
Wenn Apple die Entwickler zu seiner Konferenz WWDC ruft, lassen die sich nicht lange bitten. Die Tickets sind in Minuten ausverkauft. Und am Montag werden die Programmierer und Apple-Partner in langen Schlangen vor dem Bill Graham Civic Auditorium in San Francisco stehen, um die Keynote von Apple-Chef Tim Cook anzuhören. Doch Cook und sein Team stehen dieses Jahr unter stärkerem Druck als sonst, etwas Großes zu präsentieren.
Google und Facebook haben bei ihren Events in den vergangenen Monaten die Planke höhergelegt. Der Suchmaschinen-Konzern stellte eine Vision vor, wie künstliche Intelligenz den ganzen Alltag durchdringen soll, zum Beispiel über Lautsprecher, mit denen man sich unterhalten kann. Und das weltgrößte Online-Netzwerk öffnete seinen Kurzmitteilungsdienst Messenger für Chatbots, die im Auftrag von Firmen mit Verbrauchern kommunizieren sollen.
Auch wenn es bei den beiden Apple-Rivalen immer wieder hieß, Neues werde „später im Laufe des Jahres verfügbar sein“ – für Apple wird es diesmal schwierig, das Publikum nur mit Updates der Betriebssysteme von iPhone und Mac zu begeistern. Gefragt ist eine große Vision für das Zusammenspiel von Geräten, Software und künstlicher Intelligenz.
Die Köpfe hinter Apple
Cook schlug zum Start als Apple-Chef mit dem Tod von Jobs im Oktober 2011 einige Skepsis entgegen. Denn er war zwar schon zuvor für das Tagesgeschäft zuständig und hatte den Gründer immer wieder mal während der Auszeiten wegen dessen Krebserkrankung vertreten.
Der 55-jährige Manager hat Apple in den vergangenen Jahren seinen Stempel aufgedrückt. Der Konzern achtet mehr auf Umweltaspekte, Datenschutz sowie die Arbeitsbedingungen bei seinen Zulieferern, kommuniziert offener als in der Jobs-Ära und schüttet Milliarden Dollar an Aktionäre aus. Zuletzt wagte Cook eine Konfrontation mit der US-Regierung um Verschlüsselung beim iPhone.
Die Marketingexpertin interessierte sich früh für Kleidung. Sie heuerte beim Modelabel Donna Karan an. Zwischen 2002 und 2006 war die gebürtige US-Amerikanerin für die Marke Liz Claiborne verantwortlich und sanierte dann das Londoner Modehaus Burberry.
In den Siebzigerjahren arbeitete Iovine als Toningenieur mit Stars wie John Lennon und stieg zum Plattenboss bei Interscope Geffen A&M auf. 2006 gründete er mit Dr. Dre Beats. Parallel wirkte er bei der US-TV-Talentshow "American Idol" mit.
Lynch startete im Elektronischen Visualisierungslabor der Universität von Chicago. Später ging er zur US-Softwarefirma Macromedia. Als Adobe diese 2005 kaufte, wurde er Technikchef. Mit Apple- Gründer Jobs stritt er, weil der die Adobe-Flash-Technik hasste.
Young war als Teenager DJ, rappte in der Hip-Hop-Gruppe N.W.A und gründete 1991 das Musiklabel Death Row Records. Er verpflichtete die späteren Megastars Eminem und 50 Cent. 2006 startete er mit Jimmy Iovine den Kopfhörerbauer Beats.
Neben Google und Facebook macht auch Amazon Druck: Der Online-Händler feiert in den USA Absatzerfolge mit seinem sprechenden vernetzten Lautsprecher Echo. Der heiße Trend ist, mit Technik immer mehr per Sprache zu kommunizieren, egal ob es darum geht, die Wettervorhersage zu erfahren, eine Einkaufsliste zu erstellen oder das Licht einzuschalten.
Apple war auf diesem Feld ein Pionier im Massenmarkt – schließlich kam die sprechende Assistentin Siri schon im Herbst 2011 in die iPhones. Und während Amazons Echo nur Englisch sprechen und verstehen kann, parliert Siri in 22 Sprachen, darunter Deutsch, Hebräisch und Finnisch. Doch Siri wird von Einschränkungen bei der Verknüpfung mit anderen Diensten zurückgehalten und versteht auch nicht immer, was man ihr sagt.
Verbesserte Siri-Version soll Google, Facebook und Amazon Konkurrenz machen
Jetzt soll laut Medienberichten eine neue, verbesserte Siri im Mittelpunkt der WWDC stehen, auch als Antwort an Google, Facebook und Amazon. So berichtete die Website „The Information“, der Zugriff auf Siri solle für alle App-Entwickler geöffnet werden – ein wichtiger Schritt, um die Verwendung des Sprachassistenten im Alltag zu etablieren und ihn zu verbessern.
Außerdem werde Siri schließlich auch im Mac einziehen, berichtete das gewöhnlich sehr gut informierte Blog „9to5Mac“. Spekuliert wurde auch über Apples Überlegungen, auf Basis der TV-Box Apple TV ein eigenes Konkurrenzgerät zu den vernetzten Lautsprechern von Google und Facebook zu machen, doch dafür dürfte die WWDC noch zu früh kommen.





Dagegen soll den Berichten zufolge der vor rund einem Jahr gestartete Streaming-Musikdienst Apple Music jetzt massiv renoviert werden. Apple kommt nach jüngsten Zahlen aus dem Frühjahr auf rund 13 Millionen zahlende Abo-Kunden und wurde damit schnell zur klaren Nummer zwei in dem Geschäft. Der Marktführer Spotify hat aber mit über 30 Millionen Abonnenten immer noch deutlich mehr – und von Apple konnte angesichts der Zahl von 800 Millionen Nutzern seiner Geräte und Dienste ein noch schnelleres Wachstum erwartet werden, zumal es Apple Music auch für Android-Geräte gibt.
Nun soll den Berichten zufolge die Bedienung der App verbessert werden, die einige Nutzer zu komplex und unlogisch fanden. Zudem beschwerten sich einige über Probleme bei der Verschmelzung ihrer Musik-Sammlungen in Apples iTunes mit dem neuen Cloud-Service.