Das US-Unternehmen Johnson & Johnson (J&J) hält Auffrischungsimpfungen mit seinem Coronaimpfstoff Janssen nicht für nötig. Während die Wettbewerber Biontech und Moderna nach den Erst- und Zweitimpfungen weitere Impfungen nahelegen, erklärt J&J: „Es gibt derzeit keine Anhaltspunkte dafür, dass eine Auffrischungsdosis verabreicht werden muss.“
Der J&J-Impfstoff muss generell nur einmal verabreicht werden. Laut dem Konzern weisen Zwischenergebnisse einer klinischen Studie darauf hin, dass Antikörper sowie Abwehr- und Gedächtniszellen, die durch die Impfung erzeugt werden, robust und bisher bis zu acht Monate stabil sind. Zellen zur Bildung von Antikörpern würden danach auch ohne weitere Auffrischung aktiviert. „Sobald mehr Daten zur Verfügung stehen, werden wir erneut prüfen, ob und wann eine Auffrischung erforderlich sein könnte“, erklärte das Unternehmen.
Anders als bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna auf Basis von Botenmolekülen handelt es sich bei Janssen um einen klassischen Vektor-Impfstoff. Dessen Wirksamkeit liegt vier Wochen nach der Impfung bei 66 Prozent, schwere Verläufe werden zu 85 Prozent verhindert. Damit liegt Janssen unter den Werten von Biontech und Moderna. Laut den bisherigen Daten wirkt der J&J-Impfstoff auch gegen die Delta-Variante, allerdings etwas schwächer als gegenüber dem Ursprungsvirus. Seit März ist Janssen in der EU zugelassen.
Die EU hatte sich zunächst 200 Millionen Dosen gesichert und nun 36,7 Millionen nachgeordert. „Gespräche über weitere Dosen laufen weiterhin“, sagt J&J. Wegen Produktionsproblemen in den USA stockten die Lieferungen allerdings. J&J erwartet aber, dass die Produktion „im Laufe des Jahres vollständig aktiviert“ wird. In 2021 will das Unternehmen 200 Millionen Dosen in die EU sowie nach Norwegen und Island liefern.
Dass der Impfstoff von J&J nur einmal verabreicht werden muss, ist für den Konzern auch ein wichtiges Verkaufsargument. In vielen Ländern wird Janssen deshalb gerne für solche Bevölkerungsgruppen eingesetzt, die schwierig erreichbar sind. In Deutschland beispielswiese wird Janssen gezielt Obdachlosen angeboten oder auch in Flüchtlingsunterkünften. Belgien bietet Seefahrern aller Nationalitäten, die in den Häfen das Landes ankommen oder abfahren, die Impfung mit J&J an Bord an. Die Schiffe befinden sich oft monatelang auf See, für die Seeleute wäre es somit schwierig, ihre Zweitimpftermine einzuhalten. Viele Seeleute kommen außerdem aus den Philippinen, Indien oder Kiribati, wo die Verfügbarkeit von Impfstoffen nicht überall so gut ist wie in Europa.
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