Börse für Einsteiger – Teil 1 Warum Vermögensaufbau mit Aktien?

Aktien haben für Privatanleger beim Vermögensaufbau trotz der Verlustrisiken viele Vorteile und Chancen. Quelle: Illustration

Vor Aktien schrecken viele Deutsche zurück. Wer aber sein Vermögen langfristig vermehren möchte, kommt kaum darum herum. Warum Angst vor dem Investieren unnötig ist – und wie es geht, zeigen wir in unserer neuen Serie.

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Viele Sparer in Deutschland machen aus Angst einen großen Bogen um die Börse. Das muss nicht sein, denn Börsengeschäfte sind gar nicht so kompliziert und bieten in Zeiten von Nullzinsen die besten Renditechancen. Karl Balz, Experte in der Anlegerschutz- und Investmentfirmen-Gruppe der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA, legt selbst seit 20 Jahren an der Börse an und kennt die Irrtümer und Fallstricke. In seinem Börsen-1x1 für Privatanleger erklärt er leicht verständlich, was Sparer bei ihren ersten Schritten an der Börse wissen müssen und welche Fehler es zu vermeiden gilt. Sein Anlegerleitfaden erscheint in acht Teilen auf wiwo.de - und ist für Abonnenten hier auch vollständig als Dossier abrufbar.

Was will ich mit dem Anleger-Guide erreichen?

Diese Serie soll keine wissenschaftliche Ausarbeitung, sondern ein Leitfaden für den langfristigen Vermögensaufbau mit Aktien, Anleihen und Wertpapierfonds sein. (Hier als Dossier herunterladen) Ich richte mich an den relativ unerfahrenen Anleger, der sich bislang vor allem auf den Rat seines Anlageberaters verlassen hat. Ziel ist es, Dir durch ein paar einfache Erkenntnisse Geld zu sparen und so Deinen Investmenterfolg zu steigern. Die Darstellungen und Erklärungen verzichten bewusst auf Fachjargon und sollen auch für den Laien leicht verständlich sein.

Die Grundsatzentscheidung, ob Du überhaupt und welchen Teil Deines Vermögens Du in Wertpapiere investieren willst, sollte bereits erfolgt sein. Ich werde Dir nicht sagen, wie viel von Deinem Vermögen Du in Aktien, Anleihen oder andere Anlageklassen investieren sollst. Das hängt viel zu sehr von Deinen individuellen Verhältnissen und Anlagezielen ab. Verraten will ich allerdings, dass sich in der Vergangenheit mit Aktien die besten Anlageerfolge erzielen ließen.

Nicht behandelt werden in dieser Serie Investitionen in:

Eigenheime
Ob es sich lohnt und ob der Kauf eines Eigenheims eine gute Investition und gute Altersvorsorge ist, ist Glaubensfrage. Ich habe viele italienische und englische Kollegen, die diese Frage klar bejahen würden. Für einen Italiener oder Engländer gehört das Wohnen in den eigenen vier Wänden einfach zum guten Ton.

Zuzugeben ist, dass aufgrund der stark gestiegenen Immobilienpreise auch in Deutschland viele Eigentümer von Wohnungen und Häusern in vielen Regionen recht ordentliche Gewinne erzielt haben. Das insbesondere, wenn die Immobilie nicht ausschließlich mit eigenem Geld, sondern auch mit Bankdarlehen finanziert wurde.

Beispiel Kreditfinanzierter Kauf einer Wohnung

Anschaffungspreis: 300.000 Euro
Eigenes Geld: 150.000 Euro
Bankdarlehen: 150.000 Euro
Wertanstieg seit Erwerb: 150.000 Euro

Wenn man die Zinszahlungen, die sich augenblicklich auf historisch niedrigem Niveau befinden, außer Acht lässt, hat der Wohnungskäufer in diesem Beispiel 100 Prozent Gewinn auf sein eigenes eingesetztes Geld erzielt, obwohl die Wohnung im Wert nur um 50 Prozent gestiegen ist. Das ist der Effekt von Fremdfinanzierung oder Leverage, wie es in der Fachwelt heißt.

Trotzdem bin ich kein Fan von Immobilien (nicht von eigengenutzten und noch weniger von Vermietungsobjekten). Erstens machen sie viel Arbeit. Zweitens möchte ich keine Schulden haben, ohne die ein Immobilienerwerb aber nur selten möglich ist. Drittens möchte ich mich nicht geografisch binden. Viertens scheue ich die hohen Erwerbskosten. Makler- und Notarkosten, Grunderwerbssteuer und andere mit dem Immobilienkauf zusammenhängende Kosten können sich leicht auf 15 Prozent des Wertes der Immobilie belaufen, sodass man am Tag 1 erst einmal ordentlich unter Wasser ist und sein Vermögen mit Blick auf diese Anlage erst einmal um 15 Prozent geschmälert hat.

Auf der Plus-Seite steht, dass Immobilien in Deutschland steuerlich privilegiert sind. Zehn Jahre nach dem Erwerb können Gewinne bei der Veräußerung steuerfrei eingestrichen werden, was bei Kapitalanlagen nicht der Fall ist.

Ich selbst habe in meinem Leben jedenfalls noch keine Immobilie erworben.

Letztlich bleibt es dabei: Das Thema Eigenheim ist emotional besetzt, und ich habe weder die Erfahrung noch den Mut, jemandem bei diesem Thema einen Rat zu erteilen.

Versicherungsprodukte

Kranken- und Haftpflichtversicherung sind Pflicht. Alles andere ist optional und hängt von den eigenen Lebensumständen ab. Wenn ich gut verdiene, kein Vermögen, dafür aber vier kleine Kinder habe, empfiehlt sich eine Lebensversicherung, die meine Hinterbliebenen im Todesfall absichert. Auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung mag im Einzelfall sinnvoll (wenngleich auch nicht billig) sein. Auch hier kann ich keine allgemeingültigen Ratschläge erteilen. Ich selber habe nur eine Kranken- und eine Haftpflichtversicherung.

Abraten möchte ich von Versicherungen, die nicht zur Absicherung bestimmter Risiken, sondern als Vermögensanlage eingegangen werden. Fondssparen im Versicherungsmantel und dergleichen ist vor allem eins: teuer. Das Gleiche gilt für Lebensversicherungen, die nicht mehr steuerlich privilegiert sind und die in der Niedrigzinsphase kaum noch Erträge abwerfen.

Riester

Die Riester-Rente ist letztlich gescheitert. Im Niedrigzinsumfeld hat sie sich nicht bewährt, hier kann sie nicht funktionieren. Einzig wegen der staatlichen Förderung mag sie sich für manche in der Vergangenheit gelohnt haben.

Eines der Kernprobleme der Riester-Rente ist die Kapitalgarantie, die Anbieter von Gesetzes wegen aussprechen müssen. Die Garantie besagt, dass am Ende des Riester-Sparens mindestens das von Dir eingezahlte Geld für die Auszahlung zur Verfügung stehen muss. Das bringt Dir in Anbetracht des Kaufkraftverlusts (Inflation) aber letztlich wenig. Angenommen, Du hast 50.000 Euro über die Jahre eingezahlt und bekommst diese in 30 Jahren zurück, dann sind diese selbst bei der derzeit niedrigen Inflation dann deutlich weniger wert. Verloren hast Du also eh.

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