Der Wiener Ölkonzern OMV zieht mit dem Einstieg ins Raffinierie-Geschäft in Abu Dhabi einen weiteren Milliarden-Deal in der Region an Land. Für rund 2,5 Milliarden Dollar kaufe die OMV vom staatlichen Ölkonzern Adnoc 15 Prozent am viertgrößten Raffinerie-Standort der Welt, wie das Unternehmen am Sonntag nach der Vertragsunterzeichnung mitteilte. Zeitgleich beteiligt sich auch der italienische Ölmulti Eni mit 20 Prozent an diesem Raffinerie-Geschäft. OMV-Chef Rainer Seele nannte den Zukauf einen „Meilenstein zur Umsetzung der Strategie 2025“. „Wir sind im Upstream-Geschäft stark gewachsen, da war es notwendig, dass wir im Downstream nachziehen. Das soll dazu führen, dass wir stabile Erträge erwarten können“, sagte Seele in einem Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur Reuters.
Die teilstaatliche OMV betreibt bisher drei Raffinerien in Österreich, Deutschland und Rumänien. In den Anlagen wird Öl weiterverarbeitet zu Treibstoffen wie Benzin und Diesel. Die Raffinerie in Abu Dhabi sei auch in der Petrochemie aktiv. Durch den jüngsten Zukauf erhofft sich Konzernchef Seele, vom Wachstum in Asien profitieren zu können. „Die Raffinerie-Marge im asiatischen Markt ist derzeit eine höhere als im europäischen Markt“, sagte er. In den Büchern der OMV wird sich das Geschäft laut Seele aber erst ab 2020 positiv auswirken.
Insgesamt erhöhe die OMV damit ihre Kapazität im Raffinerie-Bereich um 40 Prozent und in der Petrochemie um zehn Prozent. Die Verarbeitungskapazität der gesamten Raffinerie betrage 922.000 Fass pro Tag. 70 Prozent der Produktion sollen in den Export gehen – neben Asien will man auch den afrikanische Raum bedienen – 30 Prozent seien für den Inlandsmarkt vorgesehen. Adnoc wolle in den nächsten fünf Jahren jährlich rund 1,9 Milliarden Dollar in den Standort investieren, sagte Seele. Auf die OMV entfalle ein Anteil gemäß ihrer 15-Prozent-Beteiligung.
Der Nahe Osten wurde von der OMV, an der auch der Staatsfonds aus Abu Dhabi mit knapp 25 Prozent beteiligt ist, als neue Kernregion definiert. Bereits im vergangenen Frühjahr kaufte sie für 1,5 Milliarden Dollar Anteile an zwei Ölfeldern. Knapp vor Weihnachten folgte der Einstieg ins Erdgas-Geschäft. Insgesamt steckt die OMV damit gut vier Milliarden Dollar in Zukäufe in dieser Region. Finanzieren will das Unternehmen den jüngsten Zukauf erneut aus dem operativen Cash Flow. Sollte es weiteren Finanzierungsbedarf geben, wolle man Anleihen begeben, sagte Seele. An der Dividendenpolitik will der Manager deswegen nicht rütteln. Es bleibe dabei, dass für 2018 eine Dividende zumindest auf dem Niveau von 2017 von 1,50 Euro je Aktie ausbezahlt werde und dies gelte auch für 2019 und die Folgejahre, sagte Seele.
Abschluss des Deals mit Gazprom noch Ausständig
Nach der Einkaufstour im Nahen Osten will sich der OMV-Chef nach eigenen Worten wieder stärker auf das Geschäft mit dem russischen Energieriesen Gazprom konzentrieren. „Das ist das einzig verbliebene Projekt in unserer Pipeline, dass wir noch umsetzen wollen. Dann haben wir unsere starke Phase der Neuausrichtung beendet“, sagte Seele. Mit Gazprom werde weiter über den Kaufpreis für die Beteiligung an Teilen des Gasfeldes Achimov verhandeln. „Wir werden alles daran setzen, das im Sommer zu finalisieren“, sagte Seele, der das Geschäft eigentlich zu Jahresbeginn in trockene Tücher bringen wollte. Der Appetit auf das Geschäft sei aber nach wie vor da, sagte er. „Das ist eines unserer wertvollsten Projekte und da hängt mein Herzblut daran“. Früheren Angaben zufolge will sich die OMV mit rund 25 Prozent an Teilen des Gasfeldes Achimov in Sibirien beteiligen. Nachdem ein ursprünglich angedachtes Tauschgeschäft platzte, wollen die Österreich den Anteil von Gazprom nun direkt kaufen.