Münchner Dax-Konzern und Versicherer US-Hedgefondshorror: Finanzaufsicht BaFin schreitet bei der Allianz ein

Die Finanzaufsicht BaFin erwartet, dass Allianz-Chef Oliver Bäte ihre Forderungen umsetzt.  Quelle: dpa

Der Kollaps von milliardenschweren Allianz-Hedgefonds führt zu noch mehr Ärger für den Versicherer. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin fordert, dass der Dax-Konzern seine Kontrollen verbessert.

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Das Hedgefondsdebakel der Allianz in den USA führt auch zu Konsequenzen in Deutschland: Die Finanzaufsicht BaFin drängt die Allianz infolge des Skandals dazu, ihre internen Kontrollen zu verbessern. Die Behörde habe dem Dax-Konzern vor einigen Wochen ein Schreiben zugestellt, in dem sie konkrete Forderungen aufliste, erfuhr die WirtschaftsWoche von Insidern aus dem Allianz-Umfeld. Die Aufseher verlangten unter anderem, die Allianz solle Verantwortlichkeiten klarer regeln.

Die BaFin hatte vergangenen Sommer Ermittlungen aufgenommen, weil milliardenschwere Hedgefonds der Allianz in den Vereinigten Staaten zusammengebrochen waren. Die Ermittlungen der Behörden in den USA haben inzwischen ergeben, dass die Hedgefonds-Manager den Kollaps im Frühjahr 2020 verursacht haben sollen. Sie sollen betrogen und getrickst haben.

Skandal müsse Konsequenzen haben, fordert BaFin

Die Allianz musste wegen des Skandals in den USA Strafen und Entschädigungen von knapp sechs Milliarden Euro zahlen. Zudem musste sich ihre Fondstochter Allianz Global Investors, zu der die Fonds gehört hatten, des Wertpapierbetruges schuldig bekennen und ihr US-Geschäft verkaufen.   

Die BaFin erwarte, dass die Allianz die Forderungen umsetze, erfuhr die WirtschaftsWoche. Einer der größten Skandale der deutschen Versicherungsbranche müsse Konsequenzen haben, beschreibt ein Insider aus dem Allianz-Umfeld die Denke der Aufsicht. Andernfalls steuere der Versicherer auf ein „großes Problem“ mit der BaFin zu, heißt es. 

Die BaFin lehnte mit Verweis auf ihre Verschwiegenheitspflicht einen Kommentar ab. Die Allianz äußerte sich nicht konkret zu Fragen. Sie erklärte, sie erfülle „immer höchste Risikomanagement- und Compliancestandards“. Als eine sich ständig „verbessernde und lernende Organisation führt dies zu einer Kultur der kontinuierlichen Verbesserung in der Allianz, stärkt unsere Resilienz und bildet die Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung der Allianz-Gruppenstrategie und der damit einhergehenden digitalen Transformation“, sagte ein Sprecher. 

BaFin stieß sich schon mal an Allianz-Kontrollen

Allianz-Insidern zufolge hat die BaFin schon länger Zweifel daran, wie wirksam die Kontrollsysteme des Versicherers sind. Vor mehr als vier Jahren soll die Aufsicht beanstandet haben: Die Konzern-Compliance prüfe zu wenig, ob und wie die operativen Töchter überall in der Welt die konzernweiten Compliance-Richtlinien umsetzten. 

Damals war ein Skandal in Australien aufgeflogen. Dort hatte die Allianz Kunden bei Reiseversicherungen im Internet irreführenderweise eine weltweit unbegrenzte medizinische Versorgung versprochen. Sie benötigte zwei Jahre, um den Fehler zu korrigieren, nachdem er bekannt geworden war. Mitte Juni 2022 mussten sich die beiden australischen Töchter schuldig bekennen, falsche Angaben zu Reiseversicherungen gemacht zu haben.

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Laut Finanzaufsicht betrafen die Schuldeingeständnisse sieben Anklagen, die Anfang August vor den Supreme Court kamen. Zuvor hatte die Allianz bereits zehn Millionen australische Dollar an Entschädigungen für 31.500 Betroffene zugesagt. Das höchste australische Gericht hatte im September 2021 zudem 1,5 Millionen australische Dollar Strafe verhängt.

Lesen Sie auch: Allianz: Das steckt hinter der Fassade des Blenders

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