walmart versucht, Amazon durch Gratis-Lieferungen innerhalb von zwei Tagen auszubremsen. Der Onlinehändler bindet allerdings Kunden erfolgreich durch sein Prime-Programm, dass neben Rabatten bei Lieferkosten auch kostenloses Streaming von Musik und Serien bietet.

Walmart arbeitet bereits unter anderem mit dem Fahrtenvermittler Uber zusammen, um in den Städten Orlando und Dallas Lebensmittel auszuliefern. Gemeinsam mit dem Start-up Symbotic versucht das Familienunternehmen, die automatisierten Lagerhäuser von Amazon zu kopieren.

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