Ergo baut Stellen ab Was hinter dem schmerzhaften Umbau steckt

Mit einem Sparprogramm und Milliardeninvestitionen will Vorstandschef Markus Rieß den angeschlagenen Versicherer zurück in die Spur bringen. Doch der neue Kurs wirft eine Reihe von Fragen auf.

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Markus Rieß Quelle: dpa

Fast neun Monate hat Markus Rieß sich Zeit gelassen – heute hat er geliefert und sein Programm für den Umbau des Düsseldorfer Versicherers präsentiert.

Kernpunkt: In den kommenden fünf Jahren soll die Ergo 540 Millionen Euro einsparen, vor allem durch einen spürbaren Stellenabbau. 1835 von insgesamt gut 14300 Vollzeitstellen in Deutschland sollen künftig wegfallen.

Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern, so Rieß, hätten bereits begonnen. Für Abfindungen stellt die Tochter der Rückversicherers Munich Re 200 Millionen Euro zurück. Sicher, der Schritt sei „schmerzhaft“, sagt der Ergo-Chef, ließe sich aber nicht vermeiden, um im Vergleich zur Konkurrenz wieder wettbewerbsfähig zu werden.

Deutschlands zweitgrößter Versicherungskonzern Ergo wird umstrukturiert: Bis 2020 sollen 2400 Vollzeit-Stellen in Deutschland abgebaut werden. Das teilte der neue Vorstandschef Markus Rieß am Mittwoch mit.

Im vergangenen Jahr hatte der Versicherer mit weltweit rund 43.000 Beschäftigten und Beitragseinnahmen von zuletzt fast 18 Milliarden Euro rote Zahlen geschrieben. Auch für dieses Jahr erwartet Rieß einen Verlust. Ab 2017 allerdings sollen wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Spätestens ab 2021 erwartet die Ergo sogar Überschüsse in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro im Jahr. An dem Versprechen wird Rieß künftig gemessen.

Um sein Ziel zu erreichen, will der Ergo-Chef nun investieren: bis 2020 insgesamt eine Milliarde Euro. Das Geld soll vor allem in eine modernere IT fließen. Doch Rieß will auch viel Geld in eine Verschlankung und Vereinheitlichung des Vertriebs stecken. So sollen etwa teure Doppelstrukturen aufgelöst werden. Außerdem investieren die Düsseldorfer in neue Produkte - etwa in Cyberversicherungen und den Ausbau des Auslandsgeschäfts. Das steuert bei der Ergo durch die Aktivitäten in Osteuropa und Asien immerhin schon ein Viertel der Beitragseinnahmen und rund die Hälfte des Wachstums des Konzerns bei.

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Zudem will das Unternehmen kräftig in die Digitalisierung investieren. So will die Ergo eigens eine Tochter für den rein digitalen Vertrieb von Versicherungen gründen. Kein Callcenter, keinen Vertreter gibt es dort; das Geschäft findet ausschließlich am Bildschirm oder per App statt. Starten soll die neue Tochter im kommenden Jahr. Momentan führt die Ergo Gespräche mit möglichen Partnern. Die könnten, sagt Rieß, auch aus der Start-up-Szene kommen. „Ich schließe da nichts aus“ so der Ergo Chef. Die neue Tochter soll künftig neben dem Direktversicherer der Düsseldorfer, der Ergo Direkt, arbeiten.

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