Dax-Ausblick Alle Augen auf der Daimler-Aktie

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„Für die Aktienmärkte sind dies keine guten Nachrichten“

Neue Hinweise auf die weiteren geldpolitischen Aussichten erhoffen sich Anleger zunächst am Dienstag, wenn der neue Vorsitzende der US-Zentralbank Jerome Powell im Kongress auftritt. Hier könnte der Fed-Chef erstmals andeuten, welchen Kurs die Notenbank unter seiner Führung forcieren wird. Experten der Commerzbank gehen nach dem jüngst veröffentlichten Januar-Protokoll der Fed davon aus, dass die Wahrungshüter in den USA die Leitzinsen bereits im März weiter erhöhen werden und es 2018 insgesamt vier Schritte geben wird. „Dies wäre eine stärkere Anhebung als die Fed im Dezember in ihren letzten Projektionen in Aussicht gestellt hatte, als sie von drei Schritten ausging“, gibt Commerzbank-Ökonom Christoph Balz zu bedenken.

Ob die Zinsängste der Investoren für die Eurozone im Einklang stehen mit der Inflationsentwicklung könnten die Verbraucherpreis-Daten für Februar deutlich machen, die am Mittwoch veröffentlicht werden. Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets warnt davor, dass die Zentralbanken einen Drahtseilakt vor sich haben: „Sie müssen das Undenkbare schaffen: Dem Markt das Ende der Medikamente verkaufen, ohne dass die Entzugserscheinungen allzu großen Schaden anrichten."

Für wachsende Skepsis an den Börsen sogt zudem, dass die Konjunkturdaten inzwischen nicht mehr ganz so regelmäßig die Erwartungen der Volkswirte übertreffen. Ende vergangener Woche war etwa mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex der wichtigste Frühindikator für die deutsche Volkswirtschaft enttäuschend ausgefallen.

„Für die Aktienmärkte sind dies keine guten Nachrichten. Lässt das konjunkturelle Momentum nach, drückt dies auf die Gewinnschätzungen der Unternehmen, was in den nächsten Monaten für anhaltenden Gegenwind an den Börsen spricht“, urteilt Daniel Hartmann, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Bantleon. Daher werden Marktbeobachter in den kommenden Tagen auch Stimmungsindikatoren in Europa und auf der anderen Seite des Atlantiks genau unter die Lupe nehmen: Zunächst rückt das Wirtschaftsvertrauen für die Eurozone in den Fokus, das am Dienstag veröffentlicht wird. Einen Tag später konzentrieren sich hierzulande die Blicke auf die Verbraucherseite mit dem deutschen GfK-Konsumklima. Schließlich stehen in den USA am Freitag Daten zum dortigen Konsumentenvertrauen für Februar an.

In Deckung bleiben dürften viele Börsianer zudem, weil am kommenden Wochenende wichtige politische Weichenstellungen anstehen: Die SPD will am Sonntag das Ergebnis ihrer Mitgliederbefragung zur geplanten Großen Koalition bekanntgeben, zugleich wird in Italien ein neues Parlament gewählt. Damit befinden zwei wichtige Länder der Eurozone gleichzeitig darüber, ob jeweils eine stabile Regierung gebildet werden kann.

Zwar dürfte Experten zufolge eine Ablehnung des Koalitionsvertrages durch die SPD-Mitglieder die Börsen nicht sonderlich erschüttern. „Die Wirtschaft läuft auch ohne Regierung gut“, sagt etwa Folker Hellmeyer, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Solvecon-Invest. Der Dax werde einen möglichen Rücksetzer sicher binnen weniger Stunden wettmachen können. Einflussreicher für die Aktienmärkte sei allerdings, ob eine funktionsfähige Regierung in Rom zustande kommt. Experten befürchten einen deutlichen Erfolg für die Euro-skeptischen Parteien Italiens und langwierigen Koalitionsgespräche.

Anleiheinvestoren machte die Ungewissheit über den Ausgang des Urnengangs im Stiefelstaat bereits in den vergangenen Handelstagen zu schaffen: Die Kurse der zehnjährigen italienischen Titel fielen, im Gegenzug kletterte die Rendite in der abgelaufenen Woche um zehn Basispunkte und steuerte damit auf den größten Wochenanstieg in diesem Jahr zu. Am Freitag lag die Rendite zeitweise bei 2,103 Prozent. Deutsche Staatsanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit und andere Anleihen aus dem Kern der Eurozone rentierten dagegen zum Wochenschluss niedriger. Der Abstand zu Peripheriebonds, der als Signal für steigende politische Risiken innerhalb der Eurozone gilt, weitete sich dadurch aus.

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