Andere Länder - andere Sitten Etikette macht Karriere

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Lateinamerika

Alkohol

In Mexiko, Venezuela und teils in Brasilien wird viel Alkohol getrunken, in Argentinien oder Chile weniger. Beim Mittagessen wird in Brasilien gerne eine Caipirinha oder ein Bier bestellt, in Peru und Chile ein Pisco Sour – mehr aber nicht. In Mexiko und Venezuela wird dagegen mittags auch mal eine Flasche Whisky auf den Tisch gestellt. Sich zu betrinken, ist trotzdem tabu – auch bei privaten Einladungen. Anrede Man redet sich schnell mit Vornamen an, Titel werden weggelassen. Ältere Partner werden im spanischen mit „Don“ oder portugiesisch „Senhor“ angesprochen. Frauen mit „Doña“ oder „Senhora“. In Mexiko sind akademische Titel Teil der Anrede, wie etwa „Licenciado“ (Studierter) oder „Ingeniero“ (Ingenieur). Verbreitet ist auch, Höhergestellte mit Doktor anzureden – egal, ob die den Titel besitzen oder nicht. Begrüßung Üblich ist, sich die Hand zu geben und dabei auf die Schulter zu klopfen. Auch während des Gesprächs fassen sich Lateinamerikaner gerne an, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Frauen werden von Männern nur mit zwei, drei angedeuteten Wangenküssen begrüßt – und auch nur, wenn man sie gut kennt. Untereinander geben sich Frauen einen Kuss auf die Wange. Dienstpersonal Besucher sollten Hausangestellte nie ins Gespräch einbinden oder ihnen Anweisungen erteilen. Das macht allein der Gastgeber. Einladung Bei Privatpartys nie pünktlich sein – es sei denn der Gastgeber fordert ausdrücklich dazu auf! Bis zu einer Stunde Verspätung wird erwartet. Ebenso ein mediterraner Kleidungsstil. Er: Kombination, Freizeithemd (gebügelt!), Mokassins. Sie: kurzer Rock, Bluse mit Dekolleté und Pumps. Gastgeschenke Sind beim ersten Geschäftskontakt übertrieben und werden den anderen unvorbereitet treffen. Später aber öffnet ein Bundesliga-Trikot von Bayern München, ein Porsche-Modellauto für den Sohn oder ein Parfum für die Sekretärin manche Tür. Blumen sind unüblich. Die Verpackung ist oft wichtiger als der Inhalt. Geschäftskleidung In den Großstädten konservativ. Krawatte und Anzug sind ein Muss, Kombinationen selten. Auch die Frauen kleiden sich formell, wenn auch etwas freizügiger als in Europa. Vorsicht mit den eiskalten Klimaanlagen! Höflichkeit Wer spüren lässt, dass er sich für kompetenter oder etwas Besseres hält, hat verloren. Gegenseitiger Respekt ist oft wichtiger als Ehrlichkeit oder Wahrheitsfindung. Sagen Sie deswegen nie „Nein“, sondern „Wir werden sehen“ oder „Warum nicht?!“ Umgekehrt: Wo der andere kein eindeutiges „Ja“ signalisiert, herrscht Verhandlungsbedarf. Hygiene Schweißgeruch ist ein absolutes no-go. Deshalb wird mehrmals am Tag geduscht und die Kleidung gewechselt. Nach dem Mittagessen unbedingt die Zähne putzen. Die Frauen gehen regelmäßig zur Maniküre und epilieren sich an Beinen, unter den Armen und in der Bikinizone. Körpersprache Südamerikaner achten extrem auf Körpersprache und Mimik. Wer etwas anderes sagt, als er meint, wird oft durchschaut. Obacht: Eine hochgezogne Augenbraue oder vor der Brust gekreuzte Arme gelten als Ablehnung. Nationalstolz Die meisten Südamerikaner schimpfen wie die Rohrspatzen auf ihr Land. Vorsicht: Halten Sie sich trotzdem mit Kritik zurück. Schimpfen dürfen Sie allein über das Wetter, das Verkehrschaos oder die wachsende Kriminalität. Sprache Englisch beherrscht nur die Elite. Geschäftsreisende sollten deshalb ein paar Brocken Spanisch und Portugiesisch sprechen. Das gilt zugleich als Respektbeweis. Strand Einladungen ins Strandhaus sind eine Ehre. Die Regeln dort: Trotz knappster Bikinis ist „oben ohne“ für Frauen genauso tabu wie für Männer, die Badehose am Strand anzuziehen. Das macht man vorher. Frauen tragen über dem Bikini ein kunstvoll geschlungenes Kanga oder Strandtuch. Achtung: Badehosen und Bikinis sind in Brasilien wichtige Kleidungsstücke! Wer seine olle Strandhose aus Deutschland mitgebracht hat, sollte sich unbedingt ein modisches Modell besorgen. Streit Nie frontal, schon gar nicht laut werden! Dem anderen muss die Chance bleiben, sein Gesicht zu wahren. Schwächen im sozialen Umgang werden in Südamerika am wenigsten verziehen. Telefon In Südamerika sagt niemand seinen Namen, wenn er angerufen wird – auch aus Sicherheitsgründen. Das spanische „Olá“ oder „Oi“ in Brasilien reicht. Einen Anruf während eines Meetings entgegen zu nehmen, dürfen sich nur ranghohe Manager erlauben und ziehen sich dazu in eine Ecke zurück. Termine Pünktlichkeit ist in den Metropolen auf dem Vormarsch. Eine Viertelstunde Verzug gilt aber noch nicht als Verspätung. Bei Politikern oder Behörden brauchen Sie dennoch Geduld: Wartezeiten von mehreren Stunden sind üblich. Wer die erwähnt oder kritisiert, wird ausgebremst. Trinkgeld In Brasilien werden zehn Prozent automatisch aufgeschlagen. Je näher man an die USA rückt, desto größer aber die Erwartungen. In Venezuela und Mexiko schauen die Kellner beleidigt, wenn sie nur zehn Prozent bekommen. Taxirechnungen werden dagegen nur aufgerundet. Visitenkarten Sind enorm wichtig und am besten auf Spanisch oder Portugiesisch. Sie werden genau gelesen – und zu Beginn des Gesprächs unauffällig in die Hand gedrückt. Wer eine Karte verteilt, erwartet auch eine zu bekommen.

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