eSelly bei „Die Höhle der Löwen“ „Das kann etwas ganz Großes werden, das muss in die Welt hinaus“

eSelly-Gründer Olaf Zimmer in der

Mit Videoverkaufsannoncen will eSelly zur globalen Shoppingplattform werden. Gründer Olaf Zimmer baute bereits ein Millionen-Geschäft auf – und erhielt nun den Zuschlag von Investorin Janna Ensthaler. Wie ging es weiter?

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Videoclip statt Produktbeschreibung, kurzer Videocall statt schriftlicher Verhandlung: Über die App eSelly sollen Privatleute und professionelle Händler ihre Produkte in bewegten Bildern anpreisen und verkaufen. Mit dieser Idee tritt Olaf Zimmer in der „Höhle der Löwen“ auf – und wollte 20 Prozent der Anteile gegen 250.000 Euro tauschen. Einige Investoren entdeckten großes Potenzial, sehen sich selbst aber bei Kapitalbedarf oder Know-how überfordert.

Ex-Glossybox-Macherin Janna Ensthaler schlug doch noch zu: Sie wolle mit dem Unternehmer aus Wesel eine „große neue Geschichte“ schreiben – und handelte einen besseren Deal für sich aus. Im Interview berichtet Gründer Zimmer, wie es nach der Aufzeichnung weiterging. 

WirtschaftsWoche: Investorin Janna Ensthaler handelte sich in der Sendung 30 Prozent an Firmenanteilen aus, statt ursprünglich 20 Prozent, die Sie angeboten hatten. Wie ging es nach der Aufzeichnung weiter?
Olaf Zimmer: Wir haben den Löwen-Deal zwar nicht gemacht – aber wir sind weiter in einem guten Austausch. Janna Ensthaler und ich haben in unseren Gesprächen viele Synergien erkannt, sowohl was eSelly als auch mein Unternehmen Zoxs angeht. Schauen wir mal, ob wir da in Zukunft nicht noch zusammenkommen können.

Sie haben bereits einen Onlineshop mit Millionenumsätzen aufgebaut, über den gebrauchte Elektronikgeräte, Bücher oder Spiele gehandelt werden. Warum wollten Sie sich in der „Höhle der Löwen“ Hilfe holen?
Auch wenn die Investoren in der Sendung vielleicht kein Spezialwissen im Bereich Apps haben, haben wir großes Potenzial bei ihnen gesehen. Einige haben ein großartiges Netzwerk zu Investoren, andere im Einzelhandel. Und natürlich ist die Sendung für uns als generalistisches Produkt auch eine super Bühne. Wir hoffen natürlich, dass sich viele der Zuschauer die App herunterladen und wir so wertvolles Feedback gewinnen.

Bei der Aufzeichnung, die vor einem guten Jahr stattfand, hatten Sie von 3000 registrierten Nutzern berichtet. Und heute?
Wir stehen bei 25.000 Installationen unserer App. Wir haben uns aber in den vergangenen Monaten noch sehr stark auf die Technologie fokussiert, da gab es viele Dinge, die wir noch ändern mussten. Das hat unheimlich viel Zeit gekostet. Jetzt läuft die App stabil, die Livestreams funktionieren. Und wir wollen den Effekt der Ausstrahlung nutzen, um richtig durchzustarten.

Braucht es denn wirklich noch einen weiteren digitalen Kanal, um Produkte zu verkaufen?
Tiktok wurde am Anfang auch belächelt, da es so viele Social-Media-Apps mit großer Reichweite gab. Heute traut sich die jüngere Generation, ihr Gesicht in die Kamera zu halten und als Influencer auch Produkte zu erklären. Es ist viel effizienter, mal eben kurz die besten Angebote in einem Video zu erklären. Und eSelly ist ein Produkt, das auch von Einzelhändlern bedient werden kann, die bislang vielleicht nicht von einer App oder einem Marktplatz begeistert sind. Sie können mit wenigen Klicks 20 Produkte in zwei Minuten einstellen. Oder sie starten an einem regnerischen Tag ohne große Umsätze nach Ladenschluss noch eine Live-Verkaufsshow, um den Tagesumsatz zu retten.

