Angelika Gifford Facebook-Europa-Chefin äußert sich zu Vorwürfen

Quelle: imago images

Facebooks Europachefin Angelika Gifford äußert sich zu aktuellen Vorwürfen gegen den Internetkonzern – und kündigt an, den Austausch mit der Politik verbessern zu wollen.

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Nach der massiven Kritik durch die Whistleblowerin Frances Haugen will Facebook den Dialog zu den Politikern in Brüssel verbessern, um einer allzu strengen Regulierung vorzubeugen. „Wir lernen, wir hören zu, wir verbessern uns“, sagte Angelika Gifford, die bei Facebook das Geschäft in Mitteleuropa verantwortet, beim Shift Summit der WirtschaftsWoche. „Wir werden jetzt viel in die Kommunikation stecken.“

Facebook müsse besser vermitteln, „wofür wir stehen, was wir getan haben, welche Investitionen wir getätigt haben, wie wir die Firma umstrukturiert haben“, räumte Gifford ein. „Ich glaube, da sind wir noch nicht gut genug.“ Frances Haugen, die selbst bis vor kurzem bei Facebook gearbeitet hat, hatte am Dienstag dieser Woche vor dem US-Senat ausgesagt. Ihr Vorwurf lautet, dass polarisierende Beiträge wie etwa Hassbotschaften die Reichweite treiben – und damit auch die Werbeeinnahmen von Facebook. Das soziale Netzwerk sei, so betonte sie, nicht kompatibel mit der Demokratie.

Haugen wird Ende des Monats auch nach Europa reisen, in London vor dem Parlament aussagen, in Brüssel Politiker treffen und auf dem Web Summit in Lissabon auftreten. Europa ist nicht nur eine wirtschaftlich wichtige Region für Facebook, sondern auch von strategischer Bedeutung. Hier sehen Facebooks Kritiker derzeit den größten Spielraum für Regulierung. Auf die Frage, wie sie auf die anstehenden Aktionen von Haugen reagieren werde, betonte Gifford, ebenfalls den Austausch mit Politikern in Berlin und Brüssel zu suchen. Dieser werde vielleicht auch mal konfrontativ werden. „Aber wir sind an Lösungen und natürlich auch an Regulierungen, an einer fairen Regulierung, gerade für Europa, sehr interessiert.“

So wie das Schienennetz vom Bahnbetrieb oder das Stromnetz von der Stromproduktion, sollte auch das Netzwerk Facebook von den Inhalten getrennt werden, fordert der Finanzwissenschaftler Luigi Zingales.
von Hauke Reimer

All das, was Haugen in der Anhörung zur Sprache gebracht hat, ist nach Ansicht von Gifford nicht nur für Facebook eine Herausforderung, sondern für die gesamte Branche. „Kann ich Ihnen heute versprechen, es wird eine Google-Plattform, eine Facebook-Plattform, eine TikTok-Plattform ohne Hate Speech, ohne Diskriminierung geben? Das wird ihnen keiner versprechen können“, sagte Gifford. Allein bei Facebook würden 150 Milliarden Nachrichten an jeden Tag. „Wir sind uns der Verantwortung sehr, sehr bewusst, mit 3,5 Milliarden Nutzern, aber auf diese Herausforderung gibt es keine einfachen Antworten.“

Mehr zum Thema: Das Video vom Shift Summit, unter anderem mit dem Interview mit Angelika Gifford, sehen Sie hier.

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