Die Mehrheit der Deutschen würde sich mit Sputnik impfen lassen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will davon gleich 2,5 Millionen Dosen bestellen. Auch Mecklenburg-Vorpommern möchte eine Million Dosen bekommen. Und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn plant einen bilateralen Vertrag mit Russland. Bei Politikern und in der Bevölkerung ist Sputnik gerade mächtig angesagt.
Das ist legitim in Zeiten, in denen Impfstoffe noch knapp sind und es immer mal wieder zu Lieferausfällen kommt.
Wer nach Sputnik ruft, muss sich aber darüber klar sein, in einer großen PR-Show aus Moskau mitzuwirken. Die schönen Bilder, wie der russische Impfstoff in alle Welt geliefert wird, demnächst womöglich sogar aus einer Fabrik in Bayern, sehen sie im Kreml gern. Die russischen Machthaber um Präsident Putin nutzen die Aufnahmen zur Imagepolitur im Ausland – während in der Ukraine wieder mehr geschossen wird und sich der Gesundheitszustand des Kremlkritikers Alexej Nawalny im Straflager verschlechtert.
Noch immer ist Sputnik auch nicht über jeden Zweifel erhaben. Bei der europäischen Arzneibehörde EMA warten sie noch auf Daten für die Zulassung. In der Slowakei sind angeblich Impfstoffe aufgetaucht, die anders beschaffen sind als jene, die in der angesehenen medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ vor Wochen für gut befunden wurden. Und noch ist auch immer nicht geklärt, ob es den russischen Herstellern gelingt, in wenigen Monaten die benötigten Mengen herzustellen.
Ob die PR-Show am Ende gelingt, ist noch fraglich. In ihrer Begeisterung für Sputnik sollten Söder & Co. auch nicht vergessen, die kontroversen Themen im Verhältnis zu Russland anzusprechen. Immerhin: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat an diesem Donnerstag in einem Telefonat mit Putin auch über Nawalny und die Ukraine gesprochen.
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