China-Strategie deutscher Unternehmen Warum deutsche Firmen die Politik des chinesischen Markts verstehen lernen müssen

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Die Politikdynamik zieht anspruchsvolle neue Regulierungen nach sich

Die intensivierte politische Gestaltung überträgt sich auch in erhöhte regulatorische Dynamik. So ließ die Implementierung des Cybersicherheits-Gesetzes von 2017 lange auf sich warten, geht jetzt aber schnell vorwärts. Das macht Compliance mit dem Gesetz zu einem „moving target“. Neuerlich müssen fast alle Unternehmen eine Sicherheits-Bewertung ihrer IT-Systeme durchführen.

Auch mit Xi Jinpings Versprechen der „CO2-Neutralität“ bis 2060 sind mehr Klima-Maßnahmen wie die Einführung des nationalen CO2-Handels zu erwarten, wie z.B. der nationale Emissionshandel für Kraftwerke. Für das Firmensozialkreditsystem wird bereits in den nächsten Wochen ein richtungsweisender neuer Plan erwartet.

Einbindung des politischen Kontexts in unternehmerische Entscheidungsprozesse

Im Umgang mit diesen politischen und regulatorischen Dynamiken deuten sich in der Praxis bislang zwei zentrale Handlungsfelder an:

Zunächst geben die wirtschaftspolitischen Veränderungen Anlass, die Geschäftsstrategien für den chinesischen Markt neu zu betrachten. Die zentrale Frage ist dabei, wie sich die im Fünfjahresplan enthaltenen politischen Initiativen konkret auf das eigene Geschäftsfeld auswirken. Welche Chancen etwa ergeben sich durch den Fokus auf mehr Binnennachfrage oder den Aufbau des Sozialsystems? Welche Herausforderungen durch den politisch geförderten Aufbau der Digitalökonomie?


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Außerdem stellt sich die Frage, ob die politischen Rahmenbedingungen des eigenen Markts Möglichkeiten für eine breite Skalierung bieten oder aufgrund entgegenwirkender staatlicher Interessen nur Nischen-Bereiche erschließbar machen.

Zweitens hat der Aufbau oder die Aufwertung der firmenintern für Regierungsangelegenheiten zuständigen Funktionen vor Ort deutlich an Bedeutung gewonnen. Sie müssen umfassende Analyseleistungen erbringen, um erwähnte politische und regulatorische Entwicklungen zu verstehen und Implikationen auf die Geschäftsentwicklung abzuleiten. Darüber hinaus fungieren sie als wichtige Schnittstellen zu den chinesischen Behörden, insbesondere um mit Regierungsprioritäten überlappende Interessen zu identifizieren und gezielten Engagements Vertrauen und privilegierten Zugang zu schaffen.

Diese Ansätze zeigen die Wichtigkeit, einen holistischen Blick auf den chinesischen Markt einzunehmen und politische Faktoren strategischer einzubeziehen. Nur damit gelangen in China tätige Unternehmen im Spannungsfeld von Chinas Öffnung und gleichzeitigem Eigenständigkeitsgebaren zu nachhaltigeren Geschäftsentscheidungen. Denn der schnelle wirtschaftspolitische Wandel wird deutsche Unternehmen in China, zumindest in den kommenden Jahren, weiterhin in Atem halten.

Mehr zum Thema: Das bedeutet das Freihandelsabkommen RCEP für den Westen.

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