Einstieg von Hedgefonds Was hat der Finanzinvestor Elliott bei Salesforce vor?

Der Finanzinvestor Elliott ist mit mehreren Milliarden Dollar beim SAP-Rivalen Salesforce eingestiegen. Quelle: REUTERS

Der aktivistische Investor Elliott ist laut US-Berichten bei Salesforce eingestiegen. Den Druck des berüchtigten Hedgefonds hatte schon der deutsche Rivale SAP erdulden müssen.

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Der amerikanische Finanzinvestor Elliott ist mit einem Investment in Höhe von mehreren Milliarden Dollar bei dem Softwarespezialisten Salesforce eingestiegen. „Wir freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit Salesforce, um den Wert zu realisieren, der einem Unternehmen seiner Größe angemessen ist“, zitiert das "Wall Street Journal" Elliott-Partner Jesse Cohn. Mancher bei Salesforce dürfte das als Drohung verstehen.

Denn Elliott ist bekannt – um nicht zu sagen berüchtigt – dafür, bei in ihren Augen angeschlagenen Unternehmen einzusteigen, Druck auf die unternehmerischen Entscheidungen des Managements auszuüben und durch wieder steigende Aktienkurse Werte für die eigenen Anleger zu heben. Der SAP-Rivale Salesforce hat Anfang Januar die Märkte mit der Ankündigung geschockt, gut zehn Prozent aller Stellen – das entspricht knapp 8000 Jobs – streichen zu wollen.

Zwar steckt der auf Software für das Kundenbeziehungsmanagement spezialisierte Anbieter nicht direkt in einer Krise. Allerdings hat Salesforce – wie viele andere amerikanische Tech-Konzerne – in der Coronakrise deutlich Speck angesetzt: Allein mit der Übernahme des Firmenchatdienstes Slack Mitte 2021 kamen gut 20.000 Mitarbeiter hinzu. Weil diese Pandemie-bedingte Sonderkonjunktur inzwischen vorbei ist, bauen viele IT-Konzerne im großen Stil Beschäftigte ab. Allein in der vergangenen Woche kündigte Microsoft an, die eigene Belegschaft um 10.000 Mitarbeiter zu verkleinern, und erklärte die Google-Mutter Alphabet, 12.000 Jobs zu streichen.

Marktkapitalisierung innerhalb eines Jahres halbiert

An der Börse hat sich Salesforce unter den US-Tech-Anbietern in den vergangenen Monaten mit am schlechtesten entwickelt. Aktuell liegt der Börsenwert des SAP-Rivalen bei rund 150 Milliarden Dollar – das ist ein Rückgang um die Hälfte im Vergleich zu den Höchstkursen im Jahr 2022, als die Marktkapitalisierung noch bei gut 300 Milliarden Dollar lag. „Bei einer solchen Kursentwicklung sieht ein aktivistischer Investor durchaus seine Chancen“, sagt Mirko Maier, Aktienanalyst bei der LBBW.

Wie sich aus einer solchen Situation Kapital schlagen lässt, hat Elliott schon bei vielen anderen Konzernen vorexerziert, etwa beim Zahlungsdienstleister Paypal oder dem sozialen Bilderdienst Pinterest. Auch in Deutschland haben die Amerikaner bereits ihre Spuren hinterlassen: Seit 2019 ist Elliott beim Chemiekonzern Bayer investiert und fordert unter anderem die Trennung seiner Pharma- und Agrarchemie-Sparten.

Nähere Bekanntschaft mit dem aggressiven Hedgefonds hat auch SAP bereits gemacht. Anfang 2019 stieg Elliott mit rund 1,2 Milliarden Dollar bei den Walldorfern ein und hielt zwischenzeitlich gut ein Prozent der SAP-Aktien. Seinerzeit versuchte der damalige Konzernchef Bill McDermott, das Unternehmen stärker in Richtung Cloud zu manövrieren. Das wirklich große Umsteuern begann allerdings erst im Oktober 2020 unter Nachfolger Christian Klein.

Zudem hat SAP in den vergangenen Jahren einige Randbereiche abgestoßen; das Geschäft mit Finanzsoftware wurde etwa in das Joint-Venture Fioneer abgegeben. „Gut möglich, dass der Impuls für manche Desinvestments aus Aktionärskreisen kam“, sagt LBBW-Analyst Maier.

Sparringspartner für Gründer und Konzernchef Benioff

Ähnliches könnte nun bei dem SAP-Rivalen geschehen: „Salesforce hat in den vergangenen Jahren eine regelrechte Übernahmewelle geritten“, sagt Maier. „Hier gibt es bestimmt an einigen Stellen Überlappungen und Redundanzen.“ Zudem haben in den vergangenen Monaten einige hochrangige Manager wie Keith Block und dessen Nachfolger Bret Tayler den Konzern verlassen – wenig verwunderlich bei einem Alphatier wie Salesforce-Chef und -Gründer Marc Benioff. „Vielleicht tut Benioff da ein Sparringspartner gut, der ihm von außen auf die Finger schaut“, sagt Maier.

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Möglicherweise hat der Elliott-Einstieg aber auch noch einen anderen Hintergrund: Bei SAP machten seinerzeit Gerüchte die Runde, McDermott selber habe gegenüber dem Finanzinvestor auf einen Einstieg gedrängt – in der Hoffnung, allein die Ankündigung werde dem Aktienkurs neue Impulse verleihen und so indirekt auch seine eigenen Aktienoptionen verbessern. Ob wahr oder nicht – viel genutzt hat es McDermott nicht: Bereits im Oktober 2019 warf er bei SAP die Brocken hin.

Für Benioff steht dagegen durchaus noch einiges auf dem Spiel: Der nach dem Abgang von Co-CEO Taylor wieder allein regierende Salesforce-Chef Benioff ist mit einem Anteil von knapp 2,8 Prozent an dem von ihm im Jahr 199 gegründeten Unternehmen immer noch größter nicht-institutioneller Einzelinvestor des Softwareanbieters.

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