Bierproduktion Flaschenmangel bei Brauereien: „Bitte gebt euer Leergut zurück!“

Bierflaschen als Mangelware: Brauereien warnen vor Knappheit – und fordern Kundinnen und Kunden auf, ihre Leergut zurückzubringen. Quelle: imago images

Bierflaschen fehlen den kleineren Brauereien zu bestimmten Zeitpunkten immer mal wieder: Nach Festen beispielsweise, oder in heißen Sommern. Nun verschärfen einige Probleme die Engpässe – helfen könnten die Verbraucher.

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Im kommenden Sommer könnten Bierflaschen in Deutschland nach Ansicht der deutschen Brauereien knapp werden. Als Gründe werden die deutlich gestiegenen Kosten für neue Flaschen genannt. „Wer keine langfristigen Verträge hat, muss für neue Glasflaschen zurzeit 80 Prozent mehr bezahlen als noch vor einem Jahr“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bunds, Holger Eichele, der „Bild“-Zeitung (Mittwoch).

Eine neue Glasflasche sei etwa doppelt so teuer wie der Pfand, den die Brauerei dafür verlangen könne – aktuell also 16 Cent. Es sei zu befürchten, dass die eine oder andere Brauerei Leergutprobleme bekommen könnte, sagte ein Sprecher des Verbands Private Brauereien Bayern.

Außerdem fehlen Lastwagenfahrer. „Engpässe sehen wir spätestens im Sommer“, heißt es von Eichele weiter. „Je heißer der Sommer, desto schwieriger kann die Situation werden.“ Er nannte die Lage „äußerst angespannt“. Einigen Brauereien drohe der Leerlauf, „sie stehen vielleicht bald ohne Flaschen da“.

Hilferufe: „Bitte gebt euer Leergut zurück!“

Solche Engpässe sind in der Bierbranche grundsätzlich nichts Neues. Je nach Saison fehlen Brauereien Glasflaschen. Auch Feste können bei regionalen Bierbrauern Engpässe auslösen. Und viele Winzer klagen seit Monaten über einen Mangel bei den Behältnissen.

Brauereien forderten deshalb ihre Kundinnen und Kunden schon häufiger dazu auf, Leergut zurückzubringen. So zum Beispiel die Brauerei Grasser aus der Nähe von Bamberg. Die Stadt in Franken ist weithin für ihr Bier bekannt, die Region weist die höchste Dichte an Brauereien auf. Viele sind Hunderte Jahre alte Betriebe. „Wir sitzen auf dem Trockenen“, schrieb die Brauerei Grasser bereits im November in einem Hilferuf bei Facebook. „Bitte gebt euer Leergut zurück!“ Laut dem Inhaber hat das kurzfristig gut geklappt. Er appelliert an Verbraucher, Bierflaschen nicht kaputtzumachen.

Auch Brauereien in Nordrhein-Westfalen starteten über ihren Verband bereits eine Art Leergut-Kampagne zu Lockdown-Zeiten. Nicht nur die Flaschen, auch die Kästen fehlten: „Wichtigstes Gebinde im nordrhein-westfälischen Biermarkt ist unverändert der Halbliter-Kasten, in dem mehr als die Hälfte der Bierproduktion von Pils, Alt, Kölsch und den übrigen Spezialitäten wie Radler oder Landbier abgefüllt wird“, informierte der Verband in einer Mitteilung.

Vor allem für kleine Brauereien, die bislang günstigeres Glas aus Russland oder der Ukraine bezogen hätten, könnte es schwierig werden, heißt es aus der Branche. „Wer bislang immer Ukraine-Glas bestellt hat, kriegt schwer einen neuen Vertrag mit einem hiesigen Lieferanten“, sagt ein Brauereibesitzer, der nicht namentlich genannt werden möchte. Er selbst bekomme trotz eines Vertrags mit einem Glashersteller frühestens Mitte Juni bestellte Flaschen. „Wir hätten Bier zu verkaufen. Aber die Zahl der Flaschen begrenzt unsere Produktionskapazität.“ Auch er kritisiert die Leergut-Problematik: Der niedrige Pfandsatz von 8 Cent pro Flasche sei für viele kein Anreiz, Flaschen zurückzugeben.

Brauereien bringen vier Milliarden Mehrwegflaschen in Umlauf

Eine Sprecherin des Deutschen Brauer-Bunds erklärt auf Nachfrage der WirtschaftsWoche, der Ukraine-Krieg verschärfe diese saisonalen Effekte: „Energie ist drastisch teurer. Die Glashütten schränken deshalb ihre Produktion ein, weil sie sich nicht mehr rentiert.“ Außerdem fehle Glas von Herstellern, die in Russland oder der Ukraine sitzen. „Die Gemengelage verschärft sich.“ Die 1.500 deutschen Brauereien bringen demnach bis zu vier Milliarden Mehrwegflaschen in Umlauf, der Großteil des produzierten Biers landet in Flaschen und Fässern. Nur etwa zehn Prozent füllten die größeren Brauereien in Dosen ab. „Die Brauwirtschaft ist die einzige Getränkebranche, die mit einem Mehrweganteil von im Schnitt knapp 80 Prozent die Vorgaben des Verpackungsgesetzes erfüllt“, erklärt eine Sprecherin weiter. Abfüllen könnte man eine Mehrweg-Bierflasche im Schnitt bis zu 30 Mal. „Bei Stichproben tauchen aber auch immer wieder nicht wenige Flaschen auf, die bis zu 30 Jahre alt sind.“

Grundsätzlich komme es in größeren Brauereien aufgrund der höheren Einkaufsmengen und längeren Planung zu geringeren Beschaffungsschwierigkeiten als bei kleinen Braubetrieben, die häufig nach Bedarf einkaufen, heißt es weiter vom Deutschen Brauer-Bund. Andererseits verkauften kleine Brauereien häufig regionaler – was den Leergut-Rücklauf erleichtere.

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Große Brau-Konzerne sehen keine Gefahr von Produktionsausfällen

Die großen Brau-Konzerne äußern sich wenig besorgt. Die Situation nennt beispielsweise Veltins als angespannt, aber man sehe keine Lieferschwierigkeiten. „Der Verbraucher bekommt das Bier, das er wünscht“, sagte ein Unternehmenssprecher. Wegen der Gefahr eines Gas-Lieferstopps versuchten sich Brauereien mit neuen Flaschen einzudecken. „Aktuell gibt es keine Erkenntnisse, dass es schon eng ist, die Märkte sind voll mit Ware.“ Auch die Bitburger Braugruppe bezeichnet die Versorgung mit Glasflaschen als gesichert und verweist vor allem auf die enormen Preissteigerungen. Ein Sprecher von Carlsberg sagte mit Blick auf die saisonalen Schwankungen, man könne die „Uhr danach stellen“ – Versorgungsengpässe gibt es ihm zufolge nicht. „Das betrifft eher die kleinen Brauereien.“

Allerdings stehe die Saisonspitze im Sommer noch bevor. Der Bedarf dürfte in diesem Jahr höher ausfallen als in den zurückliegenden Pandemiejahren. Zudem könnte es einen Urlaubseffekt beim Leergut geben: Weil mehr Familien wieder in den Urlaub fahren, könnten mehr leere Bierflaschen einen längeren Zeitraum im Keller stehen bleiben.

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Mit Material von dpa

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