Vor allem sollen die russischen Airlines Lufthansa-Passagiere an Ziele fliegen, die der Kranich bislang nicht im Programm hat. Luftfahrtexperten wie Eduard Faritow von der Moskauer Investmentbank Renaissance Capital bezweifeln jedoch, dass dem künftigen Lufthansa-Partner in Russland die Unterordnung unter den Staatskonzern gut bekommen wird. Faritow befürchtet interne Konflikte.
Die eigentliche Gefahr aber droht Daimler & Co. für den Fall, dass russische Politiker die nationale Karte spielen und die Ausländer als nützliche Idioten betrachten. Präzedenzfälle, in denen russische Partner dann nur noch an sich selbst dachten, gibt es über BP hinaus. Konkurrent Shell etwa wurde vor eineinhalb Jahren von einem Gasfeld auf der russischen Pazifikinsel Sachalin vertrieben. Kenner der russischen Staatswirtschaft schließen nicht aus, dass auch Rostechnologij dazu in der Lage ist.
Einfluss des Staates prüfen
Lufthansa-Chef Mayrhuber sieht das gelassen. Der Staat sei in Russland „Teil des Business, gerade in den interessanten Industriezweigen“, heißt es aus seiner Umgebung. Auch große Carrier wie Aeroflot stünden unter staatlicher Kontrolle. Daimlers Lkw-Vorstand Andreas Renschler lässt lediglich verlauten, man werde das Angebot „sehr gewissenhaft prüfen“ und auch die Randbedingungen, sprich: den Einfluss des Staates, betrachten.
Immerhin haben die Stuttgarter eine Ausstiegsstrategie, nämlich den Bau eines eigenen Lkw-Werks in Russland.
Ob reale Gefahr oder übertriebene Skepsis, die Vergangenheit zeigt: Was Tschemesow will, bekommt er meistens auch. Er kennt Putins Durchwahl, gelangt in sein Büro, ohne die Vorzimmerdame beachten zu müssen, lebte mit Putin zu DDR- und KGB-Zeiten in den Achtzigerjahren in Dresden Tür an Tür. Putins Ehefrau Ludmila soll oft für beide gekocht haben, Tschemesow trank mit dem späteren Präsidenten gern ein Glas Radeberger.
Es wird spannend für Daimler, Lufthansa und Konsorten.