Bitcoin und Co. Bitcoin: Der geplatzte Traum vom Inflationsschutz

Der Bitcoinkurs bewegt sich aktuell nur seitwärts Quelle: REUTERS

Seit dem Terra-Crash haben sich die Kurse der Kryptowährungen kaum erholt. Was Regulierung, Zinsen und ein neuer Coin damit zu tun haben.

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Wohl kaum eine Assetklasse hat derart viele skurrile Geschichten zu bieten wie der Markt für Kryptowährungen. Die neueste hat mit Eistee zu tun: Nachdem der angebliche Stablecoin TerraUSD sich als nicht so stabil erwies, seine Bindung an den Dollar verlor und mit seinem Crash gleich den ganzen Kryptomarkt mit nach unten riss (warum das so war, ist hier nachzulesen), kam ein Stablecoin auf den Markt, der tatsächlich wertstabil sein soll – der USDTea.

Der Wert des Tokens ist nicht an den Dollar geknüpft oder gar an eine andere Kryptowährung, sondern an ein reales Gut: an eine Dose Eistee der US-Marke Arizona. Die kostet nämlich schon seit Jahrzehnten immer 0,99 Dollar, begründen die Erfinder des USDTea, eine Gruppe von Tech-Künstlern namens Mossy, die Wahl des Eistees. 1000 Token wurden zunächst ausgegeben, dafür hat das Team 1000 Dosen eingelagert. Wer seinen Token tauschen will, sendet ihn inklusive Bearbeitungsgebühr an Mossy und bekommt dafür das süße Getränk zugeschickt.

Sicherlich ist das Eistee-Beispiel wenig mehr als eine Anekdote am Rande. Aber es zeigt, dass der Fall TerraUSD noch nachhallt. Und, dass Kryptowährungen eben weiterhin eine noch sehr junge, sich entwickelnde Assetklasse sind.

Noch haben sich Bitcoin, Ether und Co nicht von ihrem Crash in den vergangenen Wochen erholt. Der Bitcoin, die gemessen an der Marktkapitalisierung größte Kryptowährung, pendelt seitdem leicht unter der Marke von 30.000 Dollar. Auch der Preis für Ether, die Kryptowährung der Blockchain Ethereum, ist weit von früheren Höchstwerten entfernt.

Das ist einerseits verwunderlich. Einige Experten hatten erwartet, dass vor allem institutionelle Investoren die niedrigen Preise zum Nachkaufen nutzen könnten. Das scheint allerdings aktuell nicht in nennenswertem Ausmaß zu passieren. Daran könnte auch die allgemeine Marktlage schuld sein. Immer mehr zeichnet sich ab, dass die Kursentwicklung von Kryptowährungen stark mit der von Techaktien zusammenhängt.

Inflationsschutz? Nicht wirklich...

Beide haben massiv vom billigen Geld der Notenbanken profitiert, welches irgendwo angelegt werden musste. Nun, da die Zentralbanken rund um den Globus die Zinsen erhöhen und ihre Anleihekäufe reduzieren, ist es mit den Zuflüssen vorbei und die Kurse brechen ein.

Das hat zur Folge, dass insbesondere der Bitcoin sein Attribut, dank der natürlichen Knappheit (die Menge an Bitcoin ist auf 21 Millionen begrenzt) ein möglicher Schutz gegen Inflation zu sein, nicht eingelöst hat. Seit Mitte vergangenen Jahres sind die Inflationsraten massiv gestiegen. Der Kurs des Bitcoin ist seitdem leicht gesunken, gegenüber dem Allzeithoch im November hat die Kryptowährung sogar über 50 Prozent an Wert verloren.

Ein Grund für die aktuelle Zurückhaltung dürfte die Regulierung sein. Der Terra-Absturz und die zwischenzeitlichen Sorgen um den größten Stablecoin Tether haben die Regulierer hellhörig werden lassen. US-Finanzministerin Janet Yellen hat bereits angekündigt, algorithmische Stablecoins wie Terra, deren Wert nicht an eine Währung, sondern an andere Token geknüpft ist, strenger zu kontrollieren oder gar ganz zu verbieten. Auch in der EU sollen Stablecoins ausschließlich dann erlaubt sein, wenn sie mit einer klassischen Währung besichert sind.

Meinungsstarke Kritikerin bei der EZB

Die Europäische Zentralbank ist ohnehin nicht von Kryptowährungen überzeugt, im Gegenteil: EZB-Chefin Christine Lagarde erklärte kürzlich gar, ihrer Einschätzung nach seien Kryptowährungen „nichts wert“, da sie auf nichts basieren und es keinen zugrunde liegenden Vermögenswert gebe, der als Sicherheitsanker fungiere. Sie mache sich, so Lagarde, Sorgen um Menschen, die die Risiken nicht verstünden.

Zudem veröffentlichte die EZB zuletzt einen Report, in dem die Analysten der Zentralbank die Risiken von Kryptowährungen für die Finanzmärkte darlegen. Kryptowährungen, so heißt es dort, seien für die meisten Privatanleger nicht geeignet.

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Es scheint fast, als wolle die EZB mit ihrer Krypto-Skepsis die Aufmerksamkeit wieder mehr in Richtung eines digitalen Euro lenken, also einer digitalen Währung unter dem Dach der Zentralbank. Bisher ist die Notenbank in der Entwicklung nicht Vorreiter, andere Zentralbanken in Ländern wie Schweden oder China sind deutlich weiter.

Der Technologie, die hinter Kryptowährungen steckt, scheint Lagarde jedenfalls keinen Wert beizumessen. Dabei birgt die Blockchain, das dezentrale Datenprotokoll auf dem viele Kryptowährungen basieren, zahlreiche Geschäftsmodelle. Lediglich Lagardes Sohn scheint davon überzeugt zu sein. Gegen ihren Rat, räumt die Zentralbankerin ein, habe er in Kryptowährungen investiert. „Er ist ein freier Mann“, sagt Lagarde.

Lesen Sie auch: Der Kryptoschreck – wie Stablecoins den gesamten Kryptomarkt ins Wanken gebracht haben.

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