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Derzeit verdienen Sie Ihr Geld über Provisionen der gewerblichen Anbieter. Wie läuft das?
Wir müssen natürlich Überzeugungsarbeit bei den Anbietern leisten, das ist uns bewusst. Aber wir hoffen, dass sich immer mehr Kunden mit der Plattform befassen und die Vorteile für sich entdecken: Erstmal stehen Nutzerinnen und Nutzer zwischen 18 und 49 Jahren im Fokus. Aber wir glauben, dass es wie bei TikTok sein kann: Wenn sich jüngere Menschen damit beschäftigen, kann es schnell zum Trend werden. Und dann schauen auch die Gruppen hin, die es sich vorher nicht vorstellen konnten, per Stream oder per Video etwas anzubieten. Dazu kommt: Jüngere Nutzerinnen und Nutzer wollen unterhalten werden und keine langen Texte lesen.

Mit welchen Argumenten wollen Sie auf der anderen Seite potenzielle Käufer in die App locken?
Ich bin zum Beispiel früher mal 500 Kilometer gefahren, um ein gebrauchtes Auto zu kaufen und stand dann enttäuscht vor dem Fahrzeug, das der Verkäufer als einwandfrei angeboten hatte. Als Privatkunde mag man manchem Verkäufer vielleicht am Anfang misstrauen – oder man zweifelt an der Verfügbarkeit des Produkts. Bei uns hat man dann die Option, einen Videocall zu vereinbaren, sich das Produkt live zeigen zu lassen und direkt zu verhandeln.

Instagram hatte einige Shoppingfunktionen integriert und verschiebt die gerade langsam wieder in den Hintergrund. Spricht das nicht gegen eine Idee wie eSelly?
Bei Instagram ist das Problem, dass die Nutzer vor allem Unterhaltung erwarten, gepaart mit ein wenig Werbung von Influencern – sie wollen aber nicht permanent mit Einkaufsmöglichkeiten konfrontiert werden. Bei unserer App weiß man genau: Da geht es ausschließlich um das Kaufen und Verkaufen. Daher können wir ohne Problem auf jedem Smartphone neben Instagram, TikTok oder Facebook installiert sein.

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Welche Produkte laufen denn jetzt schon gut?
Es fängt gerade an, dass Sammelkarten ein Thema werden – die hatten wir nicht auf dem Schirm. Ansonsten ist Elektronik immer eine beliebte Kategorie. Noch ist es zwar nicht der Fall, aber wir wollen gerne in den Luxusbereich hinein. Gerade da zahlen sich unsere Optionen des Videogesprächs aus, weil man sich die Produkte genau zeigen kann und sie etwa auf Echtheit überprüfen kann.

Im Fernsehpitch bezweifeln einige der Investoren, dass die von Ihnen geforderten 250.000 Euro ausreichen, um eine globale Plattform zu bauen.
Klar ist: Wir müssen erst einmal viel Geld investieren. Deswegen hoffen wir nun auf ein starkes Nutzerwachstum – und sind parallel auf der Suche nach Geldgebern. Gerne strategische Investoren, die im Techsektor gut vernetzt sind. Denn eine große Herausforderung auf dem bisherigen Weg war es, ausreichend Entwickler zu finden.

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Sie treiben eSelly parallel zu Ihrem bestehenden Unternehmen voran. Das klappt?
Ich bin noch nie jemand gewesen, der nur eine Linie fahren kann. Ich arbeite immer an Innovationen, an besseren Prozessen. Die Idee zu eSelly hatte ich vor zweieinhalb Jahren. Da war mir direkt klar: Das kann etwas ganz Großes werden, das muss in die Welt hinaus. Aber ich muss zugeben: Ganz einfach ist die Doppelrolle nicht, das habe ich mittlerweile erkannt und arbeite natürlich an einer Lösung.

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